Robeco: Verknüpfung von wirtschaftlichen Aktivitäten mit UNO-Nachhaltigkeitszielen

Robeco: Verknüpfung von wirtschaftlichen Aktivitäten mit UNO-Nachhaltigkeitszielen
Studie

Ein neues Forschungspapier beschreibt die Auswirkungen wirtschaftlicher Tätigkeit auf die Erreichung der UN-Ziele zur nachhaltigen Entwicklung (SDGs).

13.07.2020 | 10:26 Uhr

Jan Anton van Zanten, SDG Strategist


In aller Kürze

  • Die Untersuchung stellt eine Verbindung zwischen wirtschaftlichen Aktivitäten sowie den 17 SDGs und 169 Unterzielen her
  • Ein Nexus-Ansatz ist zum Management positiver und negativer Beiträge erforderlich
  • Die Ergebnisse zeigen, dass es zahlreiche Chancen gibt, die SDGs voranzubringen


Die SDGs sind 17 Ziele zur Verbesserung der menschlichen Gesellschaft und der ökologischen Nachhaltigkeit, die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden. Sie decken eine große Bandbreite von Nachhaltigkeitsthemen ab, von der Beseitigung des Hungers und des Kampfes gegen den Klimawandel bis hin zur Förderung verantwortungsbewussten Konsums und einer nachhaltigeren Gestaltung der Städte.

Die Wirtschaftstätigkeit von Unternehmen kann sich auf jedes der 17 SDGs und seiner 169 Unterziele positiv wie negativ auswirken. Robeco und andere Investoren haben Strategien entwickelt, die auf solche Unternehmen abzielen, die je nach Geschäftstätigkeit einen positiven Nettobeitrag leisten können.

Doch wie können individuelle wirtschaftliche Aktivitäten, die von der Herstellung von Konsumgüter bis hin zum Angebot von Finanzdienstleistungen reichen, etwas Positives bewirken? Dies wurde in einem Forschungspapier untersucht, das von Jan Anton van Zanten, SDG Strategist in Robecos SI Center of Expertise, und Rob van Tulder, Professor of International Business & Society Management an der Rotterdam School of Management (Erasmus-Universität), verfasst wurde.

Arten wirtschaftlicher Aktivitäten

„Unternehmen gehen zahlreichen unterschiedlichen Wirtschaftstätigkeiten nach“, sagt Van Zanten, der derzeit eine Doktorarbeit über die Rolle des Privaten Sektors im Hinblick auf Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung im Allgemeinen und zu den SDGs im Speziellen schreibt. „Diese Aktivitäten ermöglichen unsere Lebensgrundlage, sie produzieren Gütern und erbringen Dienstleistungen, mit denen die Menschen ein besseres Leben führen können, sie können aber auch negative Auswirkungen haben.“

„Dabei wirken sich verschiedene wirtschaftliche Aktivitäten auf unterschiedliche SDGs aus. Allerdings gibt es keine ausreichende Evidenz im Hinblick auf die Frage, in welchem Zusammenhang individuelle Wirtschaftstätigkeit mit den SDGs steht. Diese mangelnde Grundlage erschwert es Unternehmen, Regierungen und Investoren, intelligente SDG-Strategien zu entwickeln, die auf positive Nettobeiträge abzielen. Wir hoffen, dass die Ergebnisse unserer Forschungen zur Schließung dieser Lücke beitragen.“

Van Zanten und Van Tulder haben systematisch 876 Artikel ausgewertet, die zwischen 2005 und 2019 publiziert wurden und die 420 wirtschaftliche Tätigkeiten abdecken, um deren Verbindung mit den SDGs und ihren Unterzielen besser zu verstehen. Das Papier mit dem Titel „Towards nexus-based governance: Defining interactions between economic activities and Sustainable Development Goals“ fasst die zutage geförderten positiven und negativen Verknüpfungen zusammen.

Goals


Vielfältige Möglichkeiten

„Auf der übergeordneten Ebene machen die Ergebnisse deutlich, dass wirtschaftliche Tätigkeiten vielfältige Möglichkeiten mit sich bringen, die SDGs voranzutreiben“, sagt Van Zanten. „Die meisten sind Quellen der wirtschaftlichen Produktivität, die sich unmittelbar positiv auf SDG 8 (gute Arbeit und Wirtschaftswachstum) oder SDG 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur) auswirken.“

„Viele weitere wirtschaftliche Tätigkeiten schaffen Güter oder erbringen Dienstleistungen, mit denen die Leute ihre Grundbedürfnisse stillen, und tragen damit zu etlichen der Ziele bei – von SDG 2 (Beseitigung des Hungers) bis SDG 11 (nachhaltige Städte und Gemeinschaften).“

„Allerdings sind auch negative Effekte stark verbreitet, vor allem solche, die die Ökosysteme beeinträchtigen, die in SDG 14 (Meereslebewesen) und SDG 15 (Landlebewesen) genannt sind. Andere wirken sich negativ in Form globaler Erwärmung aus und beeinträchtigen damit SDG 13 (Klimabezogenes Handeln) oder schaden der menschlichen Gesundheit (SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen).“

Die Möglichkeiten unterscheiden sich nach den einzelnen wirtschaftlichen Aktivitäten. „Die Landwirtschaft beispielsweise ernährt die Menschen und hat damit eindeutig das Potential, zu SDG 2 (Beseitigung des Hungers) beizutragen“, sagt er. „Allerdings entfallen auf sie auch 70 % der weltweiten Wasserentnahme, was Sorgen im Hinblick auf SDG 6 (Wasser und Abwasser) bereitet. Gleichzeitig gefährdet der Einsatz von Dünger und Pestiziden die SDGs 14 und 15 (Land- und Meereslebewesen).“

„Ein weiteres Beispiel ist die Stromerzeugung, die SDG 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur) zugutekommt. Wenn aber Strom aus nicht-erneuerbaren Quellen produziert wird, ist SDG 13 (klimabezogenes Handeln) in Gefahr. Außerdem kann die Erreichung von SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen) infolge von Luftverschmutzung beeinträchtigt werden. Schätzungen zufolge könnte in China der Verlust von 15 Millionen Lebensjahren infolge von Luftverschmutzung durch Stromerzeugung vermieden werden.“

Nutzung des Nexus-Ansatzes

Van Zanten sagt, dass die Ergebnisse dabei helfen können, bessere Strategien zu entwickeln, um in die Ziele zu investieren und zu deren Erreichung beizutragen. „Wissenschaftler und Politiker erkennen zunehmend, dass die Fortschritte im Hinblick auf die SDGs durch einen Nexus-Ansatz beschleunigt werden können“, sagt er.

„Angesichts der Tatsache, dass Fortschritt bei einem SDG gleichzeitig den Fortschritt bei einem anderen SDG hemmen kann, zielt ein Nexus-Ansatz darauf ab, die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen den SDGs zu nutzen, um mehrere SDGs gleichzeitig voranzutreiben und das Risiko zu verringern, dass Beiträge zu einem SDG den Fortschritt bei einem anderen beeinträchtigen.“

„Beispielsweise kann die Beseitigung des Hungers (SDG 2) die Gesundheit und das Wohlergehen (SDG 3) verbessern und den Menschen helfen, der Armut zu entkommen (SDG 1). Indem man diese SDGs gemeinsam angeht, anstatt sie isoliert zu betrachten, besteht die Chance auf größere positive Auswirkungen“.

„Indem unsere Untersuchungen positive und negative Auswirkungen wirtschaftlicher Aktivitäten auf die SDGs bestimmen, kann dies zur Definition derjenigen Wirtschaftstätigkeit beitragen, die mehrere SDGs voranbringen und die negative Auswirkungen anderer Aktivitäten ausgleichen können. Das birgt das Potential zur Schaffung eines gemeinsamen positiven Nutzens im Hinblick auf mehrere SDGs, verringert das Risiko negativer Wechselwirkungen und erhöht damit den Nettoeffekt.

Zum vollständigen Papier gelangen Sie hier

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