ING: Don't cry for me, Argentina

Die Verhandlungen zwischen Argentinien und einem US- Hedgefonds sind gescheitert. Argentinien hat die Staatspleite nicht abwenden können. Doch das Land war auf den Zahlungsausfall vorbereitet.

01.08.2014 | 11:36 Uhr

Die betroffenen Parteien (Argentinien, die Anleiheinhaber und der vom US-Gericht ernannte Vermittler) haben in den vergangenen Tagen lange miteinander verhandelt, die Frist ist gestern Nacht am 31. Juli 2014 abgelaufen. Der Hedgefonds hatte Argentinien auf eine Rückzahlung von Schulden in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar verklag, doch Argentinien verweigerte die Zahlung.

Argentinische Anleihen erholten sich während der Verhandlungen, weil auf eine Einigung in letzter Minute gehofft wurde. Einige Elemente, die Teil einer zumindest vorläufigen Lösung hätten sein können, stimmten die Märkte optimistisch (z.B. hatten Inhaber von umzutauschenden Anleihen, die zu einem Verzicht auf die Rufo-Klausel (The expiration of Rights Upon Future Offers) bereit waren, eine vorübergehende Aussetzung beantragt, und argentinische Banken hatten den Klägern als Gegenleistung für eine dreimonatige Aussetzung eine Bürgschaft bzw. eine direkte Übernahme der von den Klägern gehaltenen Anleihen angeboten). Unglücklicherweise konnten sich die Parteien jedoch nicht einigen. Der Richter setzte seine Anordnung zur Blockierung des Schuldendiensts nicht aus, und S&P senkte sein Rating für Argentinien auf „SD“ (selective default). Dieses Ergebnis ist zweifelsohne enttäuschend.

Derzeit lässt sich nur sehr schwer vorhersagen, wie argentinische Anleihen insgesamt im Vergleich zum Index abschneiden werden. Am Markt geht das Gerücht um, dass Mitglieder des argentinischen Bankenverbands ADEBA oder eine Gruppe internationaler Banken bereit seien, die Ansprüche der Anleiheinhaber zu übernehmen. Wir können nicht sagen, ob dies tatsächlich der Fall sein wird. Wenn ein solcher Schritt in den kommenden Tagen oder Wochen erfolgt, dürfte Argentinien den Zahlungsausfall verkraften können. Mit der Ratingherabstufung auf SD durch S&P war zu rechnen. S&P hatte angedeutet, dass es das Rating auf SD senken werde, wenn die Anleiheinhaber die Zahlung aus dem Kupon nicht erhielten (auch wenn Argentinien dafür Rückstellungen vornahm). S&P hat ebenfalls angedeutet, dass die Herabstufung rückgängig gemacht wird, wenn Argentinien den Zahlungsausfall abfedern kann.

Unseres Erachtens dürften den Entwicklungen in Argentinien insgesamt keine größeren Auswirkungen auf Schwellenländer-Hartwährungsanleihen haben. Argentinien ist seit 2001 praktisch von den internationalen Rentenmärkten abgeschnitten, und der Anteil der ausstehenden argentinischen Staatsanleihen am gesamten Markt für Schwellenländer-Hartwährungsanleihen ist sehr gering. Argentiniens Wirtschaft ist auf den Zahlungsausfall vorbereitet und dürfte nicht wie im Jahr 2001 einen Schock erleiden. Zudem rechnen wir nicht mit größeren Schäden für die Weltwirtschaft, da das Land weniger als 1% des globalen BIP erwirtschaftet.

Der Ausblick im pdf-Dokument

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