ASI: Small Caps – Auf Qualität setzen

ASI: Small Caps – Auf Qualität setzen
Small-Caps

Der Markt für Small Caps vollzieht eine dramatische Wende. Nach einer jahrelangen Outperformance ist das Interesse an Wachstumswerten dieser Größenordnung geschwunden.

24.08.2021 | 08:14 Uhr

Qie Zhang, Investment Director, Equities - North America

Die Rally bei den Substanzwerten dagegen ist so stark wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.1 Eine große Überraschung ist diese schwindelerregende Wende jedoch nicht, denn erfahrungsgemäß entwickeln sich Substanzwerte in Phasen der wirtschaftlichen Erholung tendenziell besser als Wachstumstitel.

Ein global synchroner Startschuss für eine wirtschaftliche Erholung ist für die meisten Unternehmen positiv. Dank erfolgreicher Impfprogramme erleben die USA einen kräftigen Aufschwung, was insbesondere bei den Small Caps Substanzwerte beflügelt. Gut zehn Jahre standen diese im Schatten der boomenden Wachstumsaktien und eine Wende war lang überfällig.

Die Wahl zwischen Wachstum und Substanz ist unseres Erachtens jedoch nicht der springende Punkt. Entscheidend ist aus unserer Sicht die Qualität.

Wettbewerbsvorsprung

Wir geben Unternehmen mit langfristigen Wachstumstreibern und einem Wettbewerbsvorteil gegenüber Peers den Vorzug. Dabei konzentrieren wir uns auf Marktführer mit überlegenem Chancen- und Risikomanagement, die auch Umwelt-, Sozial- und Governancefaktoren (ESG) berücksichtigen. Die Identifizierung solcher Unternehmen zu vernünftigen Preisen halten wir für erstrebenswerter, als temporären Marktpräferenzen nachzulaufen.

Die derzeit starke Performance bei den Small-Cap-Substanzwerten ist unseres Erachtens eine vorübergehende Jagd nach Schrott-Aktien. Ein nachhaltiger Markttrend ist dies nicht. Gewöhnlich haben Small-Cap-Substanzwerte eine ganze Reihe von Schwächen: niedrige Eintrittsschwellen, begrenzte Preismacht und häufig auch hohe Schulden. So lassen sich unserer Meinung nach langfristig keine Erträge erwirtschaften, die regelmäßig mehr als nur die Kapitalkosten decken.

Qualitätsunternehmen dagegen bieten höheres Potenzial für langfristiges Wachstum sowie Preis-, Ergebnis- und Cashflow-Steigerungen – auch bei nach Tiefständen derzeit steigenden Kapitalkosten. Unternehmen mit solchen Qualitätsmerkmalen und einem Fokus auf Themen, die noch auf Jahre von Bedeutung sein werden, halten wir für langfristig überzeugende Anlagechancen.

„Verborgene Schätze“

Unter diesen Qualitätswerten besitzen Small Caps besondere Stärken. Hier finden sich tendenziell höhere Ineffizienzen, denn diese Assetklasse steht nicht im Zentrum des Interesses und wird von der Sell-Side weniger stark beobachtet. Für geduldige Anleger, die diese „verborgenen Schätze“ heben und Ineffizienzen nutzen, kann sich daraus Potenzial für Ertragssteigerungen ergeben.

Die Fokussierung auf Qualität bei Small-Cap-Unternehmen könnte zudem für Anleger attraktiv sein, die auf ESG-Faktoren Wert legen. Naturbedingt treten kleinere Unternehmen eher in den Dialog mit ihren Aktionären als größere. Aufgrund der großen Zahl der Aktionäre ist es bei größeren Unternehmen schwieriger, sich Gehör zu verschaffen. Zudem haben kleinere Unternehmen möglicherweise noch keinen Rahmen für ESG-Faktoren geschaffen, sodass Aktionäre in einem früheren Stadium hier mehr Einfluss nehmen können. Auch sind Vorstandsmitglieder kleiner Unternehmen greifbarer, sodass Anleger potenziell stärker auf sie einwirken könnten.

Hi-Tech

Anleger mögen sich fragen, woran wir Qualität festmachen. Üblicherweise untersuchen wir Branchen und Unternehmen auf folgenden Ebenen: Branche, Unternehmen, Management, Bilanzstärke und ESG. Im Technologiesektor etwa finden sich eine Reihe von Unternehmen, die unseren Qualitätsanforderungen entsprechen. Ihre Produkte reichen von Software für die Abwehr von Cyberangriffen bis zu Halbleiter-Equipment für die Produktion hochwertiger Chips für Elektrofahrzeuge. Der Technologiesektor wird von starken langfristigen Trends getragen, die den besten Unternehmen hohes Wachstumspotenzial bieten.

Bei guter Gesundheit

Auch im Gesundheitswesen, infolge der Rally bei Substanzaktien nicht sonderlich begehrt, erkennen wir eine Reihe von Qualitätstiteln. Der Teilsektor Biotechnologie zeigte 2020 eine der besten Wertentwicklungen. Für Biopharma war 2020 tatsächlich das beste Jahr aller Zeiten2 , aber derzeit ist der Teilsektor für den Großteil der Underperformance seit Jahresbeginn verantwortlich. Dennoch erkennen wir weiterhin Chancen in diesem Sektor, der unseres Erachtens noch auf Jahrzehnte die Innovationsführerschaft behaupten und weitere lebensverändernde Arzneimittel hervorbringen wird.

Ganz anders die Energiebranche, die im bisherigen Jahresverlauf von einem zyklischen Schub profitiert. Allgemein hängt der Erfolg der meisten Energieunternehmen jedoch von Angebot und Nachfrage bei Energierohstoffen ab. Daher bietet die Branche weniger Wachstumschancen und Bilanzstärke als Technologie, Gesundheitswesen und andere Branchen.

Abschließende Erwägungen

Die Entscheidung zwischen Wachstum und Substanz wird sicher weiter diskutiert werden. Wir aber setzen auf Qualität. In Verbindung mit einem disziplinierten Bewertungsansatz führt diese Philosophie unseres Erachtens langfristig zu Ergebnissen. Einige Qualitätstitel mögen sich auf kurze Sicht unterdurchschnittlich entwickeln. Störgeräusche auszublenden und ganz auf Qualität zu setzen ist unseres Erachtens jedoch der beste Ansatz für langfristig gewinnbringende Anlagen.

1 Financial Times, „US small-cap value outperforms by widest margin since 2nd world war,“ März 2021.
2 Forbes, „The Biotech Paradox Of 2020: A Year In Review,“ Januar 2021.

WICHTIGE HINWEISE

Die Aktien von Unternehmen mit geringer und mittlerer Marktkapitalisierung (Small Caps) unterliegen größeren Risiken und stärkeren Schwankungen als Aktien von größeren, länger etablierten Unternehmen.

© abrdn

Investitionen beinhalten Risiken. Der Wert von Anlagen und die daraus entstehenden Erträge können sowohl fallen als auch steigen, und es ist möglich, dass ein Investor weniger als den investierten Betrag zurückerhält. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf zukünftige Ergebnisse zu.

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