NN IP: Europäische Small Caps attraktiv bewertet

Small-Caps

Small Caps seien jetzt attraktiv bewertet, da sich ihr innerer Wert nicht im gleichen Maße verändert haben dürfte. Im Allgemeinen sind günstige Bewertungen ein guter Ausgangspunkt für eine Investition, doch bei kleinen Unternehmen gibt es einen zusätzlichen potenziellen Treiber: Unternehmensdeals.

24.01.2019 | 13:21 Uhr

Bei den aktuellen Bewertungen werden kleine Unternehmen zu einer leichten Beute für größere Unternehmen und Private-Equity-Gesellschaften. Vor allem Small Caps mit starken Bilanzen und gesunden Geschäftsmodellen, die aktuell aufgrund des niedrigeren Wirtschaftswachstums mit einem Abschlag notieren, sind für Investoren mit einem längeren Anlagehorizont und einer geringeren Anfälligkeit für zyklische Bewegungen attraktiv.

Private Equity nimmt europäische Small Caps wieder ins Visier

Einer der Trends, den wir in den vergangenen Jahren gesehen haben, sind die stetigen Zuflüsse in Private-Equity-Fonds. Diversifikationsvorteile, die Illiquiditätsprämie und vor allem die Suche nach Rendite in Folge der Finanzkrise sind die Gründe, warum Asset Allokatoren ihre Ausrichtung auf diese Anlageklasse erhöht haben. Infolgedessen konnte diese Anlageklasse mehr Kapital beschaffen als je zuvor, und ein Großteil dieses Kapitals wartet noch darauf, investiert zu werden.

Unterdessen erlebten die Aktienmärkte für kleinere Unternehmen ein volatiles Jahr, insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2018. Der MSCI Europe Small Cap Index ging von seinem Höchststand Mitte Juni um über 20% zurück. Makroökonomische und politische Faktoren sind die Hauptursachen der Schwankungen, darunter die Handelsspannungen zwischen China und den USA, die Angst vor einem ungeregelten Brexit und politische Turbulenzen in Italien. Auf Unternehmensebene gab es bisher allerdings keine beunruhigenden Nachrichten. In unseren Treffen mit den Geschäftsleitungen der Unternehmen, in die wir investieren, haben wir zuletzt viel über steigende Inputkosten und die Fähigkeit der Unternehmen, diese an ihre Kunden weiterzugeben, gesprochen, aber kaum über ein rückläufiges Umsatzwachstum, da es dies praktisch nicht gab. Wir erwarten daher, dass die aktuellen Bewertungsniveaus das Interesse von Private-Equity-Firmen und/oder von industriellen Käufern hervorrufen, die durch strategische Akquisitionen wachsen möchten.

Strategische Käufer

Auch strategische Käufer zeigen Interesse an europäischen Small Caps. Ein Beispiel ist das chinesische Unternehmen Ningbo Jifeng, das im zweiten Quartal 2018 effektiv die Kontrolle über den deutschen Automobilzulieferer Grammer übernommen hat. Der Automobilsektor war einer der Sektoren, die sich 2018 am schlechtesten entwickelt haben, und einige Unternehmen haben für strategische Käufer, die eine langfristige Perspektive einnehmen, sehr attraktive Bewertungen bekommen. Deshalb könnten noch mehr Deals wie der von Ningbo Jifeng/Grammer stattfinden. Mitte Dezember berichtete Reuters, dass der indische Fahrzeugkabelhersteller Motherson Sumi Systems Ltd erste Gespräche mit dem deutschen Konkurrenten Leoni AG über eine mögliche Akquisition oder Fusion führt. Das indische Unternehmen antwortete auf diese Meldung mit einem Statement, das sein Interesse an Leoni weder bestätigte noch dementierte. In diesem Fall gibt es zwar noch kein offizielles Angebot, er ist aber ein Beispiel dafür, wie die niedrigen Bewertungen strategische Käufer anlocken.

Auch wenn makroökonomische und politische Entwicklungen die Marktstimmung möglicherweise beeinflussen, könnten Akquisitionen dem Aktienmarkt für Small Caps zugutekommen. Einerseits ist in den vergangenen Jahren viel Kapital eingesammelt worden, das auf eine Investition wartet, andererseits standen die Kurse der Small Caps in den vergangenen Monaten stark unter Druck, was sie zu interessanten Zielen für langfristige Anleger macht.

Stefan Verkroost, Senior Portfoliomanager bei NN Investment Partners

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