WisdomTree: OPEC Plus überwindet erneut Pattsituation mit Mexiko und verlängert die Kürzungen

WisdomTree: OPEC Plus überwindet erneut Pattsituation mit Mexiko und verlängert die Kürzungen
Rohstoffe

Die OPEC Plus hat sich mit Ausnahme von Mexiko darauf geeinigt, die schärferen Kürzungen der Ölförderung bis in den Juli hinein zu verlängern.

08.06.2020 | 13:56 Uhr

Von Nitesh Shah, Director, Research, WisdomTree

Bei einem früher als ursprünglich geplanten Treffen am vergangenen Wochenende haben die meisten Mitglieder des Kartells zugestimmt, die Produktion bis in den Juli hinein im selben Tempo zu kürzen wie schon im Mai und Juni, anstatt anstatt sie zu verringern. Mexiko stimmte dem als einziges Land nicht zu. Somit werden die Kürzungen im Juli insgesamt anstelle der ursprünglich für Mai und Juni vereinbarten 9,7 nur noch 9,6 Millionen Barrel pro Tag (mb/d) betragen, statt der im April vereinbarten 7,7 mb/d.

Wie wir bereits vergangene Woche angedeutet haben, stellt die Terminänderung dieses Meetings ein Signal an sich dar. Obwohl ein früheres Treffen wegen eines Streits über das Level der Einhaltung fast ausgefallen war, wurde das Treffen für Freitag, den 5. Juni (für das Wochenende vom 6. und 7. Juni) angekündigt. Infolgedessen hatten die Märkte die Verlängerung um einen Monat weitgehend eingepreist. Vergangene Woche stieg WTI um 11,44, Brent um 19,73 Prozent[3]. Wir glauben nicht, dass die mangelnde Partizipation Mexikos die Marktstimmung stark eintrüben wird. Immerhin ist bereits seit dem OPEC Plus-Meeting im April bekannt, dass das südamerikanische Land von der Drosselung der Produktion nicht gerade begeistert ist.

Verbesserung bei der Einhaltung der Quoten

Neue Mechanismen zur Verbesserung der Befolgung der Vereinbarungen wurden allseits angenommen. Länder, die den Vereinbarungen in einem bestimmten Monat nicht vollständig nachkommen, müssen in den Folgemonaten für Ausgleich sorgen. Dieser neue Mechanismus könnte zu einer weiteren Hausse beim Öl führen. Unseren Erwartungen zufolge wird der Markt dies positiv aufnehmen. Aber es könnte einen „Stachel im Fleisch“ geben: Der Fortbestand des Abkommens hängt davon ab, dass die Länder ihre Quote einhalten und Mängel bei den Verabredungen bis September 2020 ausgleichen. Was ist, wenn die üblichen Abtrünnigen sich bis dahin nicht daran halten? Wird das Abkommen dann hinfällig? Wenn dies der Fall wäre, könnte eine wichtige Untergrenze der Ölpreise fallen.

Obwohl die offiziellen OPEC-Daten über die Einhaltung der Quoten noch nicht vorliegen, deuten die Bloomberg-Daten darauf hin, dass Irak und Nigeria am weitesten von der Einhaltung entfernt sind (aus der OPEC-Kerngruppe). Wenn diese Länder Anstrengungen unternehmen, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen, könnten in den nächsten Monaten weitere Kürzungen ins Spiel kommen. Zusätzliche freiwillige Kürzungen durch Saudi-Arabien (1 mb/d), die Vereinigten Emirate (100 tb/d), Kuwait (80 tb/d) und Oman (10-15 tb/d) im Juni werden den Ölmärkten ebenfalls helfen, ein Gleichgewicht zu erreichen. Saudi-Arabien hat bereits für Juli höhere Preise angekündigt.

Ein weiteres Ergebnis des Treffens ist, dass der gemeinsame Ministerielle Überwachungsausschuss (JMMC) nun monatlich zusammentreten wird, um die Einhaltungsquoten zu überprüfen. Die nächste Sitzung des JMCC wird am 18. Juni stattfinden. Dieses Treffen könnte neue Daten zur Bewertung der aktuellen Situation liefern.

Weitere außerordentliche Treffen zu erwarten

Das nächste politische Meeting der OPEC ist für den 30. November 2020 und das der Nicht-OPEC-Mitgliedern für den 1. Dezember 2020 geplant. Angesichts der Volatilität auf den Ölmärkten, der erneuten Konzentration auf die Einhaltung der Vorschriften und des sich ständig ändernden Tempos der Nachfrageentwicklung wären wir nicht überrascht, wenn in den kommenden Monaten weitere außerordentliche Treffen (d.h. außerplanmäßige Treffen) angekündigt werden.


[3] Daten vom 29.Mai 2020 bis 05.Juni 2020 unter Verwendung von Frontmonats-Futures

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