WisdomTree: Niedrige Energiepreise infolge der COVID-19-Pandemie ziehen Zuckerpreise nach unten

WisdomTree: Niedrige Energiepreise infolge der COVID-19-Pandemie ziehen Zuckerpreise nach unten
Rohstoffe

Der industrielle Verbrauch von Zucker wird sich wahrscheinlich abschwächen, da Lebensmittel- und Getränkefabriken aufgrund von Produktionsstopps und teilweiser Schließung von Restaurants betroffen sind, sagt Aneeka Gupta, Director - Research bei WisdomTree.

05.05.2020 | 12:04 Uhr

Aneeka Gupta, Director - Research bei WisdomTree

Aneeka Gupta, Director - Research bei WisdomTree

Die Preise für Zucker fiel auf 9,34 Cent[1] und erreichte damit den niedrigsten Stand eines Fronmonats-Kontrakts seit September 2007. Der rapide Rückgang der Energiepreise aufgrund einer Kombination von Angebots- und Nachfrageschocks inmitten der COVID-19-Pandemie hat weitreichende negative Auswirkungen auf die Zuckerpreise. Denn neben anderen Produkten dient Zuckerrohr der Herstellung von Ethanol. Der Einbruch der Energiepreise zog die Ethanolpreise nach unten und macht die Herstellung von Ethanol demzufolge weniger attraktiv. Die spekulative Netto-Futures-Positionierung bei Zucker-Futures ist im Vergleich zum Vormonat um 120 Prozent zurückgegangen, was auf einen Anstieg der Shortpositionen um 49 Prozent zurückzuführen ist und damit das Ausmaß der Baisse bei den Zuckerpreisen unterstreicht.

Abbildung 1: Spekulative Netto-Positionierung auf Zucker-Futures stark rückläufig

Abbildung 1: Spekulative Netto-Positionierung auf Zucker-Futures stark rückläufig

Quelle: Kommission für den Warenterminhandel, WisdomTree vom 21. April 2020. Bitte beachten Sie: Standardabweichungsmaß für das Ausmaß der Variation oder Streuung einer Menge von Werten. Die historische Performance ist kein Hinweis auf die zukünftige Performance, und jede Anlage kann an Wert verlieren.


Sinkende Nachfrage nach Ethanol in Brasilien belastet Zuckerpreise

In der Saison 2019/20 wurden in Brasilien inmitten einer reichhaltigen Versorgungslage nur 34 Prozent und 2018/19 nur 35 Prozent des Zuckerrohrs zu Zucker verarbeitet. Derzeit ist die Verarbeitungssaison in Brasilien, weltgrößter Zuckerexporteur, im Gange. Bei niedrigen Energiepreisen sinkt die Nachfrage nach alternativen Kraftstoffen wie Ethanol, weshalb wir jetzt einen höheren Anteil des Zuckerrohrs erwarten, der zu Zucker verarbeitet wird. Brasilien verfügt über eine umfangreiche Flotte von Flexible-Fuel-Vehicles, Fahrzeugen, die sowohl mit Benzin als auch mit Ethanol betrieben werden können. Der brasilianische Ethanolsektor bat die Regierung um finanzielle Unterstützung, damit die Branche in Erwartung eines Rückgangs der Nachfrage nach Ethanol sechs Milliarden Liter Ethanol lagern kann. Darüber hinaus belastet zudem der schwache brasilianische Real die Zuckerpreise. Die brasilianische Währung verzeichnet im Jahr 2020 ihr bisher schwächstes Währungsjahr für Schwellenländer. Dies wird wahrscheinlich einen Anreiz für höhere Zuckerexporte aus Brasilien auf dem Weltzuckermarkt schaffen. Denn der schwächere Real ermutigt die Produzenten, mehr Zucker auf den Exportmärkten anzubieten, da dies ihre Einnahmen in USD erhöht.

Zucker-Konsum aufgrund der COVID-19-Pandemie unter Druck

Der industrielle Verbrauch von Zucker wird sich wahrscheinlich abschwächen, da Lebensmittel- und Getränkefabriken aufgrund von Produktionsstopps in Getränkefabriken und teilweiser Schließung von Restaurants betroffen sind. Während der Zuckerverbrauch der Haushalte sich kaum verändern dürfte und sogar steigen könnte, wird er nicht ausreichen, um den Rückgang des industriellen Verbrauchs auszugleichen. Während der großen Finanzkrise ging das Wachstum des weltweiten Zuckerverbrauchs im Erntejahr 2008/09 um zwei Prozent zurück. Wenn man dies als Anhaltspunkt nimmt, könnte sich der weltweite Zuckerverbrauch um einen vergleichbaren Betrag verlangsamen, solange der Lockdown andauert.

Der globale Zuckermarkt wird wahrscheinlich im Erntejahr 2020/21 wieder ins Gleichgewicht kommen

Nach Angaben des brasilianischen Beraters Job Economia wird Brasilien im Jahr 2020/21 voraussichtlich 41 Millionen Tonnen Zucker produzieren, gegenüber 30 Millionen Tonnen im Jahr 2019/20. Auch 2020/21 wird das Land rund 30 Millionen Tonnen Zucker exportieren.

Abbildung 2: Anteile der größten Zuckerproduzenten im Erntejahr 2018/19

Abbildung 2: Anteile der größten Zuckerproduzenten im Erntejahr 2018/19

Quelle: WisdomTree, International Sugar Organisation per 31 December 2019

In Thailand, zweitgrößter Exporteur der Welt, dürfte die Zuckerrohrverarbeitung im Erntejahr 2019/20 jedoch aufgrund der Dürre auf ein Zehnjahrestief von 75 Millionen Tonnen gesunken sein. In Indien führte der erste übermäßige Monsun seit 25 Jahren zu erheblichen Verzögerungen bei der Zerkleinerung in diesem Erntejahr. Der Ausbruch von COVID-19 verursachte eine weitere Produktionsverzögerung. Infolgedessen ging die Zuckerproduktion bis Mitte April im Jahresvergleich um 13 Prozent zurück und dürfte das Jahr mit einem niedrigen Wert von 27 Millionen Tonnen abschließen, bevor sie sich bis zum Erntejahr 2020/21 wieder auf über 30 Millionen Tonnen erholt. In den Ländern der Europäischen Union (EU) wird erwartet, dass die Gesamtzuckererzeugung mit 16,2 Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahr unverändert bleiben wird, da sich die Ernteerträge von einem fünfjährigen Tief erholen. In China scheint die Zuckerproduktion dem letzten Erntejahr zu entsprechen und könnte das Jahr mit 10 Millionen Tonnen beenden.  Vor dem Hintergrund der hohen Produktion aus Brasilien, einem der größten Lieferanten, wird es immer wahrscheinlicher, dass der globale Zuckermarkt im Erntejahr 2020/21 zu einem Überschuss zurückkehren wird, was den Druck auf die Zuckerpreise weiter erhöhen wird.

Abbildung 3: Globaler Markt für Zucker: Überschuß in der Erntesaison 2020/21 wahrscheinlich 

Abbildung 3: Globaler Markt für Zucker: Überschuß in der Erntesaison 2020/21 wahrscheinlich

Quelle: International Sugar Organisation, WisdomTree per 24. April 2020. Die historische Performance ist kein Hinweis auf die zukünftige Performance, und alle Anlagen können an Wert verlieren. Prognosen sind kein Indikator für die zukünftige Leistung, und alle Investitionen sind Risiken und Unsicherheiten unterworfen.

[1] Source: Bloomberg per 28. April 2020


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