ORN & CIE SA Asset Management: Das kritischste Element in der E-Fahrzeug-Revolution

ORN & CIE SA Asset Management: Das kritischste Element in der E-Fahrzeug-Revolution
Rohstoffe

Der rasante Anstieg von Elektrofahrzeugen hat einen neuen Superzyklus für Lithium ausgelöst – ein kritisches Element, das in Lithium-Ionen-Batterien verwendet wird. Der globale Wettlauf um die Sicherung dieser Mineralien hat längst begonnen:

14.07.2021 | 13:31 Uhr

Bis vor einigen Jahren hatten erst wenige Investoren von Lithium gehört – jetzt steht es im Mittelpunkt der Elektrofahrzeugrevolution und ist eine wichtige Säule der Energiewende. Lithium ist eine Schlüsselkomponente in Lithium-Ionen-Batterien, die in Smartphones bis hin zu Elektrofahrzeugen und Energiespeichern verwendet werden.

Die Ausgaben der Regierungen und die grüne Politik, die darauf abzielt, den Klimawandel zu bekämpfen, haben nun einen strukturellen Bullenmarkt für Lithium ausgelöst – zu einer Zeit, in der das Lithiumangebot begrenzt ist. Elektrofahrzeuge haben den „iPhone-Moment“ erreicht – und nun gibt es kein Zurück mehr. Die etablierten Automobilhersteller ändern ihre Strategien schnell, um in diesem neuen Zeitalter des Transports an der Spitze zu sein.

Nachfrage nach E-Fahrzeugen wächst

Im Jahr 2015 entfielen 32 Prozent der Lithiumnachfrage auf Lithium-Ionen-Batterien. Das war, kurz bevor China sich stark auf den Einsatz von Elektrobussen fokussierte, was die Lithiumindustrie in ein Defizit trieb und die Preise 2016/17 in die Höhe schnellen ließ. Es folgte eine großzügige Subventionierung von Elektro-Pkw. Im vergangenen Jahr verzeichnete Europa ein enormes Wachstum bei den Verkäufen von Elektrofahrzeugen und hatte im Jahr 2020 den höchsten Marktanteil.

Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen wuchs rasant: Laut Benchmark Mineral Intelligence (BMI), einem Datenanbieter, der die Lieferkette für Lithium-Ionen-Batterien verfolgt, werden bis Ende dieses Jahres voraussichtlich über 67 Prozent der Nachfrage nach Lithium aus einer Lithium-Ionen-Batterie stammen.

Als BMI 2015 begann,die Entwicklung von Megafabriken für Lithium-Ionen-Batterien zu verfolgen, waren insgesamt drei dieser Fabriken angekündigt. Diese Batterieproduktionsanlagen verfügen jeweils über eine Jahreskapazität von über einem Gigawatt. Bis Ende April dieses Jahres wurden laut BMI insgesamt 208 Megafabriken angekündigt. Anfang 2020 betrug die Batteriekapazität 455,1 Gigawatt – bis zum Jahr 2030 soll diese auf eine Pipelinekapazität von über 3500 Gigawatt wachsen. Dieser rasante Anstieg der Batteriekapazität wird ein noch nie da gewesenes Wachstum für Lithium vorantreiben.

Im März hat die Großbank UBS einen tiefen Einblick in die kritische Batteriematerialindustrie gegeben und prognostiziert, dass Lithium bis 2030 ein Defizit von 50 Prozent aufweisen wird. Dieses Defizit zeichnet sich bereits ab: Die Analysten von Macquarie erwarten es schon im kommenden Jahr. Die chinesischen Lithium-Spotpreise haben sich in diesem Jahr fast verdoppelt, ein Zeichen dafür, dass der Markt eng wird, und ein führender Indikator, dass dem Sektor ein struktureller Bullenmarkt bevorsteht.

Elektrofahrzeuge stellen bereits heute einen großen Teil der Lithiumnachfrage und werden bis 2025 etwa 90 Prozent davon ausmachen – und das, obwohl die weltweite Durchdringung mit Elektrofahrzeugen im Jahr 2020 erst bei 4,6 Prozent lag.

Lithium im Überfluss?

Elon Musk erklärte am Tesla Battery Day, dass es Lithium im Überfluss gebe. Worauf er allerdings nicht achtete: Kommerziell nutzbares Lithium für Batterien ist nicht überall vorhanden. Lithium im Boden bringt nichts, wenn man qualitativ hochwertige Lithiumchemikalien benötigt, die den Spezifikationen entsprechen müssen, die für die Verwendung in einer Batterie erforderlich sind.

Mangelnde Investitionen in den Lithiumsektor haben diesen um Jahre zurückgeworfen. Bei einem Greenfield-Projekt dauert es etwa zehn Jahre, bis es vollständig in Betrieb gehen kann. Viele neue Lithiumminen müssen daher bereits jetzt finanziert, entwickelt und in Betrieb genommen werden, um die wachsende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen auch in Zukunft decken zu können. Lithium ist das unersetzliche Element in der Elektrofahrzeugrevolution.

Auch durch weiteren technischen Fortschritt wird man es nicht durch ein anderes Element ersetzen können. Lithium wird zudem in Batterien der neuesten Generationen verwendet – beispielsweise in Festkörperbatterien. Nickel und Kobalt können in verschiedenen Verbindungen ersetzt werden – der Bedarf an Lithium hingegen ist in verschiedenen Verbindungen gleichbleibend. Tatsächlich wird sogar noch mehr Lithium für die nächste Generation von Festkörperbatterien benötigt.

Gewinner der Zukunft

Es ist erstaunlich, dass fast wöchentlich Investitionen in neue Batteriemegafabriken fließen, aber nur sehr wenig in die Finanzierung neuer Lithiumminen geht. Wenn man mit Bergbauunternehmen spricht, sagen sie, dass sich die Autohersteller auf die Batteriehersteller verlassen – aber diese sichern nicht genug Lithium, um die Verpflichtungen zu erfüllen. Wir glauben, dass die Autohersteller ihre gesamte Lieferkette kontrollieren müssen, wenn sie in einer Welt, die von Elektrofahrzeugen dominiert wird, erfolgreich sein wollen.

Unternehmen, die den Lithiumnachschub kontrollieren, werden die Gewinner in einer vollelektrischen Zukunft sein. Für unserem Fonds Thematica Future Mobility versuchen wir, Unternehmen zu finden, die für die Elektrofahrzeugrevolution entscheidend sind und den Übergang hoffentlich beschleunigen könnten. Eine unserer Positionen ist Neo Lithium Corp., ein Lithium-Sole-Projekt in Argentinien. Es verfügt über eine hochgradige Ressource mit geringen Verunreinigungen und eine große Reservenbasis und wird einer der Produzenten mit den niedrigsten Kosten der Welt sein.

Das Team ist erstklassig, mit technischer und betrieblicher Erfahrung, und hat vor Kurzem CATL als strategischen Partner aufgenommen, den weltweit größten Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien. Bei Lithium geht es nicht nur um Elektrofahrzeuge, es ist auch ein Thema der nationalen Sicherheit. Sowohl die Vereinigten Staaten als auch Europa haben ihre Bemühungen verstärkt, eine heimische Lieferkette für kritische Materialien zu schaffen. Während der größte Teil des Lithiums in Südamerika oder in Australien abgebaut wird, findet die chemische Verarbeitung zu etwa 60 Prozent in China statt.

BMI zufolge verfügt Europa heute über null Prozent Lithium-Bergbaukapazität und null Prozent Lithium-Chemieverarbeitung, während die Vereinigten Staaten ein Prozent Lithium-Bergbau und vier Prozent Lithium-Chemieverarbeitung aufweisen – der Abbau ist in den Vereinigten Staaten und in Europa somit praktisch nicht existent. Ein Unternehmen, das wahrscheinlich von einer einheimischen europäischen Lieferkette profitieren wird, ist unsere Fondsposition European Metals Holdings. Aufgrund der Nähe zur deutschen Automobilindustrie wird es die notwendige Unterstützung erhalten, um in die Produktion einzusteigen.

Die European Raw Material Alliance (ERMA) hat sich zum Ziel gesetzt, 80 Prozent der Lithiumversorgung aus dem Inland zu beziehen – daher sehen wir European Metals Holdings als einen der ersten Produzenten von batteriegerechten Lithiumchemikalien auf dem Kontinent und als ein Unternehmen, das helfen wird, das ERMA-Ziel zu erreichen.

Erschienen in TiAM – Trends im Asset Management 02/2021

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