Greiff AG: Ölpreis – Quo Vadis?

Greiff AG: Ölpreis – Quo Vadis?
Rohstoffe

Am 20. April erreichte Öl der Marke WTI («West Texas Intermediate») zeitweise das Rekordtief von minus 41 US-Dollar je Barrel. Das ERIG Team erhielt Fragen von Investoren, wie es beim Ölpreis und den -aktien weitergeht. Jetzt mehr erfahren:

22.04.2020 | 08:26 Uhr

Von Zarko Stefanovski und Joachim Berlenbach, Earth Resource Investment Group

Der Einbruch der Ölnachfrage als Folge von COVID-19 auf der einen Seite und das Aufdrehen der Förderhähne auf der anderen Seite, bedingt durch den Ölkrieg um Marktanteile, hat zum ersten Mal in der Geschichte zu einem negativen Ölpreis geführt. Am 20. April erreichte Öl der Marke WTI («West Texas Intermediate») zeitweise das Rekordtief von minus 41 US-Dollar je Barrel. Das ERIG Team erhielt Fragen von Investoren, wie es beim Ölpreis und den -aktien jetzt weitergeht. Hierzu eine Auswahl der zentralen Fragen und unsere Antworten dazu.

Warum ist der Ölpreis plötzlich negativ?

Das Hauptproblem liegt in den fehlenden Lagertanks in Nordamerika. Die Kapazitäten der grossen Lagertanks, z.B. bei Cushing, sind aufgrund der rapide fallenden Nachfrage gefüllt worden und Rohöl von den Produzenten konnte nicht mehr angenommen werden.

Die grossen Lagertanks bei Cushing in Oklahoma (USA) sind voll

Lagertanks

Quelle: The Financial Times, Reuters


Warum schließen die US-Ölkonzerne nicht einfach die Förderhähne, um das Überangebot zu reduzieren?

Wir haben zwar schon einige Ankündigungen von Förderkürzungen in den USA und Kanada gesehen, aber viele Produzenten, vor allem im Schieferölgeschäft, werden versuchen, die Produktion so lange aufrechtzuerhalten, wie sie die Produktionskosten decken können, um ihre Investitionen zu amortisieren, oder bis ihre Hedges (Absicherungen) später in diesem Jahr auslaufen. In einigen anderen Fällen wird es Bohrungen geben, die noch gebohrt werden, um den Pachttitel aufrechtzuerhalten, oder im Falle verschuldeter Unternehmen werden diese versuchen, so viel Cashflow wie möglich zu erwirtschaften, um die Schulden zu bedienen. Die Stärke der Bilanzen spielt in diesem Markt eine große Rolle, aber irgendwann, wenn es keine Möglichkeit gibt, das geförderte Öl zu lagern, werden sie gezwungen sein, die Produktion ganz einzustellen. Wir kommen diesem Punkt immer näher.

Wird der Ölpreis weiterhin niedrig bleiben?

Das weltweite Überangebot an Öl wird heute auf etwa 30 Millionen Barrel Öl pro Tag geschätzt, was einem Rückgang von 100 Millionen Barrel Öl pro Tag vor der COVID-19 Krise auf aktuell etwa 70 Millionen Barrel Öl pro Tag entspricht. Die Krise hat den größten Teil der weltweiten Nachfrage nach Kerosin und einen großen Teil der Nachfrage nach Verkehrskraftstoffen zunichte gemacht. Selbst mit dem jüngsten OPEC+ Abkommen, die Ölförderung um etwa 10 Millionen Barrel Öl pro Tag zu kürzen, ist der weltweite Nachfrageeinbruch so groß, dass der Markt weiterhin ein starkes Überangebot aufweist. Daher füllen sich die Lager für Rohöl und Produkte sehr schnell. Bei dieser Versorgungsrate könnten die globalen Lager bis Ende Mai oder Juni voll sein und wir erwarten deshalb auch einen Fall der anderen Öl- Marken (z.B. Brent), sollte sich die Krisensituation nicht ändern. In einigen Regionen könnte sich dies sogar noch schneller vollziehen, wie die gestrigen negativen Ölpreise signalisiert haben: Die Lager in Cushing, Oklahoma, dem Abrechnungspunkt für Rohöl der Marke WTI, sind vielleicht noch nicht voll, aber die Kapazitäten scheinen ausgelastet zu sein. 

Sobald die Lager auch in anderen Regionen voll sind, werden nicht nur die regionalen Öl-Marken negative Preise notieren, sondern die Produzenten werden auch gezwungen werden, die Produktion einzustellen, so dass niedrige Ölpreise schließlich zu einem Wiederausgleich des Marktes führen werden. Letztendlich muss der Ölpreis wieder steigen, vor allem wenn die Nachfrage nach dem Ende der COVID-19 Krise wieder ansteigt.

Ein historischer Crash – Öl der Marke WTI fiel ins Negative

Ein historischer Crash

Quelle: Bloomberg, NYMEX

Sollte ich jetzt Ölaktien kaufen und wie positioniert sich der Earth Exploration Fund UI bei den Ölaktien?

Da ein Ende der COVID-19 Krise noch nicht abzusehen ist und das Überangebot im Markt fortwährt, gehen wir von einer weiteren Krisenlage auch bei den Produzenten aus. Viele Firmen werden diese Krise nicht überstehen. Es kann erwartet werden, dass sich auch die Preise der anderen Öl-Marken (z.B. Brent) ins negative Territorium bewegen oder zumindest noch weiter fallen. Von daher ist es u.E. noch zu früh, um wieder Ölaktien zu kaufen. Auch der Earth Exploration Fund UI soll deshalb vorerst nicht in Ölaktien investieren. Der Ölpreis wird wieder steigen und Ölaktien mit nach oben ziehen, aber Investoren sollten sich dann vor allem auf solide Produzenten mit starken Bilanzen fokussieren.

 

Quelle Schaubilder: Eigene Berechnungen

Disclaimer: Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Kunden der Kundengruppe „Professionelle Kunden“ gem. § 31 a Abs. 2 WpHG und / oder „Geeignete Gegenparteien“ gem. § 31 a Abs. 4 WpHG und ist nicht für Privatkunden bestimmt. Die Verteilung an Privatkunden ist nicht beabsichtigt. Es dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Finanzanalyse im Sinne des §34b WpHG, keine Anlageberatung, Anlageempfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Historische Wertentwicklungen lassen keine Rückschlüsse auf ähnliche Entwicklungen in der Zukunft zu. Diese sind nicht prognostizierbar. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufsunterlagen zum Sondervermögen. Verkaufsunterlagen zu allen Sondervermögen der Universal Investment sind kostenlos bei Ihrem Berater / Vermittler, der zuständigen Depotbank oder bei Universal-Investment unter www.universal-investment.de erhältlich. Alle angegebenen Daten sind vorbehaltlich der Prüfung durch die Wirtschaftsprüfer zu den jeweiligen Berichtsterminen. Die Ausführungen gehen von unserer Beurteilung der gegenwärtigen Rechts- und Steuerlage aus. Für die Richtigkeit der hier angegebenen Informationen übernimmt Greiff capital management AG keine Gewähr. Änderungen vorbehalten. Quellen: Bloomberg, eigene Berechnungen. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

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