Greiff AG: Industriemetalle auf dem Vormarsch

Greiff AG: Industriemetalle auf dem Vormarsch
Rohstoffe

Die ausgedehnte V-förmige Bewegung von Kupfer und Nickel stechen dabei besonders hervor. Mehr dazu und dem Machtspiel zwischen Öl und erneuerbaren Energien erfahren Sie im aktuellen Bericht.

02.02.2021 | 07:33 Uhr

Rückblick 2020

Ein Rückblick auf den Rohstoffsektor für das vergangene Jahr sollte mit einer Zusammenfassung der Ereignisse im vierten Quartal 2019 beginnen. Im November 2019 zeichnete sich ab, dass Rohstoffpreise, einschließlich Öl- und Industriemetallpreise, nach einer etwa 10-jährigen Baisse wieder steigen würden, gestützt von steigender globaler Nachfrage und zunehmendem Industriemetallbedarf von „grüner“ Energie. Auch im Portfolio des Earth Exploration Fund UI wurden im vierten Quartal 2019, in der Erwartung steigender Rohstoffpreise für 2020, die Positionen in Bereich der Industriemetalle und Öl aufgebaut. Die Nachfrage nach Öl war Ende 2019 so stark angestiegen, dass sie zum ersten Mal die Marke von 100 Millionen Barrel Öl pro Tag überschritt. Insofern war der Rahmen für Rohstoffaktien zu Beginn des vergangenen Jahres zunächst einmal sehr positiv.

Mit dem „Einschlag“ der COVID-19 Krise im März 2020 kam es dann im Rohstoff-Bereich zu einer extrem starken Korrektur, die vor allem Industriemetalle und Öl betraf (Grafik 1). Da nicht von einer schnellen Erholung ausgegangen werden konnte, wurden Industriemetall- und Ölaktien nahezu vollständig aus dem Portfolio genommen, die Allokation in Gold- und Silberaktien ausgebaut und eine höhere Kasseposition aufgebaut. Der „Safe-haven“-Charakter der Edelmetalle unterstützte dabei die Performance des Portfolios.

Es ist dabei zu beachten, dass Silber mittlerweile nicht nur der „kleine Bruder“ von Gold ist, sondern auch einen höheren Industriemetall-Charakter als jemals zuvor besitzt. Denn Silber ist einer der großen Gewinner der Energiewende und wird für Solaranlagen zwingend benötigt. Im Earth Exploration Fund UI lag die Silber-Quote Ende August beispielsweise bei rund 30 Prozent, was historisch gesehen eine sehr hohe Gewichtung ist. Ergänzt wurde diese Allokation durch eine Gold-Gewichtung von über 50 Prozent und einer zunächst nur kleinen Allokation bei den Industriemetallen, da in Erwartung einer zweiten COVID-19 Welle von einer weiteren Korrektur bei den Industriemetallen ausgegangen werden musste, welche dann allerdings ausblieb. Im Rückblick wäre ein noch früherer Wiedereinstieg in Kupfer- und andere Basismetallaktien richtig gewesen. Über das Jahr zeigte derFonds aber eine zufriedenstellende Performance von +24,51% (Anteilsklasse I) bzw. 23,50% (Anteilsklasse R).

Grafik 1: Bei den Rohstoffpreisen wiesen die Industriemetalle (einschließlich Silber) in der Korrekturphase (März/April) eine stärkere Korrektur als der Goldpreis auf. Vor allem der Silberpreis erholte sich danach aber deutlich. Der Ölpreis blieb unter Druck und fiel im März (Marke WTI) kurzzeitig sogar ins Negative (außerhalb der Skala)

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Quelle: Bloomberg

Industriemetalle auf dem Vormarsch

Der COVID-19 bedingte Crash im März fiel im Segment der Rohstoffaktien heftig aus, doch konnten alle Basismetalle (Cu, Ni, Zn, Co, Fe) an der Londoner Metallbörse das Jahr höher beenden als sie es begonnen hatten. Die Kupferpreis-Performance toppte allerdings alle anderen Industriemetalle (mit der Ausnahme von Silber), wobei die Anleger begannen, über die Covid-19-Störungen des Jahres 2020 hinaus, auf zukünftige potenzielle Versorgungsdefizite zu blicken.

Die ausgedehnte, V-förmige Bewegung von Kupfer und Nickel stechen besonders hervor. Ein Kupferpreis-Anstieg von fast 70 % (ausgehend vom Tief im März) ist vor allem der steigenden Nachfrage aus China zu verdanken. Pekings schnelle Bekämpfung des Virus und die anschließend umfangreichen Konjunkturmaßnahmen haben die Nachfrage nach Industriemetallen angeheizt. Stimulus-Programme, die bereits früh im Jahr aufgegleist wurden, hatten einen sehr schnellen Effekt auf die Rohmaterial-Lagerbestände. Auf einen rekordhohen Zement- und Stahlverbrauch durch die Stützungsprogramme folgte ein paar Wochen später im Infrastrukturzyklus dann auch eine sehr hohe Kupfer-, Zink- und Nickelnachfrage.

Eine zunehmende Nachfrageerholung für 2021 und darüber hinaus erscheint wahrscheinlich, vor allem auch durch weitere Stützungsprogramme in Europa und Nordamerika: Goldman Sachs erwartet z.B. für 2021 "den engsten Markt für Kupfer seit einem Jahrzehnt", wobei das Angebot um 327.000 Tonnen hinter der Nachfrage zurückbleiben soll. Die Rolle von Kupfer im Bereich „erneuerbare Energien und Elektroautos“ untermauert u.E. dabei eine strukturell optimistischere Aussicht. Die Pandemie hat viele Regierungen zu massiven "grünen" Ausgaben angespornt, von denen Kupfer besonders profitieren wird.

Ein Blick auf die Lagerbestände unterstützt diese Ansicht. Seit 2011 waren die chinesischen Kupferinventarien (z.B. auf dem SHFE) nicht mehr so knapp wie zum Ende 2020. Zählt man die westlichen Lager vom LME und Comex hinzu, waren die globalen Kupferbestände seit 2014 nicht mehr so niedrig. Der aktuelle Mangel an Beständen ist auf die rein physische Nachfrage der Endverbraucher zurückzuführen. Die Lagerhäuser besitzen nur noch über ihre Terminkontrakte die Kontrolle über große Positionen, nicht aber über den physischen Besitz, d.h. das Kupferangebot wird knapp. Normalerweise füllt China nach Weihnachten seine Lagerhäuser zum chinesischen Neujahr hin (12. Februar; Spitzen in Grafik 2). Es kann daher davon ausgegangen werden, dass der Kupferpreis auch zu Beginn des neuen Jahres Unterstützung erhalten wird.

Grafik 2: Die chinesischen Kupfer-Lagerbestände (in Tonnen) sind auf einem historischen Tiefpunkt. Die Spitzen in der Grafik entsprechen dem chinesischem Neuen Jahr (12. Februar), wenn die SHFE-Bestände generell ihren Höhepunkt erreichen. Die erwartete erneute Auffüllung der Lager (roter Pfeil) würde den Kupferpreis unterstützen. (Dargestellter Zeitraum: 1. Januar 2016 bis 31. Dezember 2020).

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Quelle: Bloomberg

Gleichzeitig fällt die Nachfrage in der Minenproduktion. Die ICSG berichtete im vierten Quartal, dass die globale Kupferproduktion im 3. Quartal 2020 um 1,0 % im Jahresvergleich gesunken ist, wobei die Konzentrat-Produktion um 0,8 % und die SX-EW-Produktion um 1,5 % zurückgegangen sind. Auch die Produktion aus Peru war in der zweiten Jahreshälfte erneut schwach. Nachdem sie sich im Juli etwas erholt hatte, fiel sie im August und September wieder um 12,5 % im Vorjahresvergleich. Auch in Chile stieg die Produktion im ersten Halbjahr 2020 um 2,5 % im Vergleich zum Vorjahr, um allein im 3. Quartal wieder um 3,7% zu sinken. Außerdem sind aktuell diverse große Minen im Übergang vom operationell einfachen Tagebergbau zu hochkomplexen, großvolumigen Untertageminen (Grasberg (Indonesien); Chuquicamata (Chile); Carapateena (Australien); Oyu Tolgoi, Mongolei). Der Erfolg dieser Operationen steht noch aus. Gleichzeitig beschleunigt sich nun auch noch der weltweit sichtbare Verbrauch von raffiniertem Kupfer. Er stieg auf ein Wachstum von 1,5 % im Vorjahresvergleich (Septemberdaten), was auf die globale industrielle Erholung und die Umsetzung grüner Stimuli hindeutet.

Machtspiele zwischen Öl und erneuerbaren Energien

Der Ölsektor schloss im Dezember 2020 eines seiner schlechtesten Jahre überhaupt ab. Die Pandemie ließ die Rohölpreise einbrechen, wobei die Marke WTI im April kurzzeitig sogar ins Negative rutschte, bedingt durch überlaufende Lagertanks in den nordamerikanischen Schieferölfeldern.

Verfechter eines beschleunigten Übergangs von fossilen Energieträgern zu erneuerbaren Energien benutzen aktuell die Schwächephase des Ölsektors, um erhöhten Druck auf die Ölindustrie auszuüben und ein „Greening“ der Industrie zu erzwingen. So versuchte z.B. die Church of England (COE), den Ölproduzenten Exxon zu züchtigen, der seine Dividendenauszahlungen aufrechterhielt. Die COE schloss sich anderen Aktionären an, die Exxon zu verstärkten Maßnahmen zur Produktion erneuerbarer Energien zwingen wollten. Öl, zusammen mit Kohle, ist auf dem Sündenpfuhl gelandet: Dies wird anschaulich bestätigt durch die erstmalige Überholung der Marktkapitalisierung von Exxon durch NextEra, einem Produzenten von erneuerbaren Energien (Grafik 2).

Grafik 3: NextEra Energy, ein Produzent erneuerbarer Energien, hatte im Oktober zum ersten Mal eine höhere Marktkapitalisierung als Exxon, dem weltweit größten Ölproduzenten (Marktkapitalisierung in Mrd. US-Dollar)

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Quelle: S&P Global Market Intelligence, FT

Die durch die Flucht aus Ölaktien und den Fokus der Investoren auf erneuerbare Energien resultierende Bewertungslücke hat mittlerweile Ausmaße angenommen, die längerfristig attraktive neue Anlagemöglichkeiten im Ölsektor erzeugen. Nach einer Kalkulation der Financial Times (2. Januar 2021) wird ExxonMobil derzeit mit etwa US-Dollar 175 pro Barrel Öläquivalent aus der Upstream-Produktion der letzten neun Monate bewertet. Dagegen wird der französische Atomstromerzeuger EDF mit 280 US-Dollar pro Barrel Öläquivalent bewertet. Die spanische Iberdrola dagegen - mit ihrem hohen Anteil an erneuerbaren Energien – wird mit $1.200 pro produziertem Barrel Öläquivalent gehandelt! Bezogen auf die produzierte Energieeinheit ist Iberdrola somit siebenmal teurer als ExxonMobil.

Ein Aufschlag für erneuerbare Energien ist angesichts des Wachstumspotenzials gerechtfertigt. Doch erscheint die Kluft zwischen "guter" und "schlechter" Energie u.E. mittlerweile übertrieben. Der „sündige“ Status von Ölproduzenten hat zu einer Rekord-Underperformance des Öl- und Gassektors beitragen. Hier ergibt sich mittelfristig eine Wertchance für Investoren, die die Situation rational betrachten. Vor allem wenn in einer post-COVID-19 Zeit durch die Zunahme des Transportverkehrs und die Wiederaufnahme des Flugverkehrs sich die Ölnachfrage nach oben bewegt, könnten Ölaktien, die schon zu Beginn des neuen Jahres sehr attraktiv bewertet waren, einen rasanten Anstieg verzeichnen, vor allem auch, weil die Wiederaufnahme der nordamerikanischen Ölproduktion mit großem zeitlichem, finanziellem und materiellem Aufwand verbunden ist.

Es sollte in dieser Hinsicht noch einmal betont werden, dass die globale Wirtschaft und Bevölkerung weit davon entfernt sind, mit Solar-, Hydro- oder Windenergie allein versorgt werden zu können. Etwa 80% des globalen Energiebedarfs wird zurzeit durch fossile Brennstoffe gedeckt. Zwar fiel die Ölnachfrage COVID-19-bedingt von 100 Millionen Barrel Öl pro Tag im Dezember 2019 um maximal 29 Millionen auf 71 Millionen Barrel, doch sollte bei einer kommenden Normalisierung der Weltwirtschaft von einer schnellen Erholung der Energienachfrage ausgegangen werden.

Im Portfolio wurde, nach einem Ausstieg aus Ölaktien im April, zum Jahresende zunächst eine kleine Position (5%) an attraktiv bewerteten Ölaktien aufgebaut. Diese niedrige Gewichtung sollte als „Testballon“ angesehen werden, denn es ist z.Zt. noch nicht abzusehen, wann die globalen Lockdowns beendet werden und die globalen Ölhähne wieder aufgedreht werden. Auch die Entscheidungen von OPEC+ bzgl. Förderquoten haben dabei einen Einfluss auf die Ölpreisentwicklung.

Portfolio

In der aktuellen, für Rohstoffaktien positiven Marktlage, soll das Portfolio voll investiert bleiben. Zum Jahresbeginn waren die Gewichtungen wie folgt: Gold 38%, Silber 25%, Industriemetalle (ex-Silber) 32%, Öl 5%. Die mittelfristigen Aussichten für Gold und die Industriemetalle sind aktuell sehr positiv. Es ist die Ansicht des Fondsberaters, dass wir uns am Beginn eines neuen Rohstoffzyklus befinden. Vor allem die unterbewerteten Small- und Midcap-Firmen sollten von anziehenden Metallpreisen profitieren. Silber hat dabei einen Hybrid-Charakter als Edel- und Industriemetall und soll weiterhin im Portfolio hoch gewichtet bleiben. Die Ölgewichtung soll zurzeit noch geringgehalten werden, bis ein nachhaltiger Anstieg des Ölpreises erkennbar ist.


1 SHFE = Shanghai Future Exchange

2 LME = London Metal Exchange

3 CGS = International Copper Study Group

4 SX-EW = Solvent Extraction-Electrowinning (SX-EW)


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Quelle Schaubilder: Eigene Berechnungen
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