ETF Securities: Handelskrieg lastet auf Industriemetallen

Nitesh Shah, Director - Research bei WisdomTree
Rohstoffe

Anleger befürchten infolge des Handelskrieges einen Nachfrageeinbruch bei Industriemetallen. Bei Industriemetallkorb-ETPs sei es zu den höchsten Abflüssen seit Februar 2018 gekommen, so Nitesh Shah, Director Research bei WisdomTree.

19.09.2018 | 09:41 Uhr

Wöchentlicher Markt- und Flowbericht

Gold-ETPs (A0LP78) verzeichnen erstmals seit fünf Wochen wieder Abflüsse. In der letzten Woche kam es bei Long-Gold-ETPs zu Abflüssen in Höhe von 44,8 Mio. USD. Die Stabilisierung des Goldpreises könnte einige Anleger dazu veranlasst haben, Gewinne mitzunehmen. Gold legte vergangene Woche um 0,2 Prozent (2,0 Prozent im letzten Monat) zu, da der US-Dollar abwertete. Die spekulative Positionierung bei Gold-Futures, die sich auf dem niedrigsten Stand seit 2001 bewegt, scheint übertrieben pessimistisch. Grund hierfür könnte der Unmut darüber sein, dass der Goldpreis nicht auf die Verkaufswelle in den Schwellenländern reagiert hat. Während Schwellenmarktaktien in den letzten Monaten von Turbulenzen betroffen waren, entwickelten sich ihre Pendants aus den Industrieländern gut. Die ausbleibende Reaktion der Goldpreise auf den Marktstress in den Schwellenländern lässt sich somit dadurch erklären, dass es bislang noch nicht zu Ansteckungsgefahren in den Industrieländern gekommen ist. Sollten die spekulativen Short-Positionen am Futures-Markt gedeckt werden, könnte dies dem Goldpreis Auftrieb verleihen.

Bei Industriemetallkorb-ETPs (A0SVX7) kam es zu den höchsten Abflüssen seit Februar 2018. Diese beliefen sich in der vergangenen Woche auf 71,4 Mio. USD. Die Anleger scheinen nach wie vor einen Nachfrageeinbruch infolge des schwelenden Handelskrieges zu befürchten. Pressequellen zufolge plant Präsident Trump, neuerliche Zölle auf chinesische Güter im Wert von 200 Mrd. USD zu verhängen. Derzeit sind bereits Güter im Wert von 50 Mrd. USD mit Zöllen belegt. Eine entsprechende Ankündigung könnte laut Presseangaben heute erfolgen. Eine derartige Ankündigung könnte die Chancen des US-Finanzministers Steven Mnuchin, die Handelsgespräche mit China wieder aufzunehmen, gänzlich zunichtemachen. Die Anleger befürchten, dass sich ein Handelskrieg, bei dem Gleiches mit Gleichem vergolten wird, auf die globale Nachfrage in der Wirtschaft auswirken könnte. Ende der Woche legt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum vor. In ihrem im Mai 2018 veröffentlichten Zwischenbericht stellte die Gruppe an Industrieländern ein stärkeres Wirtschaftswachstum in diesem Jahr in Aussicht, warnte aber auch vor Risiken, darunter ein Handelskrieg. Es wird interessant sein, zu erfahren, ob die Organisation diesen Risiken mittlerweile eine höhere Wahrscheinlichkeit beimisst.

Bei Kaffee-ETPs (A0KRJT) hielten die Zuflüsse die siebte Woche in Folge an. Die Kaffeepreise gaben vergangene Woche um 2,7 Prozent (27 Prozent seit Jahresbeginn) nach. Die Zuflüsse in Höhe von 3,8 Mio. USD scheinen auf eine Schnäppchenjagd seitens der Anleger zurückzuführen zu sein. Verantwortlich für den Preisrückgang scheinen die umfangreiche Produktion und die Abwertung des brasilianischen Real (die Verkäufe von brasilianischem Kaffee an einem globalen in US-Dollar denominierten Markt begünstigt). Zahlreiche Anleger sind allerdings der Auffassung, dass Kaffee überverkauft ist. Das letzte Mal gaben die Preise 2013 auf ein derart niedriges Niveau nach. Damals kam es kurz darauf zu einer deutlichen Preisrally (115 Prozent zwischen November 2013 und Oktober 2014). Da die Positionierung am Futures-Markt heute deutlich negativer ausfällt als noch 2013, besteht ein erhebliches Risiko einer durch Deckung von Short-Positionen ausgelösten Rally. Zwar fallen die Renditen dieses Jahr stark aus. Die Lagerbestände sind nach den Produktionsdefiziten im letzten Jahr heute allerdings niedriger als 2013.

Energiekorb-ETPs (A0KRKD) verzeichnen Zuflüsse in Höhe von 7,6 Mio. USD. Die Sorgen in Bezug auf Hurricane Florence haben die Energiepreise in der vergangenen Woche in die Höhe getrieben. Wir halten die Zugewinne der Benzinpreise angesichts der höheren Kraftstoffnachfrage zwar für gerechtfertigt. Der geringere Stromverbrauch der Haushalte (in evakuierten Häusern und Unternehmen) dürfte einen Teil der Gewinne bei Erdgas und WTI-Öl wieder umkehren.


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