NN IP: Wenig Liquidität an den Bondmärkten - Risiko oder Chance?

Das Niedrigzinsumfeld sowie die anhaltende Renditejagd werden von den Medien, dem IWF, der BIZ und anderen Interessengruppen als bedrohliche Mischung wahrgenommen. NNIP macht Bestandsaufnahme und erläutert, wie das Haus mit dem Mangel an Liquidität im Rentenportfolio umgeht.

13.07.2015 | 13:57 Uhr

Infolge strikterer Vorschriften (Stichwort: Volcker-Regel, Basel III) ist die Zahl der Händler mittlerweile zurückgegangen. Auch die höheren Eigenkapitalanforderungen für Banken haben die Rahmenbedingungen deutlich geändert. Es geht die Sorge um, dass ein Anstieg der Zinsen zur „Great Rotation“ führen wird, also einem massiven Abstoßen von Rentenwerten. Durch die geringere Zahl „natürlicher“ Kontrahenten und den damit einhergehenden Rückgang der Liquidität könnte die Volatilität an den Anleihemärkten steigen. Einzelne Marktsegmente könnten sogar regelrecht austrocknen. NNIP macht eine Bestandsaufnahme: 

Besteht überhaupt ein Liquiditätsmangel? Und falls ja: Wie macht sich das bemerkbar und was sind die Hauptursachen?

Zugegeben, es gibt heute weniger Liquidität als noch vor ein paar Jahren und mit Sicherheit deutlich weniger als vor der globalen Finanzkrise. Die knappe Liquidität macht sich vor allem bei geringeren Marktvolumen und höheren Geld-/Brief-Spannen (dem Unterschied zwischen An- und Verkaufspreisen von Anleihen) bemerkbar. Im Ergebnis steigt der Liquidity Cost Score (LCS).

Ein wichtiger Grund für die sinkende Liquidität ist unserer Meinung nach die Tatsache, dass Investmentbanken heutzutage einen wesentlich geringeren Teil ihrer Bilanzen für das Handels-geschäft vorhalten. Vor allem, wenn es um größere Beträge geht, gibt es kaum noch echte Mar-ket-Maker. Wir würden sogar sagen, dass sie sich im Wesentlichen von Market-Makern in nahezu risikofreie Broker gewandelt haben, ohne jedoch ihre quotierten Geld-/Brief-Spannen zu reduzieren. Durch die stärkere Regulierung und höhere Kapitalkosten ist der Spielraum der Banken beim Eigenhandel gesunken.

Handelt es sich beim Liquiditätsmangel um ein allgemeines Problem oder sind bestimmte Assetklassen stärker betroffen?

Der Mangel an Liquidität ist zwar ein allgemeines Problem, High Yield, EMD und ABS sind jedoch stärker betroffen als andere Assetklassen. Staatsanleihen und Unternehmensanleihen sind hingegen seit jeher liquider. Dadurch sind sie bei einem Rückgang der Marktliquidität aber auch anfälliger, da die Marktteilnehmer in diesen Segmenten Liquiditätsengpässe nicht gewohnt sind.

Im Hochzinssegment arrangiert man sich dagegen schon seit gefühlten Ewigkeiten mit dem Liquiditätsmangel. Durch die niedrigen Zinsen verzeichnet diese Assetklasse seit geraumer Zeit einen erheblichen Zustrom (Stichwort: Renditejagd). Das bedeutet auch, dass zahlreiche High-Yield Asset Manager einen steilen Anstieg der von ihnen verwalteten Vermögen erlebt haben. Andererseits haben sich Anleiheemission und Portfoliodiversifikation im Schnitt wenig geändert. Dadurch halten Assetmanager einen größeren Anteil an einzelnen Anleiheemissionen als früher. Entsprechend muss der Markt heute einen größeren Prozentsatz an bestimmten Emissionen bei Kauf und Verkauf „recyceln“ als noch vor ein paar Jahren. Unter sonst gleichen Bedingungen muss sich die Marktliquidität verbessern, will man auch weiterhin neue Positionen eingehen und bestehende glattstellen. Investmentbanken ist es bisher jedoch noch nicht gelungen, den gestiegenen Liquiditätsbedarf von Anlageverwaltern zu decken.

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