In diesem Quartalsbericht möchten wir Ihnen das Unternehmen "Bulten" aus dem Fortezza Finanz - Aktienwerk Portfolio genauer vorstellen und Ihnen die Gründe erläutern, weshalb sich diese Position in unserem Portfolio befindet.
11.01.2022 | 06:52 Uhr
Bei Bulten handelt es sich um eine bereits
im Jahr 1873 gegründete Gesellschaft aus Schweden. Seit jeher dreht
sich alles um „Schrauben“. Heute ist Bulten mit einem Umsatz in Höhe von
rund EUR 400 Mio. einer der größten Schraubenlieferanten für die
Automobilindustrie. Ein Auto besteht aus ca. 10.000 Einzelteilen. 25 %
davon sind Schrauben bzw. Verbindungselemente und stehen für rund 1 %
des Einkaufsvolumens eines Autos. Dabei sind die reinen Materialkosten
für Schrauben zu vernachlässigen.
Da diese in jedem Auto in einer großen
Anzahl und vielen verschiedenen Größen und Formen vorkommen, ist der
Schraubeneinkauf und die komplexe Logistik ein teurer und
zeitaufwendiger Prozess. Ein typischer Einkaufsprozess für ein
bestimmtes Modell sieht in etwa folgendermaßen aus: Die
Einkaufsabteilung schreibt eine Unzahl an verschiedenen
Verbindungselementen so aus, wie es die Konstruktionsabteilung vorgibt.
Das günstigste Angebot erhält in der Regel den Zuschlag. Es ist nicht
unüblich, dass in einem Modell oder in einer Fabrik am Ende Schrauben
von mehreren Dutzend Herstellern verbaut werden - ohne eine
Gesamtkostenbetrachtung durchzuführen.
Diesem Problem hat sich Bulten
vor über 20 Jahren angenommen und das Konzept des
„Full-Service-Providers“ (FSP) für Schrauben entwickelt. Als
„Full-Service-Provider“ ist Bulten damit zu 100 % für alle Schrauben
eines Modells, einer Fahrzeugplattform oder einer Fabrik verantwortlich
und das über die komplette Wertschöpfungskette hinweg. Von der Entwicklung, der Produktion, dem Einkauf, der Logistik bis zum Band
zeichnet Bulten verantwortlich. Bulten‘s Kunden haben nur noch einen
Ansprechpartner, reduzieren ihre Komplexität erheblich und erzielen hohe
Einsparungen bei den Prozesskosten.
Allerdings ist es für Bulten ein
langwieriger Vertriebsprozess, all diese Vorteile seinen Kunden näher zu
bringen und dabei gegen die Widerstände einer komplexen Organisation
eines Automobilkonzerns anzukämpfen. Wenn ein Kunde aber die
Entscheidung getroffen hat, seine Schraubenbeschaffung an Bulten zu
vergeben, dann wird er nicht mehr in die „alte Welt“ zurückkehren. Diese
Bindung zum Kunden wird dadurch unterstützt, dass Bulten seine eigenen
Ingenieure entsendet, um weitere Prozesskostenoptimierungsmöglichkeiten
beim Kunden ausfindig zu machen.
Auch der Gewinn von potentiell neuen
Aufträgen wird durch diese Nähe zum Kunden unterstützt. Bulten erzielt
gut 50 % seiner Umsätze durch FSP-Kontrakte und hält einen Marktanteil
von gut 70 % (!) bei FSP-Aufträgen in Europa. Die außergewöhnlich starke
Marktstellung wird auch an einem Beispiel aus dem Jahr 2020 deutlich.
Im Juli letzten Jahres gewann Bulten seinen größten FSP-Auftrag mit
einem Volumen von EUR 60 Mio. p.a. Dies ist eher ungewöhnlich, da
normalerweise neue Aufträge im Zusammenhang mit einem Modellwechsel
vergeben werden. In diesem Falle wurde der Auftrag aber von einem Konkurrenten während einer laufenden Modellgeneration gewonnen.
Dieser
Auftrag wurde in Rekordzeit zur vollen Zufriedenheit des Kunden
umgesetzt, was aus unserer Sicht für die Qualität von Bulten spricht.
Der Marktanteil von Bulten am weltweiten automobilen Schraubenmarkt, der
rund USD 25 Mrd. groß ist, liegt bei gut 2 %. Sofern mehr
Automobilkonzerne die Vorzüge des FSPKonzepts erkennen, steht die
Gesellschaft noch vor einigen wachstumsstarken Jahren. Historisch
betrachtet erzielte Bulten EBIT-Margen in Höhe von gut 7 %. Aktuell
liegen wir eher bei 4-5 %, da der starke Anstieg der Stahlpreise nur
zeitverzögert an die Kunden weitergegeben werden kann.
Auch die aktuelle Chipkrise wirkt durch eine geringere Produktionsauslastung margendämpfend. Wir sehen diese negativen Punkte als temporär an. Langfristig sind wir von der starken Marktstellung und dem großen Marktpotential überzeugt. Wenn es Bulten gelingt, das EBIT-Margen-Ziel von > 8 % zu erreichen, sehen wir die Aktie erst bei mehr als SEK 200 als fair bewertet an.
Wir hoffen, Ihnen mit unserem Quartalsbericht einen tieferen Einblick und ein besseres Verständnis für die Einschätzung einzelner Fondspositionen geliefert zu haben.
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