BNP Paribas: Moderne Portfoliotheorie und SDG-Investitionen

BNP Paribas: Moderne Portfoliotheorie und SDG-Investitionen
Portfolio

Investitionen, welche die Sustainable Development Goals der Uno berücksichtigen, können helfen, die Risiken eines Portfolios zu reduzieren und seine Widerstandsfähigkeit zu erhöhen.

27.12.2021 | 07:23 Uhr

Von Bérénice Lasfargues, ESG-Analystin, SDG Lead bei BNP Paribas Asset Management

In jüngster Zeit eine zunehmende Anzahl von Unternehmen angekündigt, wie sie gedenken, die 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Uno, die einen universellen Fahrplan für eine nachhaltige Welt bis 2030 skizzieren, in ihre Geschäftstätigkeit zu integrieren1.

Gleichzeitig hat die Nachfrage der Anleger nach ESG-Produkten2 und Impact-Fonds, die darauf ausgelegt sind, eine messbare positive ökologische und soziale Wirkung zu erzielen, zugenommen. Nach Angaben des Global Impact Investing Network ist der Markt für solche Produkte zwischen 2019 und 2020 um mehr als 40 Prozent gewachsen.

Neues Niveau

Um das Angebot von Produkten zu erleichtern, die sich an den SDGs orientieren, haben Dienstleister Tools entwickelt, die dabei helfen, die Ausrichtung von Unternehmen und/oder ihren Beitrag zu den SDG zu bewerten. Trotz methodischer Herausforderungen planen 50 Prozent der Asset Manager, Investitionen an den SDG zu messen3.

Dieses neue Niveau des Engagements für SDG-Investitionen erfordert eine umfassendere Betrachtung der Beziehung von SDG-Investitionen zum modernen Portfolio.

Effiziente Märkte

Die moderne Portfoliotheorie (MPT), die 1952 von Harry Markowitz eingeführt wurde, ist ein Rahmenwerk für die Portfoliokonstruktion, das dabei hilft, den zu erwarteten Ertrag bei einem bestimmten Risikoniveau zu maximieren. Die Theorie basiert auf mehreren Annahmen, wie die Erwartung, dass Investoren für das Halten von risikoreicheren Vermögenswerten entschädigt werden, die Möglichkeit der Risikoreduktion durch das Halten unkorrelierter Anlagen (Diversifikation) und die Existenz effizienter Märkte.

In der Praxis stützt sich die MPT auf historische Risiko- und Renditedaten als primären Input, um optimale Portfolios entlang einer sogenannten Effizienzgrenze zu identifizieren, die wiederum entsprechend dem Risikoprofil des Investors und einer erwarteten Rendite aufgebaut sind wird.

Traditionelle Interpretationen der MPT berücksichtigen die SDG (oder ESG) nicht, die eine externe Einschränkung für die Risiko-Rendite-Portfolio-Optimierungsgleichung darstellen. Aufgrund der Annahmen der MPT führt eine solche Einschränkung dazu, dass sich die Investitionen von der Effizienzgrenze entfernen, was sie weniger «optimal» erscheinen lässt.

Marktübliche Rendite

Eine Umfrage des Global Impact Investor Network zeigt, dass zwei Drittel der Impact-Investoren eine marktübliche Rendite anstreben, während ein Drittel bereit ist, eine geringere Rendite zu erzielen, um die SDG-Wirkung zu maximieren. Jedoch gibt es auch Szenarien, bei denen die Berücksichtigung der Auswirkungen von Investitionen auf die SDG entweder zur Risikominderung oder zur Renditesteigerung beitragen könnte, was in den aktuellen Marktbewertungen nicht berücksichtigt sei mag.

In solchen Fällen kann das Einbeziehen von SDG-Faktoren in die Portfoliokonstruktion helfen, Risiken zu mindern, die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen oder einen Wettbewerbsvorteil zu bieten, und dies auf eine Weise wie sie die traditionelle MPT-basierte Analyse nicht erfasst.

Zunehmende Regulierung

Darüber hinaus haben eine Reihe von Experten in der Finanzindustrie begonnen, ein grundlegendes Überdenken der MPT im Hinblick auf die heutigen Anliegen und Herausforderungen zu fordern. Die Idee wäre, dass Investoren die erwartete Rendite nicht nur anhand des eingegangenen Risikos bewerten, sondern auch die Ausrichtung eines Portfolios hinsichtlich der SDG bewerten – und somit auch systemische Marktrisiken und -szenarien berücksichtigen.

In jedem Fall hat das Asset Management eine zunehmende Regulierung in Richtung nachhaltiges Finanzwesen erlebt, die die Ausrichtung auf die SDG unterstützt und beschleunigt. Unternehmen, die die SDG integriert haben, sollten besser positioniert sein, um sich auf diese Regulierungen einzustellen und können vom zugrundeliegenden thematischen Rückenwind und den damit verbundenen, schnell wachsenden Gewinnpools profitieren.

Alles in allem könnte die Berücksichtigung struktureller SDG-Thematiken wie Klimawandel, Biodiversitätskrise oder soziale Ungleichheit im Portfoliomanagement Investoren zu Ergebnissen führen, die «besser als optimal» sind.

1Die SDGs wurden 2015 von den 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen als Teil der 2030-Agenda vereinbart. Zu den 17 SDG.
2
ESG: Environmental (Umwelt), Social (Soziales), Corporate Governance (Unternehmensführung)
3Umfrage: «The $50 Trillion Question: UN Sustainable Development Goals face critical investment shortfall, Standard Chartered research finds», 2020

Diesen Beitrag teilen: