AXA IM: Präsidentschaftswahlen in Mexiko sind kein Grund zur Verunsicherung

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Politik

Am Sonntag, den 1. Juli, wählt Mexiko einen neuen Präsidenten. Es ist wahrscheinlich, dass Andrés Manuel Lopez Obrador von der neuen Linkspartei „Bewegung der Nationalen Erneuerung (Morena)“ das Rennen macht. An der Börse hat dies zum Teil zu Verunsicherung geführt.

29.06.2018 | 12:12 Uhr

Am Sonntag, den 1. Juli, wählt Mexiko einen neuen Präsidenten. Es ist wahrscheinlich, dass Andrés Manuel Lopez Obrador – auch bekannt als AMLO – von der neuen Linkspartei „Bewegung der Nationalen Erneuerung (Morena)“ das Rennen macht. Nachdem er bei den vergangenen Präsidentenwahlen 2006 und 2012 gescheitert war, könnte es nun im dritten Anlauf klappen. „Wir erwarten, dass Lopez Obrador als Sieger hervorgeht und dass seine Koalition in beiden Kammern des Kongresses eine kleine Mehrheit erhält“, sagt Irina Topa-Serry, Portfolio Manager bei AXA Investment Managers (AXA IM) Framlington Equities. Derzeit geben mehr als 50 Prozent der befragten Wähler an, dass sie für AMLO stimmen.1 

An der Börse hat dies zum Teil zu Verunsicherung geführt. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Erstens lehnt die Partei des favorisierten Präsidentschaftskandidaten die von der jetzigen Regierung vorangetriebenen Strukturreformen ab, insbesondere die Energiewende. Zweitens wird erwartet, dass Manuel Lopez Obrador versuchen wird, die Haushaltsausgaben zu erhöhen – was die Kreditwürdigkeit Mexikos beeinträchtigen könnte. „Die Befürchtungen der Anleger teilen wir nicht. So dürfte sich wirtschaftspolitisch in den kommenden zwei Jahren nichts Grundlegendes ändern“, unterstreicht Topa-Serry. 

Finanzpolitischer Rahmen bleibt zunächst unverändert

Der Haushalt 2019 wird bereits von der derzeitigen Regierung auf den Weg gebracht und dürfte vor dem faktischen Regierungswechsel am 1. Dezember 2018 vom Kongress genehmigt werden. „Dies bedeutet, dass der finanzpolitische Rahmen für die nächsten 18 Monate beibehalten wird“, so Topa-Serry. Außerdem setzen die Experten von AXA Investment Managers auf die institutionelle Stärke des Landes – einen wichtigen Ankerpunkt dazu bilden die per Haushaltsgesetz begrenzten öffentlichen Defizite auf 2,5 Prozent des Bruttoinlands-produkts (BIP). Darüber hinaus bleibe das makroökonomische Bild robust. Die Wirtschaft des Landes wuchs 2017 um zwei Prozent – unterstützt durch den privaten Konsum und durch die Erholung der Industrieexporte infolge der starken US-Industrieproduktion. „Wir gehen davon aus, dass die Wirtschaft 2018 und 2019 auf ähnlichem Niveau wächst“, sagt Topa-Serry. Zudem seien die von der jetzigen Regierung verabschiedeten Reformen in der Verfassung verankert. „Deren Aufhebung ist wahrscheinlich umständlich, insbesondere wenn die Koalition von Morena keine qualifizierte Mehrheit im Kongress erhält“, bemerkt Topa-Serry. 

Auch wenn AMLO sich skeptisch gegenüber den eingeführten Strukturreformen zeigt und einige Marktteilnehmer verunsichert sein sollten. Seine Erfolgsbilanz als Bürgermeister von Mexiko City steht im krassen Gegensatz zu seiner aktuellen Rhetorik. Er behielt eine relativ konservative Politik bei, erhöhte dabei die Infrastrukturausgaben und kurbelte zugleich die Sozialausgaben an – ohne die öffentlichen Finanzen zu beeinträchtigen. „Das Wirtschaftsteam von AMLO erscheint uns sehr vernünftig. Lopez Obrador selbst hat sich zudem mit großen ausländischen Investoren in Mexiko getroffen, was die Märkte beruhigen dürfte“, so Topa-Serry. Sein Kampagnenschwerpunkt liegt auf der Bekämpfung der Korruption und der Vermeidung marktfeindlicher Äußerungen. „Kürzlich wiederholte er sein Engagement für die Unabhängigkeit von Mexikos Notenbank Banco de Mexiko. Dies ist ein weiterer Hinweis für seine besonnene politische Haltung“, ergänzt Topa-Serry. 

Gute Aussichten, trotz Risiken

Dennoch sollten potenzielle Risiken nicht übersehen werden. Einige wichtige Reformen könnten durch AMLO gebremst werden. Dazu gehört auch der Bau des Flughafens in Mexiko-Stadt. Ein möglicher temporärer Baustopp und eine Überprüfung aller Verträge würden ein signifikantes Verspätungsrisiko mit sich bringen. Immerhin geht es um Baukosten in Höhe von 6,6 Milliarden US-Dollar und um 160.000 Arbeitsplätze. Darüber hinaus sind höhere Steuern und die Aufnahme neuer Schulden unter AMLO denkbar. Nicht zu vergessen ist, dass die USA nach wie vor Druck auf die Handelsbeziehungen mit Mexiko ausüben. Und bei der Neuverhandlung mit dem Wirtschaftsverband zwischen Kanada, den USA und Mexiko - dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (North American Free Trade Agreement, kurz: NAFTA) - sehen die Experten von AXA IM für dieses Jahr keine wesentlichen Fortschritte. „Es besteht die Gefahr, dass US-Präsident Donald Trump den Rückzug aus dem NAFTA ankündigt. Dies wäre ein Schock für die Finanzmärkte“, so die Topa-Serry. 

Ein unsicheres und weniger investitionsfreundliches Umfeld könnte sich vorübergehend negativ auf ausländische Direktinvestitionen auswirken. „Langfristig glauben wir jedoch, dass der industrielle Wettbewerbsvorteil Mexikos in Kombination mit seiner strategischen geografischen Lage, seinen wettbewerbsfähigen Fachkräften und seiner starken Lieferantenstruktur diese Hürden überwinden kann“, schließt Topa-Serry.

 

1 Bloomberg Poll Tracker, Stand: 27.06.2018


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