Schroders: Revolution birgt Chancen

Viele Branchen erleben derzeit einen tief gehenden Wandel. Etablierte Unternehmen, die sich anpassen und weiterentwickeln können, sollten von Anlegern nicht vernachlässigt werden.

06.03.2018 | 14:35 Uhr

Von Simon Webber, Leitender Portfoliomanager

Für gewöhnlich bin ich kein Anhänger der Weisheit: „Dieses Mal ist es anders.“ Doch angesichts der in so vielen Branchen aufkommenden Umwälzungen reicht es nicht aus zu sagen, dass „sie diesmal umfassender sind als früher“. Die derzeitige Situation ist meines Erachtens wirklich anders, weil die heutigen disruptiven Entwicklungen überall zu finden sind. Das heißt, dass es über das gesamte Spektrum hinweg Anlagechancen gibt – bei disruptiven Unternehmen, aber auch bei etablierten Unternehmen, die bereit sind, in die Zukunft zu investieren.

Wir sind mittlerweile daran gewöhnt, dass neue Marktteilnehmer eine breite Palette von Märkten und Branchen umwälzen. Auf Amazon entfallen jetzt zum Beispiel rund 16 % der Einzelhandelsausgaben in den USA. Weitere Beispiele wären Craft-Bier und andere lokale Konsumgüterunternehmen mit schnell wachsendem Marktanteil. Oder Netflix und YouTube, die im Verdrängungswettbewerb mit US-amerikanischen Kabel- und Satellitenfernsehunternehmen punkten. 

Bald werden die künstliche Intelligenz und die Cloud traditionelle Konsumgüter- und Technologieunternehmen umwälzen, und fahrerlose Autos werden traditionelle Automobilhersteller bedrohen. Auch Dienstleistungen sind von der Revolution betroffen, denn alles – von Bankdienstleistungen bis zu Reinigungsdiensten – wird zunehmend online angeboten. 

Seltener, und für Anleger auf vielerlei Weise interessanter, sind etablierte Unternehmen, die sich erfolgreich den Veränderungen anpassen. Im Folgenden sind ein paar dieser Unternehmen aufgelistet, die nachweislich über den nötigen Mut und die Fähigkeit verfügen, um sich in der neuen Welt erfolgreich zu behaupten:

Umicore: Heute sind Katalysatormaterialien für Benzinautos der größte Gewinntreiber für Umicore. Das Unternehmen fokussiert jedoch fast seine gesamten Investitionen und den Großteil der Forschung und Entwicklung auf die Kathodentechnologie für Elektrofahrzeuge. Umicore plant, seine Produktionskapazität für Kathoden in den nächsten drei Jahren zu vervierfachen. Schlussendlich wird dies das Katalysatorgeschäft vollständig ersetzen.

DNB: Obwohl DNB die größte und eine der ältesten Banken Norwegens ist, betreibt die Bank nur 50 Zweigstellen, nachdem sie ihr Netzwerk seit 2013 um 70 % verkleinert hat und der Großteil der Interaktionen mit Kunden nun digital erfolgt. In den vergangenen Jahren konnte die Bank ihre Kosten-Umsatz-Relation mit diesen Maßnahmen von 56 % auf 44 % senken. Der Umsatz pro Vollzeitmitarbeiter liegt nun mehr als 35 % über dem der Hauptkonkurrenten von DNB.

Philip Morris International: PMI ist eines der größten Tabakunternehmen der Welt. Trotzdem hat es eine neue Mission: Zigaretten durch rauchfreie Produkte zu ersetzen. Infolgedessen hat das Unternehmen seine Kapitalallokation entsprechend umgeschichtet. Die iQOS-Zigaretten, die Tabak erhitzen, aber nicht verbrennen, gewinnen in Märkten wie Japan und Südkorea große Marktanteile dazu und haben auch in Europa gut Fuß gefasst.

Burberry: Während viele traditionelle Luxusmarken das Internet als Bedrohung für ihre Exklusivität und Kontrolle über ihre Marken betrachteten, entschloss sich Burberry zur Nutzung digitaler Lösungen. Seine branchenführende „Omnichannel-Shopping-Plattform“ integriert Online- und Offline-Verkäufe. Auch in sozialen Medien etablierte sich Burberry als Marktführer. Dies stärkte die Marke und zog viele jüngere Kunden an.

NextEra Energy: Früher war NextEra ein einfaches reguliertes Energieversorgungsunternehmen in Florida. In den vergangenen zehn Jahren hat das Unternehmen unablässig in die Entwicklung seines Geschäfts mit erneuerbaren Energien investiert. Heute besitzt und entwickelt das Unternehmen bei Weitem die meisten erneuerbaren Energiequellen in den USA, nutzt Skaleneffekte und verfügt über konkurrenzlose praktische Kenntnisse auf dem Gebiet der Technologien, die die globale Stromerzeugung transformieren.

Dies ist eine spannende Zeit für Anleger. Eine Phase mit derart tief greifenden und disruptiven Veränderungen in vielen Branchen birgt großes Potenzial für Outperformance. Viele der interessanten disruptiven Unternehmen gehören zu den Kernbeständen in Portfolios. Das Potenzial für eine überdurchschnittliche Wertentwicklung ist meines Erachtens aber nicht nur bei den disruptiven Unternehmen gegeben, sondern auch bei etablierten Unternehmen, die mit Umwälzungen konfrontiert sind. In beiden Bereichen gilt es, die Spreu vom Weizen zu trennen.

 



​Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen von Simon Webber, leitender Portfoliomanager bei Schroders, und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar. Externe Daten sind Eigentum oder Lizenzobjekt des Datenlieferanten und dürfen ohne dessen Zustimmung nicht reproduziert, extrahiert oder zu anderen Zwecken genutzt bzw. weiterverarbeitet werden. Die oben genannten Unternehmen dienen ausschließlich zur Veranschaulichung und sind nicht als Kauf- oder Verkaufsempfehlung zu verstehen.

Dieser Artikel ist am 28.02.18 auch auf Schroders.com erschienen.

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