Kames Capital: Machen Sie einen Bogen um Green Bonds

Der explosionsartige Anstieg der Nachfrage nach Green Bonds in den letzten Jahren lässt sie im Vergleich zu anderen Festzinspapieren inzwischen teuer erscheinen. Dabei gibt es für Anleger außerhalb dieser Marktnische bessere Alternativen, so Euan McNeil, Portfoliomanager bei Kames Capital.

26.01.2018 | 12:10 Uhr

Im letzten Jahr wurden grüne Anleihen im Wert von über 100 Mrd. USD ausgegeben, allen voran Euro-Anleihen, auf die 43% der Emissionen entfallen. Anleger stürzen sich scharenweise auf die Titel, so McNeil, Manager des Kames Investment Grade GlobalBond Fund, und die Marktlage für solche Wertpapiere war in den letzten 18 Monaten außergewöhnlich günstig.

Daher haben die Emittenten meist die Konditionen solcher Anleiheemissionen diktieren können und viele haben die nötigen „Green Bond-Strukturen“ eilig geschaffen. Das hat jedoch nach Ansicht von McNeil zu einer Überbewertung dieses Segments geführt.„Wir wollen zwar nicht die Stimmung verderben, machen jedoch angesichts des derzeitigen Kursniveaus lieber einen Bogen um Green Bonds“, erläutert er.

„Ist die langfristige Zahlungsfähigkeit eines Emittenten nicht durch ein solides Geschäftsmodell oder eineintakte Bilanz untermauert, verlockt uns der grüne Touch nicht, auf solch einen Schuldner zu setzen.“ McNeil rät Investoren dringend, grüne Anleihen im weiteren ESG-Kontext zu betrachten und eine fundierte Kenntnis der fundamentalen Treiber jeder Anleihe zu gewährleisten, statt sich allein auf die mit ihnen verbundenen nachhaltigen Aspekte zu konzentrieren. Insbesondere müssen sich Anleger bewusst sein, dass das zugrunde liegende Risiko von Green Bonds nicht von anderen Emissionen des Unternehmens abgegrenzt ist. „Wir sind der Meinung, dass grüne Anleihen genau wie alle anderen Marktanomalien behandelt werdensollten; wir versuchen, sie nach Möglichkeit auszunutzen“, so McNeil.

„Wenn wir einem Emittenten Geld für denselben Zeitraum bei gleicher Sicherheit leihen und außerdem eingrünes Projekt unterstützen können, ist das eine großartige Sache. Wir werden aber sicher kein Geld zum Nachteil unserer Fonds investieren, wenn das Kapital, das wir denEmittenten zur Verfügung stellen, mit dem restlichen Kapital austauschbar und gleichrangig mit allen anderen Schuldtiteln ist, die der Emittent zur Finanzierung seiner allgemeinen Geschäftstätigkeitausgegeben hat.“

„Nachhaltige Geldanlagen sollten aktiv gefördert werden, jedoch nicht zu Preisen oder bei Unternehmen, die im Normalfall nicht den Investment-Standards entsprechen. Daher sind ein solides Geschäftsmodell und eine gute Unternehmensführung für unseren Investmentprozess und den ESG-Erfolg maßgeblich. G steht daher für Governance und nicht für Grün.“

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