Verantwortungsvolle Anlagen verzeichneten in den letzten fünf Jahren ein starkes Wachstum. In den letzten sechs Monaten ging es jedoch noch einmal deutlich steiler bergauf.
01.07.2021 | 08:09 Uhr
Wenn wir mit Google Analytics die weltweiten Suchen nach „ESG“- Begriffen (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) betrachten, wurde im März 2021 ein Spitzenwert erreicht (Abbildung 1). Dieser Zuwachs ist auch aus Unternehmensprotokollen hinsichtlich der zunehmenden Verwendung von ESG-Themen ersichtlich (Abbildung 2).
Abbildung 1: Google Analytics-Ergebnisse zu ESG-Begriffen
Quelle: Google Analytics, Mai 2021. Die Zahlen repräsentieren das Suchinteresse im Verhältnis zum höchsten Punkt der Grafik für die betreffende Region und Zeit. Ein Wert von 100 entspricht dem höchsten Beliebtheitsgrad. Ein Wert von 50 bedeutet, dass der Begriff im Verhältnis nur halb so beliebt ist. Ein Wert von Null bedeutet, dass zu diesem Punkt nicht ausreichend Daten vorhanden waren.
Abbildung 2: Wichtige Themen des verantwortungsvollen Anlegens, die zunehmend in Unternehmensprotokollen erwähnt werden
Quelle: Alphasense (links) und Morgan Stanley (rechts), Stand: April 2021.
Einer der Faktoren, die dieses enorme Wachstum ermöglicht haben, war die starke politische Unterstützung vor allem in Europa. Der Ausbau der grünen Infrastruktur ist hier äußerst ambitioniert. Die Europäische Union zählte zu den ersten, die sich zu Klimaneutralität – bis 20501 – verpflichtet hat, und ist bei der Veröffentlichung von Investitionsplänen zur Ermöglichung des Übergangs zu einer grünen Wirtschaft am weitesten vorangeschritten. Schätzungen zufolge werden in den nächsten 30 Jahren bis zu 7 Billionen Euro an Infrastrukturausgaben nötig sein, um die erklärten Ziele der EU zu erreichen, wobei rund3 Billionen Euro aus privaten Quellen kommen werden.2
Auch wenn 2050 noch in weiter Ferne zu liegen scheint, hegt die EU nicht die Absicht, den Wandel langsam in die Wege zu leiten. Der grüne Deal, der den wichtigsten Meilenstein auf dem Weg des Kontinents zu einer emissionsarmen Zukunft darstellt, zielt auf eine Senkung der CO2-Emissionen um 50% bis 55% bis 2030 ab, verglichen mit dem Stand von 1990.,3 Dies lässt sich nicht allein durch neue Projekte erreichen; die Entwicklung von Projekten für bestehende Anlagen und Strukturen (Brownfield) wird für die Förderung nachhaltiger Investitionsmöglichkeiten entscheidend sein.
Für Anleger wird Europas gewaltige Nachfrage nach grünen Infrastrukturinvestitionen unvermeidlich zu bedeutenden Anlagemöglichkeiten führen. Durch die im Rahmen des grünen Deals gesteckten Ziele entsteht eine Investitionslücke, die sich bis 2030 auf rund 470 Mrd. Euro jährlich beläuft.4 Diese Lücke wird sich nicht ohne größere private Kapitalspritzen neben staatlichen Ausgaben und Anreizen schließen lassen. Dadurch werden enorme, mehrjährige Anlagegelegenheiten geschaffen.
Abgesehen von den Vorteilen für die Umwelt können grüne Infrastrukturanlagen durch die Stimulierung der Konjunktur auch wirtschaftliche Vorteile bringen: Eine aktuelle Veröffentlichung des IWF5 kommt zu dem Schluss, dass jeder Dollar, der für klimaneutrale Aktivitäten ausgegeben wird, mehr als einen Dollar an Wirtschaftsaktivitäten hervorbringt, wobei dieser positive Multiplikationseffekt über mindestens vier Jahre anhält und die Auswirkungen auf die Konjunktur zwei- bis siebenmal größer sind als diejenigen, die mit umweltschädlichen Maßnahmen verbunden sind.
Der vollständige Beitrag als PDF zum Download
1 https://ec.europa.eu/clima/policies/strategies/2050_en
2 Goldman Sachs Equity Research: The EU Green Deal, Juli 2020.
3 https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/IP_20_1599
4 https://rethinktherecovery.org/
5 IMF.org, „Building Back Better: How Big Are Green Spending Multipliers?“, 19. März 2021.
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