Nachhaltigkeit

BNP Paribas: Biodiversität – Herausforderung, Chance oder beides?

Laut den weltweit führenden Wissenschaftlern befindet sich die Natur in einer Krise: Die Biodiversität – die Vielfalt irdischen Lebens – schwindet mit alarmierender Geschwindigkeit. Greift man nicht ein, so wären die Folgen – wie beim Klimawandel – katastrophal. Denn der Schwund der Biodiversität stellt eine einzigartige Bedrohung für unsere Volkswirtschaften, unsere Investitionen und unsere Lebensweise dar.

16.11.2021 | 16:03 Uhr

Doch wie bei der Klimakrise werden auch hier Lösungen und innovative Technologien entwickelt, die darauf zielen, den Prozess aufzuhalten. Um die lebenswichtigen Ökosysteme der Erde wieder ins Gleichgewicht zu bringen, müssen wir uns von der gegenwärtigen Take-Make-Waste-Einstellung verabschieden und unsere Wirtschaft im Einklang mit der Natur organisieren. Im Zeitalter der Transformation ergeben sich daraus auch Anlagechancen.

Das Massenaussterben ist vermeidbarWir befinden uns mitten im sechsten Massenaussterben auf unserem Planeten. Etwa 25 Prozent aller Arten auf der Erde sind bis 2050 vom Aussterben bedroht, das sind etwa eine Million Pflanzen- und Tierarten. Im Gegensatz zu ähnlichen Ereignissen in der Vergangenheit ist der aktuelle Biodiversitätsverlust das Ergebnis menschlicher Aktivitäten. Wir sind daher verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Zerstörung zu stoppen und Wege zu finden, die endlichen Ressourcen des Planeten zu regenerieren, bevor es zu spät ist.

Die politischen Entscheidungsträger erkennen allmählich, dass die Wiederherstellung, der Schutz und die Erhaltung der Funktionen unseres Ökosystems von entscheidender Bedeutung sind. Dafür stellt die Technologie neue Lösungen zur Verfügung, die von intelligenter Landwirtschaft bis hin zu Hochwasserschutz reichen und Lebensgrundlagen und Wohlstand sichern können.

Herausforderungen (und Chancen) für AnlegerDie Entwicklung zu einer Wirtschaftsform, die im Einklang mit der Natur steht, birgt Chancen für Investoren. Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft wird zusammen mit dem zunehmenden Einsatz umweltfreundlicher Verfahren einen geschätzten Unternehmenswert von 10 Billionen US-Dollar generieren und bis 2030 395 Millionen Arbeitsplätze schaffen. Denn Konsummuster und Produktionsmethoden werden sich sukzessive den neuen gesellschaftlichen Anforderungen anpassen.

In Zeiten, in denen alle Sektoren der Wirtschaft verschiedenen Formen systematischer Risiken ausgesetzt und wichtige Lebensgrundlagen beschädigt oder aus dem Gleichgewicht geraten sind, müssen sich Anleger, die diese Chancen nutzen möchten, einer Reihe von Herausforderungen stellen. Ähnlich wie beim Klimawandel müssen sie darüber nachdenken, wie sich der Raubbau an der Natur als finanzielles Risiko für Unternehmen auswirken kann. Sie müssen einen effizienten Dialog mit Unternehmen führen und sich in die öffentliche Debatte einbringen, um ihrer Botschaft Gehör zu verschaffen. Zudem benötigen sie fundierte Kenntnisse in Bezug auf neue Technologien zur Wiederherstellung von Ökosystemen, um die marktführenden Unternehmen in diesem wichtigen Feld identifizieren zu können.

Chancen, die sich bietenEs gibt bereits eine Reihe von Lösungen, die durch Umgestaltungs- und Sanierungsmaßnahmen viele Probleme in Bezug auf die Biodiversität angehen, so etwa Lösungen zur Vermeidung und Verringerung von Umweltverschmutzung, zur Verbesserung der Ressourceneffizienz, Alternativen zu Pestiziden sowie Projekte zur Verbesserung der ökologischen Wirkung von Transport und Recycling usw. Bei den Lösungen, die auf den Erhalt der biologischen Vielfalt zielen, gibt es drei Schlüsselbereiche, in denen Technologien benötigt werden, um den Zerstörungsprozess zu verlangsamen und die Rückführung zu unterstützen:

  • Aquatische Ökosysteme: tragen dazu bei, das Leben von Milliarden von Menschen zu sichern, das Klima zu regulieren, Sauerstoff zu produzieren und den Wasserkreislauf in Gang zu halten.
  • Terrestrische Ökosysteme: bieten die Lebensgrundlage durch ihr Angebot an Nahrung und Wasser, die Bereitstellung von Lebensräumen für Organismen und den Schutz der Biodiversität.
  • Städtische Ökosysteme: unterstützen alles Leben auf der Erde, sind aber auch die Ursache der Umweltverschmutzung.

Unternehmen, die Lösungen für diese Herausforderungen anbieten, konzentrieren sich meist nicht nur auf einen Aspekt, sondern beziehen verschiedene Sektoren und Regionen ein. Sie sind nicht zwingend als Unternehmen ausgewiesen, die zum Erhalt der Biodiversität beitragen (aktuell hat kein Unternehmen dieses Label). Wichtig ist, dass viele Technologien und Unternehmen in diesem Bereich noch wachsen müssen. Daraus ergibt sich eine attraktive Gelegenheit für Investoren, die die nötigen Mitteln haben, um die entsprechenden Unternehmen zu identifizieren und detailliert zu bewerten.

Hürden, die es zu überwinden giltBei der Bewältigung der Biodiversitätskrise geht es nicht nur darum, schon heute die technischen Lösungen von morgen zu finden, sondern auch darum, das Biodiversitätsrisiko vorhandener Unternehmen zu bewerten, um ihr Verhältnis zur Biodiversität und zu den Funktionen des Ökosystems besser zu verstehen. Das klingt zwar einfach, ist es aber nicht. Viele Unternehmen sind sich selbst dieser Risiken nicht bewusst, berichten nicht darüber und haben noch keinerlei Strategie in Bezug auf Biodiversität entwickelt.

Externe Daten sind oft unzureichend und nicht genau genug, um spezifische Auswirkungen auf ein einzelnes Unternehmen zurückzuführen. Das muss sich ändern. Der Dialog zwischen Unternehmen und Investoren könnte ein wirksames Instrument sein, um diese Risiken anzugehen und zu bewerten. Allerdings fehlt es bei einem solchen Austausch über Umweltfragen häufig an Dringlichkeit. Unternehmen sollten ermutigt werden, bereits heute darüber nachzudenken, in Hinsicht auf die Wiederherstellung von Lebensräumen und die Aufforstung Verpflichtungen einzugehen.

Diese Hürden können nicht sofort beseitigt werden. Aber Anleger sollten gemeinsam damit beginnen, sicherzustellen, dass ihre Entscheidungen die Biodiversität ebenso mitberücksichtigen wie den Klimawandel. Die Gemeinschaft der Investoren kann ihren Einfluss auch nutzen, um das Verständnis von Biodiversität bei Unternehmen zu verbessern.

Den Worten Taten folgen lassenZwar fehlt derzeit ein konsistenter Rahmen, um sich über die Bandbreite an Risiken, die sich aus dem Verlust der biologischen Vielfalt ergeben, zu informieren und darüber zu berichten. Für Anleger sollte dies aber kein Grund sein, diese Themen nicht in ihre Portfolios einzubeziehen. Im Gegenteil: Die Gemeinschaft der Investoren ist in der Lage, Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt anzustoßen, indem sie die erforderlichen Mittel mobilisiert, zur Bereitstellung aussagekräftiger Daten beiträgt und ihren Einfluss nutzt, um Unternehmen zum Handeln bei Biodiversitätsproblemen zu ermutigen.

Darüber hinaus hat die Investmentbranche die treuhänderische Pflicht, ihren Kunden Chancen zu eröffnen. Es genügt nicht mehr, nur über grüne und nachhaltige Investitionen zu sprechen – es ist an der Zeit, Taten folgen zu lassen und echte Wirkung zu erzielen.

Wir bei BNP Paribas Asset Management glauben, eine bessere Welt ist eine Welt, die ökologisch nachhaltiger, gerechter und inklusiver ist und deren Wirtschaftsmodell auf einer erfolgreichen Energiewende aufbaut. Wir sind uns bewusst, dass wir eine wichtige Rolle dabei spielen, unseren Kunden eine gerechte und nachhaltige Zukunft zu ermöglichen. Deswegen sind Überlegungen zur Biodiversität Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie und ein zentraler Aspekt unserer globalen Aktivitäten im Bereich Investment Stewardship. Unser nachhaltiges Produktangebot enthält eine Reihe von thematischen Strategien, die sich auf Biodiversitätsthemen konzentrieren, darunter die Blue Economy und die Wiederherstellung von Ökosystemen. Wir sind stolz darauf, eine Rolle bei der Gestaltung unserer Zukunft zu spielen – die Risiken mögen groß sein, aber auch die Chancen sind immens.

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