Mikrofinanz – Zinsen im Visier

Mikrofinanz – Zinsen im Visier
Mikrofinanzfonds

Haushalte mit niedrigem Einkommen in den Entwicklungs- und Schwellenländern stehen bereits zu normalen Zeiten vor großen Herausforderungen, um ihren täglichen Bedarf zu decken.

06.04.2022 | 07:47 Uhr

Die im Zuge der Corona-Pandemie in den meisten Ländern des globalen Südens erlassenen Reglementierungen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens haben dieses strukturelle Problem nochmals verschärft.

Mikrofinanz ist ein leistungsfähiges Instrument, um Armut sowie geschlechtsspezifische Ungleichheiten zu verringern und die Lebensbedingungen zu verbessern, indem Kredit-, Spar-, Zahlungs1- und Mikroversicherungsoptionen bereitgestellt werden. Mithilfe von Mikrokrediten können einkommensgenerierende Aktivitäten aufgenommen und notwendige soziale Ausgaben finanziert werden.

Ausweislich ihrer Werbematerialien streben Mikrofinanzfonds für ihre Investor:innen eine „marktgerechte“ Rendite an. In den letzten Jahren hat sich die durchschnittliche Performance der meisten in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Mikrofinanzfonds auf einem Niveau zwischen ein und drei Prozent eingependelt. Diese Investmentrendite steht in Kontrast zu den teilweise hohen Zinssätzen, welche die Mikrokreditnehmer:innen der Mikrofinanzinstitute (MFI) in den Entwicklungs- und Schwellenländern zahlen müssen. Sie können durchaus 20-28 Prozent in der jeweiligen Landeswährung betragen.

Wie entstehen die Zinssätze im Bereich Mikrofinanz?

Zunächst gilt es zu beachten, dass Zinsen in den Entwicklungs- und Schwellenländern nicht mit dem Zinsniveau in Europa zu vergleichen sind. Durch höhere Inflationsraten, Währungsschwankungen und einem weniger gut entwickelten lokalen Finanzmarkt ist das gesamte Zinsgefüge (Kredit- wie auch Einlagenzinsen) in vielen Ländern erheblich höher als zum Beispiel in der Eurozone.

Zudem ist Mikrofinanz ein kleinteiliges und dadurch kostenintensives Geschäftsmodell. Mikrokreditnehmer:innen sind häufig nicht in der Lage, ihre wirtschaftliche Aktivität formell nachzuweisen. Dennoch müssen die MFIs die Kreditwürdigkeit prüfen können. Dafür besuchen Berater:innen in der Regel ihre Kund:innen vor Ort, um die Realisierbarkeit der Darlehensrückzahlung zu prüfen. Je entlegener das Gebiet und je häufiger die notwendigen Besuche, umso höher die Betriebskosten für das MFI.

MFIs bieten verschiedene Kreditarten mit unterschiedlichen Laufzeiten an. Diese verursachen unterschiedlich hohe Kosten. Die beschriebenen Betriebskosten (inklusive Personalkosten) bilden den Hauptteil der Kosten eines MFIs. Hinzu kommt der Finanzaufwand (auf Kundeneinlagen bezahlte Zinsen) sowie die Kosten der Fremdfinanzierung. Eine ebenso sehr wesentliche und kostenintensive Rolle spielen die Aufwendungen für die Währungsabsicherung zwischen der lokalen Währung und dem USD/ EUR. Zuletzt bilden auch Rückstellungen zur Risikovorsorge einen Teil der Kosten.

Diese Kosten müssen durch die Portfoliorendite gedeckt sein, die sich aus den Einnahmen durch Zinsen und Gebühren zusammensetzt. Daher wird sie auch oft als stellvertretender Wert für durchschnittliche Zinssätze herangezogen. 2Die Portfoliorendite der MFIs lag 2021 im Median bei 23,9 Prozent. Aufgrund der kurzen Darlehenslaufzeiten, geringen Beträge und margenreichen Geschäftsmodelle der Mikrokreditnehmer:innen relativiert sich dies jedoch. Die Kund:innen der MFIs sind aufgrund gesteigerter Erträge zumeist gut in der Lage, die vereinbarten Forderungen fristgerecht zurückzuzahlen.

Kredite-1

Für die MFIs bleibt nach Abzug aller Kosten (Betriebskosten, Rückstellungen, Finanzaufwand) der Gewinn übrig, die sogenannte Kapitalrendite. Im Portfolio des IIV Mikrofinanzfonds betrug diese Kapitalrendite aller MFIs 1,35 Prozent im Median (Q4 2021).

Die Kunden der MFIs sind Menschen, die oft keinen Zugang zu Geschäftsbanken bekommen, da sie arm sind, keine Sicherheiten stellen können und abseits der Städte leben. Wären die MFIs nicht vor Ort, so hätten sie nur noch die Möglichkeit sich Kapital bei privaten lokalen Geldleihern zu beschaffen – häufig zu Wucherzinsen, die weit über den Zinsen der Mikrokredite von MFIs liegen.

Sorgfalt bei der Auswahl der Mikrofinanzinstitute

Bevor der IIV Mikrofinanzfonds ein MFI refinanziert, stellt Invest in Visions sicher, dass die den Mikrokreditnehmer:innen angebotenen Zinssätze unter makroökonomischen und lokalen Gegebenheiten angemessen sind. Dazu gehört eine umfassende Marktanalyse des länderspezifischen marktgerechten Zinssatzes.

Als Unterzeichner der Principles for Responsible Investment (PRI) und Unterstützer des Client Protection Pathways stellt Invest in Visions vertraglich sicher, dass die MFIs sich an die Leitlinien einer fairen und solidarischen Kreditvergabe halten. Das betrifft insbesondere die Einhaltung verantwortungsvoller Geschäftspraktiken gegenüber der Belegschaft und den Kreditnehmer:innen (u .a. Verhaltenskodex, Korruptionsbekämpfung, Transparenz, Nichtdiskriminierung von Mitarbeiter:innen sowie Kund:innen und Maßnahmen zur Überschuldungsprävention).

Die weitere Entwicklung

Durch fortschreitende Regulierung, Weiterentwicklung der Marktinfrastruktur, höhere Transparenz und gesteigerten Wettbewerb ist zu erwarten, dass sich das Risiko für Kreditvergaben ohne Sicherheiten zukünftig weiter verringert. Dank zunehmender Digitalisierung im Zahlungsverkehr wird außerdem der Betriebsaufwand reduziert. Und auch die Mikrofinanzinstitute wachsen, werden professioneller und senken ihre Betriebskosten.

Diese Kostenvorteile kommen langfristig den Mikrokreditnehmer:innen zu Gute. In diesem Sinne werden auch Finanzdienstleistungen für einkommensschwache Kund:innen zugänglicher – ein explizites Ziel von Mikrofinanz.

1 Dazu gehört zum Beispiel das Angebot eines Girokontos, mithilfe dessen Geldüberweisungen an Familienangehörige getätigt werden können.

2 Die durchschnittlichen Zinssätze über unser Portfolio hinweg lassen sich nur schwer berechnen.

Ansprechpartner

Susanne Kischel
Invest in Visions GmbH
Freiherr-vom-Stein-Straße 24-26
60323 Frankfurt am Main
Webseite: https://www.investinvisions.com

Fonds
IIV Mikrofinanzfonds
(WKN A1H44T / A1H44S )

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