StarCapital: Wo steht der Dax Ende 2019?

Marktkommentar

Der Zinsanstieg und damit die Verluste für Investoren im High-Yield-Bereich würden 2019 weiter zunehmen. Davon geht Dr. Manfred Schlumberger, Vorstand und Co-Leiter des StarCapital-Portfoliomanagements, aus.

10.12.2018 | 12:23 Uhr

Gründe hierfür sieht er in der weiteren moderaten konjunkturellen Abkühlung der Weltwirtschaft und den reduzierten Anleihekäufen der Notenbanken sowie möglichen Liquiditätsengpässen bei Corporate Bonds.

Hintergrund dieser Einschätzung ist die jüngste Krise der ehemaligen US-Industrie-Ikone General Electric (GE), die mit ihren Verlusten und Abschreibungen im dritten Quartal die Investoren geschockt und Anleger in Panik versetzt hat. „GE hat Anleihen von 120 Milliarden US-Dollar ausstehen. Kein anderes Unternehmen hat höhere Schulden am Rentenmarkt aufgenommen. Sollte die Kreditwürdigkeit des Konzerns in den Junk-Bereich sinken, müssten sich viele institutionelle Investoren von ihren Beständen trennen. Ein Crash am US-Corporate Bond Markt wäre unvermeidlich“, stellt Schlumberger fest.

Nach der Erfolgsgeschichte des Marktes für Corporate Bonds seit der Jahrtausendwende, ist der Anteil der Hochzinsanleihen auf 20 Prozent am Gesamtmarkt gestiegen. Insbesondere in den USA sind die niedrigen Zinsen von Unternehmen genutzt worden, um preisgünstig Schulden am Rentenmarkt aufzunehmen. Heute liegt der Anteil der Unternehmensverschuldung am Bruttoinlandsprodukt der USA bei fast 50 Prozent, fasst Schlumberger zusammen. Rund die Hälfte der ausstehenden Investment-Grade-Anleihen rangierten nur eine Stufe über Ramschniveau; gleichzeitig sei die Kreditqualität im Segment der mit BBB bewerteten Anleihen stark gesunken. Sollte sich das Marktumfeld verschlechtern, drohe eine Herabsetzung auf Junkniveau.

Das gewachsene Angebot an Unternehmensanleihen habe auch für die entsprechende Nachfrage gesorgt. Institutionelle Investoren, die aus regulatorischen Gründen den volatilen Aktienmarkt scheuen, mussten ihren Bonitätsanspruch an Unternehmensanleihen senken, um ihre Renditeziele zu erreichen. Die Risikobereitschaft am Rentenmarkt sei zudem bei Privatanlegern aus Angst vor Aktien und mit wachsendem zeitlichen Abstand zur Finanzkrise größer geworden.

Aufgrund der konjunkturellen Abkühlung der Weltwirtschaft und des Rückzugs der Notenbanken Fed und EZB aus dem Anleihebereich erwartet StarCapital Verluste im Rentenbereich. „Im Rentensegment war Liquidität bisher kein großes Thema. Das könnte sich ändern! Die Verschärfung der Regulierung hindert Banken daran, ausreichend Liquidität in Anleihen bereitzustellen. Ein ‚Market Making‘ im Sinne eines fairen Ausgleichs von Angebot und Nachfrage ist Wertpapierbanken damit heute nicht mehr möglich. Größere Abflüsse würden zu deutlich größeren Kurseinbrüchen führen“, so Schlumberger. Aufgrund dieser Einschätzung habe das Portfoliomanagement der StarCapital das Corporate- und High-Yield-Segment seit längerem drastisch reduziert und auf US-Treasuries mit kurzen und mittleren Laufzeiten gesetzt. Der Einbruch bei den Schwellenländer-Hartwährungsbonds wurde für antizyklische Käufe auf langfristig sehr attraktiven Zinsniveaus genutzt.

Auf die Frage nach einer Prognose für den DAX antwortet Peter E. Huber, Vorstand und Leiter des StarCapital-Portfoliomanagement, dass „Prognosen absolut nichts taugen“ oder für Anleger sogar schädlich seien. „Dies liegt daran, dass die Märkte auf kurze bis mittlere Sicht sehr effizient sind. Alle bekannten Informationen sind genauso bereits in den aktuellen Kursen enthalten, wie die Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich der weiteren Entwicklung. Im Klartext: Die Entwicklung an den Börsen wird von Faktoren bestimmt, die erst in der Zukunft eintreten“, so Huber.

Wenn man jedoch nicht prognose-, sondern bewertungsorientiert die Börsenentwicklung analysiert, ist es möglich, so Huber, Zielbandbreiten der Börsenentwicklung zu definieren, wie es die StarCapital-Kapitalmarktforschung macht. Der von Kapitalmarktforschungsleiter Norbert Keimling entwickelte Korridor und das Kurspotential für deutsche Aktien beruht auf Berechnungen anhand des Shiller-Kurs-Gewinn und des Kurs-Buchwert Verhältnisses. Objektive Bewertungsfaktoren, die langfristig stark mit der Börsenentwicklung korrelieren, seien sowohl die Entwicklung der ertragsorientierten Unternehmensgewinne als auch der substanzorientierte Buchwert. Da sich Aktien über kurz oder lang immer wieder ihrem Mittelwert annäherten, sei das Nutzen von aktuellen Schwächephasen eine gute Gelegenheit, Aktienpositionen auszubauen. Huber macht seinen Anlegern Mut für antizyklische Aktienkäufe: „Nur wer gegen den Strom schwimmt, kommt zur Quelle. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom!“, so der Profi.

Marktkommentar "StarInvest"

Dezember2018

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