RBC BlueBay AM: „Wir erwarten in den USA nur eine oder zwei Zinssenkungen dieses Jahr“

Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management
Marktkommentar

Mit einer ersten Zinssenkung rechnet Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management, für den Juli. Danach dürfte nicht mehr viel kommen. Die Europäische Zentralbank wird aus seiner Sicht früher dran sein.

05.04.2024 | 11:18 Uhr

Hier sein aktueller Marktkommentar:

„In der vergangenen kurzen Woche stiegen die Renditen weltweit an, da aufgrund guter Wirtschaftsdaten die Hoffnungen der Marktteilnehmer auf baldige Zinssenkungen abnahmen. Der ISM-Einkaufsmanagerindex lag jüngst zum ersten Mal seit 2022 über der Marke von 50 Punkten. Eine solche Entwicklung ist eher typisch für die Mitte als für das Ende des Zyklus.

Es scheint sich die Ansicht durchzusetzen, dass die aktuellen US-Leitzinsen die Wirtschaftstätigkeit nicht besonders einschränken. Infolgedessen sind die Renditen von Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit November vergangenen Jahres geklettert.

Wir sind seit längerer Zeit der Meinung, dass die Marktteilnehmer die US-Wirtschaft zu schnell abgeschrieben haben und davon ausgingen, dass eine günstige Inflationsentwicklung einen längeren geldpolitischen Lockerungszyklus einleiten würde. Gleichzeitig denken wir, dass die Anleger weiterhin an baldige Zinssenkungen glauben wollen. Dies könnte rückläufige Kursbewegungen eindämmen. Außerdem haben wir das Gefühl, dass der Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, gerne die Zinsen senken würde – wenn die Daten dies nur zuließen.

Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Fed im Juli eine Zinssenkung vornehmen wird. Sofern sich die Konjunktur nicht deutlich abkühlt, erwarten wir in diesem Jahr aber nur eine oder zwei Zinssenkungen.

In der Eurozone ist die Kerninflation im März auf 2,9 Prozent gesunken. Vor diesem Hintergrund dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin auf dem besten Weg zu einer ersten Zinssenkung im Juni sein. Es ist nicht undenkbar, dass die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde ihre Geldpolitik bereits zweimal gelockert haben werden, bis Jerome Powell in den USA nachziehen kann.

Heute stehen die US-Arbeitsmarktdaten im Fokus der Marktteilnehmer. Unsere Analysen deuten darauf hin, dass die Arbeitslosenquote auf 3,6 Prozent sinken könnte. Viele Indikatoren sprechen für einen robusten Arbeitsmarkt. Daher sind wir uns nicht sicher, ob die heute veröffentlichten Daten viele neue Informationen enthalten.

Die in der nächsten Woche in den USA veröffentlichten Verbraucherpreisindizes (VPI) sind aus unserer Sicht wichtiger. Da sich das Wachstum relativ gut hält, wird die Inflationsentwicklung der Schlüssel für das Vorgehen der Fed in den nächsten Monaten sein.

Im ersten Quartal zeigten Risikoanlagen ausgeprägte Stärke. Grund war die Kombination aus robusten Konjunkturdaten und Gewinnen – zu einem Zeitpunkt, an dem wir uns dem Beginn eines geldpolitischen Lockerungszyklus zu nähern scheinen.

Sollte es also entweder zu einer deutlichen Wachstumsverlangsamung kommen oder die Märkte aufgrund eines Ereignisses Zinssenkungen gänzlich auszuschließen, könnte dies eine schwierigere Phase einleiten. Bleiben die Konjunkturdaten jedoch positiv und hält sich der Anstieg der Renditen in Grenzen, könnte sich die Stimmung in den nächsten Monaten halten.

Vor diesem Hintergrund scheinen bei Risikopapieren im zweiten Quartal weitere Kursgewinne möglich. In diesem Fall dürfte die zweite Jahreshälfte aber herausfordernder werden. Daher könnte bei Risikoanlagen und dem Timing eines geldpolitischen Lockerungszyklus im Jahr 2024 die Devise ‚buy the rumour – sell the fact‘ gelten.“

Den vollständigen Kommentar in englischer Sprache entnehmen Sie bitte dem Anhang.

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