RBC BlueBay AM: „Gier kann Konsequenzen haben“

Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management
Marktkommentar

In Japan wurde die geldpolitische Wende eingeläutet. Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management, hält aber weitere Schritte für nötig. Mit Blick auf die weltweit erwarteten Zinssenkungen muss er an den Film „Wall Street“ denken und mahnt zu Vorsicht.

22.03.2024 | 12:16 Uhr

Hier sein aktueller Marktkommentar:

„Die Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in dieser Woche brachte den Marktteilnehmern wenig neue Informationen. Die Renditen veränderten sich kaum. Dass der Offenmarktausschuss die Wachstums- und Inflationsschätzungen für das Jahr 2024 leicht nach oben korrigiert hat – obwohl er weiterhin drei Zinssenkungen in den kommenden neun Monaten andeutet – wurde jedoch als Hinweis auf eine eher lockere Haltung der Währungshüter verstanden.

Es kann sein, dass die Fed im Juni mit den Zinssenkungen beginnen möchte. Das Problem bleibt jedoch, dass es kaum Anzeichen einer konjunkturellen Verlangsamung gibt und die jüngsten Inflationsdaten enttäuschend hoch ausfielen. Wir erwarten Zinssenkungen weiterhin erst in der zweiten Jahreshälfte.

Dass darauf ein substanzieller Lockerungszyklus folgen wird, ist aus unserer Sicht fraglich. Es ist unvereinbar, gleichzeitig mit Zinssenkungen um mehr als 200 Basispunkte und einer weichen Landung der Wirtschaft zu rechnen. Dies wäre nur dann plausibel, wenn sich die Inflation als überraschend niedrig erweisen würde. Angesichts der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt und der hartnäckigen Dienstleistungsinflation halten wir dies für unwahrscheinlich.

Die Ereignisse in Japan diese Woche waren von größerer Bedeutung: Die Bank of Japan (BoJ) beendete wie von uns erwartet die Ära der Negativzinsen und der Renditekurvenkontrolle. Dies unterstreicht einmal mehr, wie sehr sich der Wandel in dem Land zu beschleunigen beginnt. Die Inflation liegt nach wie vor deutlich über dem Zielwert von 2 Prozent und angesichts der Ergebnisse der Shunto-Lohnrunde gehen wir weiterhin von Preisrisiken nach oben aus. Verschärft werden sie durch den schwachen Yen.

Die japanische Währung verlor nach der BoJ-Entscheidung weiter an Wert. Die Anleger kamen zu dem Schluss, dass trotz der symbolischen Bedeutung dieser Maßnahmen der Carry-Nachteil des Yen nicht ausgeglichen werden kann. Darüber hinaus wurde die Tatsache, dass die BoJ ihre Bilanz durch den Ankauf von Staatsanleihen weiter ausweitet, als Bekenntnis zu einer lockeren Geldpolitik betrachtet.

Unserer Meinung nach muss die BoJ auf oder vor ihrer Sitzung im April weitere Schritte unternehmen, wenn der Yen in den kommenden Wochen nicht weiter unter Druck geraten soll.

Wir gehen davon aus, dass die Bargeldzinsen im Juli auf 0,25 Prozent und später in diesem Jahr auf 0,50 Prozent angehoben werden, da die Inflation robust bleibt. Wir erwarten darüber hinaus, dass die BoJ die Ausweitung ihrer Bilanz beenden wird, sobald die Zinssätze 0,25 Prozent erreicht haben. Schritte zum Bilanzabbau sind hingegen sehr viel unwahrscheinlicher. Die Frage für die Märkte wird sein, ob dies alles ausreicht. Wir haben den Eindruck, dass die Aufwärtsrisiken in Japan zunehmen. BoJ-Vorsitzender Kazuo Ueda und seine Kollegen müssen auf die Daten achten, damit sie nicht hinter der Kurve zurückbleiben. Vorerst bieten Short-Positionen in japanischen Zinsen in unseren Augen weiterhin das beste Risiko-Ertrags-Verhältnis.

Insgesamt nähren die geldpolitischen Entscheidungsträger die Gier der Marktteilnehmer: Eine Reihe von Zentralbanken in den Schwellenländern senkt die Zinsen, die Schweizer Zentralbank hat ebenfalls eine Lockerung vorgenommen und die Fed, die Europäische Zentralbank und die Bank of England tendieren alle zu niedrigeren Zinssätzen. Dies führt dazu, dass Risikopapiere Rekordrenditen erzielen, da die Rezessionsängste abklingen.

Die Geschichte lehrt uns jedoch, dass die Märkte oft am anfälligsten sind, wenn sie selbstgefällig werden. In dem Film ‚Wall Street‘ um Gordon Gekko gibt es das Zitat, dass ‚Gier gut ist‘. Doch Gier hat Konsequenzen und führt selten zu einem guten Ende. Es wird sich lohnen, diszipliniert und wachsam zu sein.“

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