CONREN Deutschland GmbH: Marktkommentar „Frühjahr 2022“

CONREN Deutschland GmbH: Marktkommentar „Frühjahr 2022“
Marktkommentar

Das Jahr 2022 hat für die Börsen äussert ungünstig begonnen. Die Anleger sahen sich mit der Aussicht auf ein langsameres Wirtschaftswachstum und einer höheren Inflation konfrontiert. Gleichzeitig wurden die geldpolitischen Zügel, mit einer ersten Zinserhöhung in den USA, weiter gestrafft.

09.05.2022 | 08:16 Uhr

Schließlich hat sich ab Ende Februar die Tragödie des Krieges in Osteuropa entfaltet, zusätzlich zu einer COVID-19 Pandemie, die noch nicht ganz ausgestanden ist. Die Aussichten bleiben daher auch für die kommenden Monate undurchsichtig.

Makrobild: Wachstum, Inflation, Geld- und Fiskalpolitik

Bis kurz vor Ausbruch der geopolitischen Eskalation in Osteuropa sind die volkswirtschaftlichen Kennzahlen in Europa und den USA mehrheitlich positiv ausgefallen. Die europäische Wirtschaftstätigkeit hat im Februar stark zugenommen. Die robuste Inlands- und Auslandsnachfrage und die abnehmende Zahl der Covid-19-Infektionen trugen dazu bei, dass die Aussichten der Unternehmen nach einem vorübergehenden Rückschlag im Januar, wieder positiver waren. Auch beschleunigte sich die Aktivität im Dienstleistungssektor (Reisen und Tourismus). Im verarbeitenden Gewerbe sorgten die Auftragseingänge und der hohe Arbeitsüberhang für einen Anstieg der Warenproduktion. Gleichzeitig haben sich die «Lieferverzögerungen» deutlich reduziert (laut Markit, einem Datenerhebungsunternehmen: tiefster Stand seit Januar 2021). Da die Nachfrage weiterhin stärker zunahm als das Angebot, nahm jedoch auch der Inflationsdruck weiter zu. Insgesamt blieb das konjunkturelle Bild auch im März positiv (PMI-Daten mehrheitlich über 50). Ein sehr ähnliches Bild zeigte sich auch in den USA, wobei hier neben einer nach wie vor robusten Wachstumsdynamik der Inflationsdruck stärker ausfiel als in der Eurozone. Die Preise sind im Jahresvergleich um 7,9% gestiegen. Die grösste Belastung stellen die Energieaufwendungen dar, denn die Benzinpreise sind in den letzten 12 Monaten um knapp unter 40% gestiegen.

In den USA beschränkt sich der Preisdruck jedoch nicht mehr nur auf Benzin und Lebensmittel. So sind beispielsweise die Bekleidungspreise, nachdem sie bei Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 stark gesunken waren, im vergangenen Jahr um 6,6% gestiegen. Die Kosten für Kraftfahrzeugreparaturen haben um 6,3% zugelegt und die Flugpreise haben sich um 12,7% verteuert. Die Kosten für Miete und Unterkunft, die fast ein Drittel des Inflationskorbes ausmachen, sind in den USA ebenfalls stark angestiegen und haben sich im Jahresvergleich um 4,8% erhöht.

In China übertraf das Wachstum der Industrieproduktion die Schätzungen: Dieses stieg im Januar und Februar zusammen um 7,5% (gegenüber 4,3% im Vorjahr), während der Einzelhandel um 6,7% zulegte, was mehr als dem Doppelten der vorgenommenen Prognosen entspricht. Andere Faktoren in China geben ein gemischtes Bild ab: die Immobilien- und Kreditkrise ist noch längst nicht ausgestanden, die Geldpolitik wurde während des 1. Quartals 2022 nicht weiter (wesentlich) gelockert, COVID-19-Mobilitäts-Einschränkungen nahmen erneut zu (Shanghai schickt gegen Ende März 25 Mio. Menschen in den Lockdown) und die regulatorisch-politisch motivierten Interventionen ins Marktgeschehen (zum Beispiel gegenüber Technologie-Unternehmen) blieben für Anleger weiterhin unberechenbar.

Vor dem Hintergrund steigender Inflationsraten hat die US-Fed auf ihrer März-Sitzung beschlossen, eine erste Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte zu vollziehen. Dies ist die erste Erhöhung seit Dezember 2018. Die Fed wies gleichzeitig auf einen aggressiveren künftigen Kurs hin. Die Mitglieder des Gremiums dämpften auch die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr und hoben ihre Inflationsaussichten deutlich an. Der Ausschuss ist entschlossen, die notwendigen Massnahmen zur Wiederherstellung der Preisstabilität zu ergreifen. Die Fed ist der Meinung, dass die US-Wirtschaft, trotz Absenkung der Erwartungen, stark und gut positioniert ist, um eine straffere Geldpolitik zu bewältigen. Was die Inflationserwartung betrifft, geht die US-Fed für das Jahr 2022 davon aus, dass der Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie ein Wachstum von 4,1% aufweisen wird (verglichen mit der Prognose von 2,7% im Dezember 2021). Das BIP-Wachstum wurde von 4% im Dezember auf 2,8% gesenkt, da der Ausschuss insbesondere die möglichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges berücksichtigte. Die US-Fed erwartet weiterhin, dass die Arbeitslosenquote in diesem Jahr bei 3,5% liegen wird. US-Notenbankchef Powell deutete zudem an, mit der Reduzierung der Bilanzsumme im Mai zu beginnen (u. a. Abbau ihrer Bestände an Staatsanleihen, Agency-Schuldtiteln und Agency-Hypothekenpapieren). Zum Vergleich: Bei der letzten Bilanzreduzierung von 2017-2019 liess die Notenbank jeden Monat eine bestimmte Menge an Erlösen aus fällig werdenden Anleihen abfliessen, während sie den Rest reinvestierte. Powells Kommentare deuten jetzt aber darauf hin, dass er dieses Mal aggressiver vorgehen wird. Der geldpolitische Kurs wird in den USA, zumindest kurzfristig, nun deutlich restriktiver.

Es ist daher davon auszugehen, dass die Kapitalkosten steigen werden und dem Kapitalmarkt Liquidität entzogen wird. In der Regel ist dies kein optimales Umfeld für die Börse.

Den vollständigen "CONREN Deutschland GmbH: Marktkommentar „Frühjahr 2022“ finden Sie hier als PDF.

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