WisdomTree: Japans Inlandsnachfrage hebt ab

Marktkommentar

Japans Inlandsnachfrage scheint sich positiv vom globalen Konjunkturzyklus abzukoppeln, kommentiert Jesper Koll, international renommierter Japan-Stratege und Head of Japan bei WisdomTree die jüngste Tankan-Umfrage der Bank of Japan.

02.04.2019 | 10:21 Uhr

Der neueste vierteljährliche Geschäftsklimaindex der Bank of Japan (Tankan-Umfrage) zeigt, dass sich die Makrolage Japans zunehmend positiv abhebt. Während die produzierende Industrie in eine durch die globale Konjunkturabschwächung induzierte Rezession hineingezogen wurde, expandiert der heimische kleine und mittlere Sektor des nicht verarbeitenden Gewerbes weiter.

Der die Wirtschaftsstimmung notierende Diffusionsindex (DI) fiel bei großen Industriebetrieben schlechter als erwartet um sieben Punkte; bei kleinen nicht-produzierenden Betrieben stieg er dagegen um einen Punkt.

Für die politischen Entscheider ist dies zwar eine gute Nachricht, lässt aber keinen Raum für Selbstgefälligkeit. Die positive Dynamik im häuslichen Dienstleistungssektor wird durch die am 1. Oktober dieses Jahres in Kraft tretende Erhöhung der Verbrauchssteuer eindeutig in Frage gestellt. Um dem entgegenzuwirken, hat die japanische Regierung ein Fiskalpaket von zwei Billionen Yen beschlossen, das den Kaufkraftverlust ausgleichen soll. Nach unserer Einschätzung werden diese Maßnahmen die negativen Nachfrageeffekte aus der Steuererhöhung im Bereich der nicht handelbaren Güter deutlich ausgleichen.

Wir erwarten in den kommenden Quartalen Anzeichen für eine Belebung der Industrie. China kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu: mit der Kombination aus politischen Impulsen und dem positiven Abschluss der Handelsgespräche mit den USA, die eine positive Entwicklung des globalen und japanischen Industriezyklus auslösen werden.

Was Japan betrifft, so hat das Ergebnis der Tankan-Umfrage zu den geplanten Geschäftsinvestitionen den Konjunkturoptimismus noch verstärkt. Für das neue Geschäftsjahr 2019 (GJ2019) planen die Unternehmen einen Anstieg von 1,2 Prozent. Dieser ist zwar niedriger als die außergewöhnlich zinsbullishen 2,3 Prozent, die im vergangenen Jahr um diese Zeit geflaggt wurden, folgt aber einem tatsächlich realisierten Anstieg der Investitionen (Capex) um 10,4 Prozent im Geschäftsjahr 2018. Damit haben wir den Spitzenwert im Investitionszyklus überschritten, aber die Expansion setzt sich insgesamt fort.

Was ist mit der BoJ? Wir bleiben dabei, dass es in Japan in den nächsten beiden Jahren vor allem um die Steuer- und Regulierungspolitik geht, wobei die BoJ auf der Seite des Nichthandelns steht. Zwei externe Faktoren könnten dies ändern: erstens eine früher als erwartete Zinssenkung der US-Notenbank Fed und/oder zweitens eine Abwertung der chinesischen Währung. So oder so, die Befürchtungen, dass die BoJ aus dem derzeitigen politischen Rahmen austritt, sind inzwischen völlig asymmetrisch geworden und tendieren zu mehr Gelassenheit. Wir erwarten keine Taten bis weit nach den Olympischen Spielen 2020 in Tokio."

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