Kames Capital: Gegenwind für europäische Banken

Marktkommentar

Die schlechten Anlagerenditen, die europäische Banken seit der großen Finanzkrise erzielen, dürften auf absehbare Zeit anhalten, warnt Jacob Vijverberg von Aegon Asset Management.

18.04.2019 | 16:39 Uhr

Europäische Banken sehen sich nach wie vor mit viel Gegenwind konfrontiert
Bei einem Investment von 100 Euro in europäische Banken in 2009, so Vijverberg, Co-Manager des Kames Global Diversified Income Fund, wären es heute nur rund 120 Euro. Dies entspricht einer knappen Rendite von 1,5% pro Jahr, wohingegen selbst deutsche Bundesanleihen im gleichen Zeitraum mit rund 3,5% pro Jahr eine bessere Rendite erzielt hätten. Leider prognostiziert Vijverberg, dass sich diese schlechte Rendite für Investoren fortsetzen wird, da sie weiterhin mit jeder Menge Gegenwind konfrontiert werden.

Vijverberg weist als erstes auf die Vielzahl neuer Regulierungen hin, mit denen Banken, die aufgrund der hohen Eigenkapitalanforderungen ihre Kapitalrendite untergraben haben, seit der Finanzkrise konfrontiert sind. Er sagt: "Die Anhebung der Eigenkapitalquoten, welche Banken in Krisenzeiten widerstandsfähiger macht, bedeutet für Investoren eine geringere Kapitalrendite, während sie für Einleger und Steuerzahler positiv ist. Die Rendite der Banken auf ihrem Vermögen entspricht in etwa der vor der Krise, aber die Renditen müssen nun auf eine höhere Kapitalbasis verteilt werden.

Ein weiterer Gegenwind, den er anführt, ist der harte Wettbewerb, dem Banken ausgesetzt sind. Er sagt: "Ebenso ist Europa "over banked". Unabhängig davon, welche Metrik man verwendet, ob es sich um Filialen, Mitarbeiter oder Kredite in Prozent des BIP handelt, in Europa konkurrieren zu viele Banken um dieselben Kunden, was zu einem Druck auf die Gebühren und Zinseinnahmen führt.

Ebenso stehen Banken im Wettbewerb mit flinkeren Fintech-Unternehmen, die bisher wenig Einfluss hatten, aber dank neuer europäischer Vorschriften an Fahrt gewinnen dürften.

Auch stehen Banken unter Druck, da sich die Zinssätze für ihre Verbindlichkeiten (hauptsächlich Einlagen) und für ihre Vermögenswerte (Kredite und Hypotheken) verringern.

Vijverberg erklärt: "Viele Banken haben die prekäre Situation, in der sie sich befinden, erkannt und suchen nach anderen Einnahmequellen. Einige verlagern ihr Geschäft in ein gebührenpflichtiges, welches kein Kapital benötigt, wie Finanzberatung oder Vermögensverwaltung. Hier sind jedoch die Gewinne begrenzt oder schrumpfen wiederum aufgrund von Technologie, Regulierung oder Kostenorientierung".

Vijverberg fasst zusammen: "Die Finanzmärkte haben eindeutig erkannt, dass die Banken einige Probleme haben und der Sektor daher mit niedrigen Multiplikatoren handelt. Dennoch erwarten wir in struktureller Hinsicht, dass das Bankkapital trotz seiner billigen Bewertungen hinter den Erwartungen zurückbleiben wird. Wir sind daher sehr selektiv mit unserem Engagement in diesem Sektor. Trotz dieser Bedenken gibt es jedoch verschiedene Banken, die gegen den Trend höhere Eigenkapitalrenditen, aufgrund niedrigerer Kostenquoten und besserer Online-Angebote, erzielen.

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