DNCA: Harmonie und Frieden

Marktkommentar

Europa leidet an einer ausgesprochenen Unterbewertung und einem offensichtlichen Desinteresse, sagt Igor de Maack, Fondsmanager beim französischen Investmenthaus DNCA.

09.04.2019 | 10:42 Uhr

Die Japaner haben den Namen ihrer neuen kaiserlichen Ära bekanntgegeben: Kaiser Naruhitos Zeit wird REIWA genannt werden, was „Harmonie und Frieden“ bedeutet. Eine Zeitenwende einzuläuten, wenn ein neuer Kaiser die spirituelle Führung über das Inselreich der aufgehenden Sonne übernimmt, ist eine jahrhundertealte Tradition.

In einem Gefühl von Harmonie wiegen sich auch die Anleger, die in der Unterbewertung der europäischen Aktienmärkte nach wie vor Anlagechancen sehen. Tatsächlich entspricht die Kapitalisierung von Amazon und Google kumuliert derjenigen des gesamten französischen Aktienmarkts. Und es lassen sich weitere erhellende Vergleiche ziehen: Facebook wiegt an der Börse so viel wie alle börsennotierten spanischen Unternehmen zusammengenommen. Kurzum, Europa leidet an einer ausgesprochenen Unterbewertung und einem offensichtlichen Desinteresse. In 54 der letzten 56 Wochen mussten europäische Aktien Kapitalabflüsse hinnehmen.

Allerdings könnte der Brexit-Schlussstrich wieder eine gewisse Dynamik in die innereuropäischen Kapitalströme bringen. Die Märkte sind wieder auf ihr Jahreshoch geklettert und haben die Verluste des Vorjahrs wettgemacht. Nachdem an den Zinsmärkten auch unter dem Eindruck der allzu pessimistischen Tonalität der Zentralbanken eine Rezession eingepreist wurde, antizipieren die Anleger hier nun wieder ein mögliches Ende des Konjunkturzyklus in zwei Jahren. Dies hindert den Markt nicht daran, Börsenneulinge mit Geld zu überschütten, vor allem in den USA, wo der Uber-Herausforderer Lyft einen fulminanten Start auf dem Parkett hinlegen konnte.

Der Marktkommentar von Igor de Maack, Fondsmanager bei DNCA Investments, als PDF-Dokument.

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