WisdomTree: 2018 wird noch turbulent

Foto: Aneeka Gupta, Associate Director bei WisdomTree
Marktausblick

Nach einem guten Start ins Jahr 2018 namen die Kapitalflüsse in ETPs deutlich ab. Den Grund hierfür sieht Aneeka Gupta, Associate Director bei WisdomTree, in den Handelskriegen und prognostiziert unruhige Zeiten. Doch so manche Wirtschaftszweige werden profitieren.

02.08.2018 | 12:36 Uhr

Globale ETP-Kapitalflüsse: Vom Fischen in unbekannten Strömen

Die im Juni 2018 ins Stocken geratenen Kapitalflüsse von Exchange-Traded Products (ETPs) (50 % hinter den Zahlen des letzten Jahres bzw. 30,038 Mrd. USD) spiegelten die Besorgnis um die Unsicherheit wider, die durch Handelskriege und die damit verbundene protektionistische Politik verursacht wurde. Nach einem guten, konsistenten Start ins Jahr 2018 nahmen die monatlichen Kapitalflüsse in Rohstoff-ETPs am deutlichsten ab, gefolgt von den mit Aktien verbundenen ETP-Kapitalflüssen, während die Investoren zu versuchen schienen, Zuflucht in Fixed-Income-ETPs zu suchen, die im Monat Juni von allen Anlageklassen am meisten zulegten. Dies ist das vierte Mal in Folge, dass die monatlichen Kapitalflüsse in Fixed-Income-ETPs die in Aktien-ETPs im Jahr 2018 übertrafen. Unseres Erwartens werden Handelskriege auf den Märkten weiterhin für Gegenwind sorgen und es werden sich dadurch Segmente der Wirtschaft herauskristallisieren, die wahrscheinlich auf Kosten anderer Segmente von ihnen profitieren werden, während wir uns für den Rest des Jahres 2018 auf turbulentere Zeiten einstellen. 

Abbildung 1: Fixed-Income-ETPs sicherten sich im Juni 2018 den Löwenanteil

Fixed-Income-ETPs sicherten sich im Juni 2018 den Löwenanteil

Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 30. Juni 2018. Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken

Kapitalflüsse von Industriemetall-ETPs tragen die Hauptlast der Handelskriege

Bei den Rohstoffen zogen ETPs mit breit diversifizierten, langfristigen Rohstoffkörben das Interesse der Investoren auf sich, da die Fundamentaldaten für Rohstoffe intakt blieben, die dazugehörigen Kurse jedoch aufgrund der fortgesetzten Handelskonflikte nach unten tendierten. Der Industriemetall-Komplex ist eng mit der chinesischen Nachfrage verbunden, da China der weltweit größte Verbraucher von Basismetallen ist. Die aktuellen Handelskonflikte zwischen den USA und China haben sowohl dem Kurs als auch den ETP-Kapitalflüssen einen Dämpfer versetzt. Die Investoren sorgen sich zunehmend darum, dass die Unsicherheit um die Handelskriege das globale Wirtschaftswachstum aus der Bahn werfen könnte, was sich wiederum negativ auf die Nachfrage für Industriemetalle auswirken würde. Bis es zu einer Lösung kommt, erwarten wir, dass der fortgesetzte Handelsstreit die Volatilität bei Basismetallen erhöhen wird, bei den langfristigen Fundamentaldaten der meisten Metalle bleiben wir jedoch optimistisch. Die Kurse von Agrarrohstoffen verzeichneten im Juni den stärksten Rückgang, da eine Störung der globalen Lieferkette sowie wetterbedingte Störungen befürchtet wurden. Nichtsdestotrotz konnten Agrarrohstoff-ETPs weiterhin Zuflüsse für sich gewinnen. Inmitten des Streits um die Zölle konnte Gold seinem Ruf als traditionell sicherer Hafen nicht Genüge tun. Da eine verschärfte Geldpolitik in den USA weiterhin die Stimmung dominierte, kam es im vergangenen Monat bei Gold-ETPs aufgrund schwächerer Goldpreise zu zahlreichen Redemptions. Im krassen Gegensatz zum Rest des Rohstoff-Komplexes kam es bei den Energiepreisen, angeführt von Rohöl und Erdgas, im Juni zu einem Anstieg. ETPs mit einem Energiekorb erlitten ebenfalls Abflüsse, antizyklisch zu den höheren Energiepreisen, da die Investoren im Vorfeld des mit Spannung erwarteten Treffens der OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) ihre Positionen ablösten. Unseren Erwartungen nach ist dieser Preisanstieg jedoch von kurzer Dauer, da die Ölproduktion in Libyen wieder aufgenommen wird und die OPEC-Mitglieder sich auf eine Erhöhung der Produktion im Rahmen einer kollektiven Höchstfördermenge geeinigt haben. Hinzu kommt, dass die steigende Produktion von US-Schiefergas den Markt wahrscheinlich im Gleichgewicht halten wird. 

Abbildung 2: Monatliche Rohstoff-ETP-Kapitalflüsse im Juni durch Handelsstreit vereitelt

Monatliche Rohstoff-ETP-Kapitalflüsse im Juni durch Handelsstreit vereitelt

Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 30. Juni 2018. Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken.

Aktien – Small-Caps und defensive Sektoren dominieren die Zuflüsse

Während die mit Aktien verbundenen ETP-Kapitalflüsse im Juni rückläufig waren und es 2018 in drei Monaten zu Abflüsse kam, zeichneten sich aufgrund des wieder in der Gunst stehenden Protektionismus folgende Schlüsselthemen ab:

  • Small-Caps dominierten Large-Caps
  • Netzsicherheit gewann im Technologiesektor an Beliebtheit
  • China war der Favorit unter den Schwellenmärkten 

Die Spanne zwischen den globalen ETF-Kapitalzuflüssen von Small-Caps gegenüber den ETP-Kapitalflüssen von Large-Cap-Aktien erweiterte sich im zweiten Quartal 2018 am stärksten auf einen Höchststand von 9,1 Milliarden USD – der höchste Stand in mehr als vier Jahren. Die Investoren schienen sich umzuorientieren und sich mit einem verstärkten Engagement im zugrunde liegenden inländischen Wachstum zu positionieren, wodurch sie sich vor den protektionistischen Belastungen, unter denen das globale Wachstum leidet, schützten. Trotz der höheren Prämie, mit der sie gehandelt werden, bieten Small-Caps historisch gesehen den zusätzlichen Vorteil einer höheren Anlagerendite, unabhängig vom weiteren wirtschaftlichen Hintergrund. Im Technologiesektor zogen mit Netzsicherheit verbundene ETPs im Juni interessanterweise die höchsten Zuflüsse an. Damit überholten sie mit Robotertechnik verbundene ETPs und unterstrichen den defensiven Charakter der aktuellen Investitionsbereitschaft. Zudem waren die Zuflüsse in mit Basiskonsumgütern verbundene Aktien-ETPs im Juni am höchsten, was eine zunehmende Vorsicht unter den Investoren beweist. Mit Aktien aus Schwellenmärkten verbundene ETPs verzeichneten im Juni hingegen die stärksten Abflüsse. Der Anteil am Kapitalfluss für ein einzelnes Land stieg für China im Juni um 9 %. Dieser Anstieg bei den Zuflüssen für China steht in engem Zusammenhang mit der Öffnung des chinesischen Markts für A-Aktien und der damit einhergehenden Aufnahme in den MSCI Emerging Markets Index. Da der Anteil Chinas in breiten Schwellenmarkt-Indizes langsam zunimmt, ermöglicht dies den Investoren, sich in China und in Schwellenmärkten ohne China zu engagieren. Die aktuellen ETP-Kapitalflüsse zeigen, dass die Investoren beginnen, genau das zu tun.

Abbildung 3: Monatliche Aktien-ETF-Kapitalflüsse im Juni nach Sektor, Stil und Geografie

Monatliche Aktien-ETF-Kapitalflüsse im Juni nach Sektor, Stil und Geografie

Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 30. Juni 2018. Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken

Fixed Income – niedrige Duration bleibt beliebtestes Segment auf der Zinsstrukturkurve 

Um das Durationsrisiko im aktuellen Umfeld steigender Zinsen zu senken, suchten die Investoren am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve Zuflucht, da die Kapitalflüsse in ETPs mit niedriger Duration im Juni am meisten angestiegen waren. ETPs für Hochzinsanleihen wurden von den Investoren weiterhin gemieden. Die Kapitalflüsse für Hochzinsanleihen-ETPs waren in fünf der sechs Monate im Jahr 2018 negativ. Die Performance unter den Hochzins-Unternehmensanleihen schneidet in diesem Jahr weiterhin besser ab und die Abweichung zwischen Performance und Kapitalflüssen für Hochzins-Unternehmensanleihen scheint eine Anomalie zu sein, die sich in der zweiten Hälfte des Jahres wahrscheinlich korrigieren wird. Wie bei Aktien-ETPs kam es auch bei ETPs für Anleihen aus Schwellenmärkten zu den stärksten Abflüssen – minus 8 % im Juni –, da die Währungsvolatilität im Bereich Fixed Income für eine risikoaverse Stimmung sorgte.


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