Schroders: Werden Handelskriege den Konjunkturzyklus beenden?

Marktausblick

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat sich verschärft und dürfte sich noch lange hinziehen. Schroders untersucht die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.

24.10.2018 | 13:49 Uhr

Werden Handelskriege den Konjunkturzyklus beenden?

– Der Handelsstreit zwischen den USA und China hat sich zugespitzt und geht nach der Verhängung weiterer Zölle in die nächste Runde. Wir erwarten, dass der Konflikt noch lange anhalten und dass bis Ende nächsten Jahres der gesamte Handel zwischen beiden Ländern mit Zöllen belegt sein wird.

– Die Auswirkungen auf die globale Wirtschaft sind negativ, doch um den Konjunkturzyklus zu beendenden, müsste der Streit über China und die USA hinaus eskalieren. In Verbindung mit der strafferen Geldpolitik und der nachlassenden fiskalischen Impulse dürften die Folgen des Konflikts für den Handel und Investitionen jedoch zu einem schwächeren Wachstum in den USA im Jahr 2019 und 2020 möglicherweise zum Ende des Aufschwungs führen.

Italien: „Bond-Vigilanten“1 horchen misstrauisch auf

– Am riesigen Schuldenberg Italiens stören sich Anleger bereits seit geraumer Zeit. Die drohende Ausgabenflut der neuen populistischen Regierungskoalition löste bei ihnen Bedenken aus, und die Renditen der Staatsanleihen stiegen spürbar an. Erst kürzlich hat das Bündnis sein Budget für 2019 vorgestellt. Zwar wird sich die Haushaltspolitik lockern, doch fallen die Ausgaben deutlich beschränkter aus als zuvor befürchtet. Wir gehen davon aus, dass sich die Anleger in naher Zukunft Italien wieder zuwenden werden.

– Auf lange Sicht sorgen wir uns nach wie vor um die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen. Eine ungünstige demografische Entwicklung, fehlende Investitionen und ein schwaches Produktivitätswachstum dürften die Wirtschaft über Jahrzehnte stagnieren lassen. Die Schulden werden wahrscheinlich zu einem Problem. Und durch die Zugehörigkeit zur Währungsunion kann das Land weder seine Währung abwerten noch die Zinsen auf seine Anleihen manipulieren. Das hat die „Bond-Vigilanten“, also die Investoren, die aus Sorge ihre Staatsanleihen abstoßen, zwar noch nicht auf den Plan gerufen, doch sicherlich werden sie genau hinschauen.

Japan: Eine verdeckte Arbeitslosigkeit dürfte die Bank of Japan nicht davon abhalten, ihre geldpolitischen Impulse zurückzufahren

– Die jüngsten Lohndaten sprechen dafür, dass der Lohndruck der sehr niedrigen Arbeitslosenquote entsprechend steigt.

– Die relativ geringe weibliche Beschäftigung weist aber auf eine verdeckte Arbeitslosigkeit hin, die das Lohnwachstum abschwächen dürfte. Die Löhne werden also wohl langfristig im Zaum gehalten, wenngleich kurzfristig zyklische Anstiege durchaus möglich sind.

– Die japanische Notenbank BoJ gibt sich im Hinblick auf die Erreichung des Inflationsziels von 2 % mittlerweile entspannter. Sorgen bereiten vielmehr die Nebenwirkungen ihrer ultralockeren Geldpolitik, sodass sie ihre geldpolitischen Anreize allmählich zurückfahren dürfte, auch wenn die Fortschritte bei der Inflation nur begrenzt sind.

1 Bond-Vigilanten sind Anleihe-Investoren, die aus Protest gegen die Geld- oder Fiskalpolitik Anleihen verkaufen. 

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Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar. Der Beitrag wurde am 24.10.18 auch auf schroders.com veröffentlicht.

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