Robeco: Einbeziehung von Rohstoffen in Mischportfolios

Robeco: Einbeziehung von Rohstoffen in Mischportfolios
Marktausblick

Mit dem Ende der Rezession im Zuge der Covid-19-Pandemie ist es an der Zeit, in Rohstoffe zu investieren, meint Multiasset-Spezialist Jeroen Blokland.

08.06.2020 | 12:10 Uhr

In aller Kürze

  • Rohstoffe verfügen über Kurspotential, während sich die Weltwirtschaft von den Einschränkungen infolge der Coronavirus-Pandemie erholt
  • Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus haben den Dienstleistungssektor stärker als die Industrie getroffen
  • Edelmetalle – insbesondere Gold – bieten zudem eine Absicherung für den Fall eines Rückschlags


Er ist der Ansicht, dass die sonst wenig gefragte Anlagegattung enormes Potential aufweist, sobald die gravierendsten Folgen der Einschränkung der Wirtschaftstätigkeit überwunden sind. Die Multiasset-Fonds von Robeco haben ihre Gewichtung im Bereich Rohstoffe erhöht, um von der Erholung zu profitieren. Dies betrifft insbesondere Industriemetalle.

„Wir dürften den Tiefpunkt der Rezession im Zuge der Covid-19-Pandemie erreicht oder gerade hinter uns gelassen haben“, sagt Jeroen Blokland, Senior Portfolio Manager im Bereich Multiasset bei Robeco. „Demnach sollte sich die globale Nachfrage ab jetzt wieder erhöhen. Das wird auch für Rohstoffe gelten, speziell für Industriemetalle.“

„Gleichzeitig zeichnen sich auch Anpassungen auf der Angebotsseite im Rohstoffsegment ab. Edelmetalle verfügen in diversen wirtschaftlichen Situationen ebenfalls über Gewinnpotential. Das gilt vor allem, wenn die Erholung der Weltwirtschaft einen Rückschlag erleidet oder wenn die Inflationserwartungen zu steigen beginnen.“

„Von daher ist es an der Zeit, aus taktischer Sicht Rohstoffe überzugewichten. Wir haben das auf eine Weise umgesetzt, die sich auf Portfolioebene neutral auswirkt.“

Industrie versus Dienstleistungssektor

Nach Auffassung von Blokland deuten die aktuellen Daten darauf hin, dass der Industriesektor in besserer Verfassung aus der Coronavirus-Rezession hervorgeht als der Dienstleistungsbereich. Dieser unterliegt nach wie vor Auflagen zur Einhegung des Virus wie beispielsweise Vorgaben zum Abstandhalten.

„Die herrschenden Vorgaben werden in bestimmten Dienstleistungsbereichen länger anhaltende Auswirkungen haben als im Produzierenden Gewerbe“, sagt er. „Auf das letztgenannte entfällt der überwiegende Teil der Rohstoffnachfrage. Für diese Annahme spricht, dass die Einkaufsmanagerindizes im Dienstleistungsbereich weltweit wesentlich stärker gefallen sind als im Industriesektor und sich seither weniger stark erholt haben.“

„Neben dem Wiederanstieg der Nachfrage rechnen wir auch mit Anpassungen auf der Angebotsseite. So zeichnet sich an den Rohstoffmärkten ein neues Gleichgewicht ab, eine Entwicklung, die in den kommenden Monaten und Quartalen anhalten dürfte. Ein gutes Beispiel dafür ist der Rohölbereich. So haben die OPEC-Staaten und weitere Ölförderländer das Angebot um fast 10 Millionen Barrel pro Tag verringert.“

„Wir glauben, dass sich auch bei Industriemetallen ein neues Gleichgewicht herausbilden wird, wenn auch in weniger zentralisierter Form. Die Märkte für Industriemetalle sind durch enorme geographische Entfernungen zwischen Produzenten und Abnehmern gekennzeichnet. Infolgedessen sind die Lagerbestände bei Industriemetallen in den letzten Monaten nach oben geschossen. Aufgrund der Einschränkung der Wirtschaftstätigkeit fand die Produktion praktisch keine Abnehmer.“

Bei Rohstoffen werden wieder steigende Preise erwartet

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Quelle: Bloomberg

Gute Eignung zur Diversifikation

Nach Aussage von Jeroen Blokland stellen Edelmetalle nicht nur eine gute Investition für das Szenario einer Konjunkturerholung dar, sondern eignen sich auch gut zur Diversifikation im Portfolio. Ein entsprechendes Engagement kann als Absicherung dienen, wenn sich die Dinge in unerwarteter Weise entwickeln.

„Vor allem Gold stellt eine attraktive Absicherung für unterschiedliche gesamtwirtschaftliche Szenarien dar“, sagt er. „Der Status von Gold als sicherer Hafen bestätigte sich, als die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus die Weltwirtschaft einbrechen ließen. Im April stieg der Goldpreis auf mehr als 1700 US-Dollar und näherte sich damit den Kurshochs der Jahre 2011 und 2012. Im März und April erzielte Gold einen positiven Ertrag von mehr als 6 %.“

„Ein erneuter Konjunkturabschwung ist zwar nicht unser Basisszenario. Doch angesichts der außerordentlichen geld- und fiskalpolitischen Anreize weltweit sehen wir Spielraum für einen Anstieg der Inflationserwartungen, sobald der inflationsdämpfende Schock überwunden ist und es zu einer Erholung kommt.“

Das „ultimative reale Asset“

„Gold wird von vielen Anlegern als das ultimative reale Asset angesehen. Tatsächlich ist sein Preis in der Vergangenheit bei erhöhten Inflationserwartungen gestiegen. Derzeit sind die Inflationserwartungen noch sehr gedämpft. Es mag eine Weile dauern, bis es zu einem Überschießen der Inflation kommt. Doch schließen wir eine solche Entwicklung auf längere Sicht nicht aus. Dafür spricht nicht zuletzt, dass unseres Erachtens ein Großteil der Anreizmaßnahmen nicht so bald wieder zurückgenommen wird.“

„Ein stetiger Anstieg der Inflation bzw. der Inflationserwartungen würde wahrscheinlich auch die Diskussion über die langfristige Tragfähigkeit der Verschuldung weniger akut machen. So haben die Notenbanken bereits angedeutet, dass sie bereit sind, die Inflation in ihren jeweiligen Regionen über die Zielwerte hinaus steigen zu lassen. Von daher rechnen wir damit, dass sich der Goldpreis gut entwickelt, wenn Wachstum und Inflation zurückkehren.“

Nicht vergessen soll man auch den „kleinen Bruder“ von Gold – Silber, so Jeroen Blokland. „Unter den gegebenen Umständen erwarten wir, dass sich auch der Silberpreis gut entwickelt. Zum einen entwickeln sich die Preise von Silber und Gold die meiste Zeit über parallel zueinander. Zum anderen wird Silber im Unterschied zu Gold im großen Stil industriell genutzt (für Legierungen und im Elektronikbereich) und würde deshalb von einem Wiederanstieg der globalen Nachfrage profitieren. In den letzten Jahren hat die Preisrelation zwischen Gold und Silber extreme Ausmaße angenommen. Wir rechnen mit einer Rückkehr des Preisverhältnisses in Richtung auf den langfristigen Mittelwert, sobald die Nachfrage der Industrie wieder anzieht.

Senkung des Emerging Markets-Risikos

Die Erhöhung des Engagements im Rohstoffbereich hat eine Verringerung der Gewichtung in Aktien aus Schwellenländern erfordert. Denn diese Anlagegattung war in der Vergangenheit stark mit der Entwicklung von Rohstoffen korreliert, die von vielen aufstrebenden Volkswirtschaften abgebaut werden.

„Die Bewertungen von Aktien aus den Emerging Markets unterstellen eine kräftige, wenn nicht V-förmige Konjunkturerholung. Von daher besteht wenig Kursspielraum für den Fall einer gegenteiligen Entwicklung. „Bei Rohstoffen ist das sicherlich nicht der Fall. Wir erwarten, dass die relative Entwicklung der Rohstoffpreise eine positive Wendung nimmt, sobald die Konjunkturerholung in Gang kommt und sich ein neues Verhältnis aus Angebot und Nachfrage ergibt.“

„Von allen riskanten Assetklassen spiegeln die Kurse von Rohstoffen am wenigsten die Erholung der Weltwirtschaft wider, die wir in den kommenden Quartalen erwarten. Die Kombination aus einem neuen Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage sowie ein deutlich verbessertes Wirtschaftswachstum im Anschluss an diesen historischen Konjunktureinbruch sollte zu einem Anstieg der Preise bei Industriemetallen führen.“

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