BNP Paribas: Fünf gute Gründe für Investitionen in russische Aktien

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Marktausblick

Russland-Anleger brauchten zuletzt starke Nerven. Erst brach nach US-Sanktionen im April die russische Börse ein. Nun wirft der volatile Ölpreis lange Schatten. Mutige können die günstigen Aktienkurse zum Einstieg nutzen – dafür gibt es fünf gute Gründe.

02.07.2018 | 13:36 Uhr

Punktsieg dank Öl, Rubel, Zins und Dividenden

Russland ist auf Wachstumskurs: Der Internationale Währungsfonds bestätigte im Mai seine Prognose und traut Russland 2018 trotz der Sanktionen ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent zu. Hinzu kommt die geringe Auslandsverschuldung. Ende Februar stufte Standard & Poor‘s die Bonität Russlands auf Investment Grade BBB- hoch.

Auch der Ölpreis lässt hoffen. Trotz der OPEC-Entscheidung Ende Juni, die Fördermengen zu erhöhen, zogen die Preise aufgrund erwarteter Exportausfälle der sanktionierten Länder Iran und Libyen an. Das Barrel Brent könnte in den nächsten sechs Monaten wieder über 80 Dollar kosten, schätzen die Analysten von BNP Paribas. Auch wenn die Lieferengpässe ausbleiben, dürfte ein Preisrückgang kaum stark genug sein, um die traditionell ölgetriebene russische Börse langfristig zu belasten. Ein niedrigerer Ölpreis könnte die russische Wirtschaft sogar entlasten und deren zuletzt positive Entwicklung stabilisieren: Auch, weil der schwache Rubel den exportorientierten russischen Unternehmen hilft, bessere Margen und höhere Gewinne zu erzielen. Seit Jahresbeginn wertete die russische Währung gegenüber dem US-Dollar fast 9 Prozent ab (Stand: 15.06.2018).

Gleichzeitig profitiert der Aktienmarkt auch von der lockeren Geldpolitik Russlands. In den nächsten zwei Jahren könnte es zu mehreren Zinssenkungen kommen, die den Aktienkursen weiter Auftrieb geben sollten. Hinzu kommt die hohe Dividendenrendite russischer Aktien: Da die Regierung Staatskonzerne anhält, 50 Prozent ihres Gewinns an die Aktionäre auszuschütten, liegt diese bei 5 bis 6 Prozent. Die durchschnittliche Dividendenrendite für Schwellenländer beträgt dagegen nur etwa 3 Prozent.

Aufstellung mit Aufwärtspotenzial

Da viele Titel derzeit unter Wert gehandelt werden, ist das Aufwärtspotenzial in den kommenden zwölf Monaten und darüber hinaus groß. Ob der Ölsektor an die zuletzt gute Performance anknüpfen kann, ist derzeit noch unklar. Für Anleger, die eine erneute Anhebung der Fördermenge erwarten, sind Russlandfonds interessant, die über verschiedene Branchen ausgewogen investiert sind. Im Parvest Russia Opportunities etwa haben Energietitel mit rund 25 Prozent einen vergleichsweise geringen Anteil. Zu den größten Positionen im Portfolio gehören dagegen die Unternehmensgruppe Alrosa und die Sberbank. Alle Anlageentscheidungen trifft der Fondsmanager TKB Investment Partners, ein Partner von BNP Paribas Asset Management, direkt aus Sankt Petersburg nach einem strikten Bottom-up-Ansatz. Die annualisierte 5-Jahres-Performance des Fonds liegt mit 7,38 Prozent klar über der des Referenzindexes von 0,53 Prozent (Stand: 31.05.2018, BNP PAM).

Marktweite Sanktionen unwahrscheinlich

Weitere Sanktionen und der andauernde Handelsstreit mit den USA bleiben mittelfristig Unsicherheitsfaktoren: „Wir glauben jedoch nicht an Restriktionen für den gesamten russischen Aktienmarkt“, sagt Vladimir Tsuprov, Chief Investment Officer bei TKB Investment Partners. Unter diesen hätten auch US-Vermögensverwalter zu leiden. Ausländer besitzen 60 bis 70 Prozent der russischen Aktien in Streubesitz, davon die Hälfte halten Fonds mit Sitz in den USA. Auch damit, dass angekündigte Wirtschaftsreformen ausbleiben, rechnen die meisten Investoren. Im Umkehrschluss heißt das: Russland kann Anleger zurzeit nur positiv überraschen.


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