Edmond de Rothschild Asset Management: Humankapital: Engagement für mehr Transparenz

Die OECD definiert Humankapital als „Kenntnisse, Fähigkeiten, Kompetenzen und Eigenschaften jedes einzelnen Individuums, die die Erzeugung von persönlichem, gesellschaftlichem und ökonomischem Wohlergehen ermöglichen. Damit ist Humankapital ein immaterieller Vermögenswert, der in der Lage ist, Produktivität, Innovation und Beschäftigungsfähigkeit zu steigern oder zu unterstützen."

09.06.2021 | 16:40 Uhr

Bei Edmond de Rothschild haben wir den Faktor Humankapital in unser ESG-Analysemodell BUILD eingebunden – und das bereits vor zehn Jahren. Grundlage war das bahnbrechende Konzept der immateriellen Vermögenswerte, bestehend aus Human-, Organisations- und Beziehungskapital.

Im ersten Schritt wird geprüft, ob ein Unternehmen die Standards von ILO, OECD und UN einhält. Dann betrachten wir einerseits qualitative und quantitative Indikatoren für Humankapitalrisiken, wie die Zahl der Arbeitsunfälle oder den Verlust von Schlüsselkompetenzen, und andererseits Humankapitalchancen, wie die Schaffung von Arbeitsplätzen, Diversität im weitesten Sinne und Weiterbildung.

Modelle und Analysen allein reichen aber nicht aus. Um sich ein Bild vom Wert des Humankapitals zu machen, muss man Gespräche führen und sich einbringen. Dabei haben wir drei Ziele: Das erste ist mehr Transparenz zu erreichen. Ein Drittel der in Europa und Kanada börsennotierten Unternehmen stellt ein ausreichendes Maß an Informationen bereit. In den USA und Japan ist die Rate niedriger und in den Schwellenländern ist der Anteil nochmal geringer. Qualität und Quantität der Informationen verbessern sich, vor allem aufgrund von Gesprächen und Engagement. Zweitens lernt man bei solchen Treffen mit Unternehmen nicht nur CFOs und Investor Relations-Manager kennen. Besonders wichtig sind Kontakte mit dem Management, der Personalabteilung und anderen Stakeholdern, etwa mit Experten und Sozialpartnern. Drittens erfährt man bei Gesprächen über aktuelle Ereignisse viel über die Unternehmenskultur und die operativen Abläufe. So lobten 80 Prozent der Mitarbeiter von Cisco den Umgang ihres Unternehmens mit der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr. Deshalb überrascht es auch nicht, dass das US-Unternehmen 2019 und 2020 als „Bester Arbeitgeber“ ausgezeichnet wurde – bei den „100 Best Companies to Work For“ kam Cisco auf Platz 1.

Gemeinschaftsinitiativen

Das Einzelengagement wird um ebenso zielorientierte Gemeinschaftsinitiativen ergänzt. Im März 2021 trat Edmond de Rothschild dem „Investor Statement of Expectations for the Nursing Home Sector” bei. Die Initiative untersucht und fördert die Verbesserung von Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten und Bewohner von Pflegeheimen. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Pflege ist und welche Bedeutung sie für die Gesundheit und das Wohlergehen älterer Menschen hat. Deutlich wurde aber auch die schwierige Situation der Beschäftigten im Pflegesektor. Beispielsweise waren in den USA 42 Prozent der COVID-19-bedingten Todesfälle unter Pflegeheimbewohnern und Pflegeheimpersonal zu verzeichnen.

Im „Investor Statement“ fordern Edmond de Rothschild und weitere 94 Unterzeichner mit zusammen 3,34 Milliarden US-Dollar verwaltetem Vermögen Unternehmen aus dem Pflegesektor auf, sich ehrgeizige Ziele zu Pflegequalität, Arbeitsschutz, Mitarbeiterzahl und Mindestlöhnen zu setzen und geeignete Richtlinien einzuführen. Veröffentlicht wurde das Statement von der UNI Global Union. Sie hat über 20 Millionen Mitglieder in mehr als 150 Ländern, die in den wachstumsstärksten Sektoren der Welt beschäftigt sind. Es hat weltweite Relevanz, denn wie die Krise gezeigt hat, sind es die Herausforderungen ebenfalls. Bereits vor der Corona-Krise haben wir dem französischen Unternehmen Orpéa diese Forderungen in konstruktiven Einzelgesprächen gestellt. Auch hier ging es um die Pflegequalität und das Personalmanagement. Als erstes Ergebnis des Engagements hat sich die Transparenz der Unternehmensgruppe deutlich verbessert.

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