BNP Paribas AM: Wöchentliches Markt Update – Abweichende Ausblicke

Märkte

In gewisser Hinsicht war die jüngste Unternehmensberichtssaison typisch: Die Gewinn- und Umsatzüberraschungen waren leicht positiv und entsprachen den historischen Durchschnittswerten. Unter einem anderen Aspekt betrachtet war die weitere Entwicklung der Gewinnschätzungen eher ungewöhnlich.

12.08.2022 | 10:34 Uhr

Die europäischen Unternehmen haben bessere Ergebnisse als die US-amerikanischen (siehe Diagramm 1) erzielt.

Dies ist historisch gesehen ungewöhnlich und wirkt angesichts des Anstiegs der Energiepreise in Europa und der Sorgen um die Unterbrechung der Gasversorgung und eine Rezession noch überraschender. Die US-Zinsen sind jedoch stärker gestiegen, was die von der Federal Reserve beabsichtigte Wirkung zu haben scheint (d. h. die Nachfrage und damit die Inflation zu schwächen).

Diagramm-1-Ergebnisse-der-Unternehmensberichtssaison-–-Europa-liegt-vor-den-USA.jpg


Die US-Prognosen hinken hinterher

Der stärkere Anstieg der Energiepreise in Europa im Vergleich zu den USA bringt absurderweise den Vorteil mit sich, dass die Gewinne in diesem Sektor stärker gestiegen sind. Aber selbst wenn man den Energiesektor ausklammert (ebenso wie den Finanzsektor, der nach den starken Ergebnissen des Jahres 2021 ein negatives Gewinnwachstum im Jahresvergleich verzeichnete), lag das europäische Gewinnwachstum insgesamt immer noch leicht über dem der USA.

Vielleicht haben der unerwartete Anstieg des Tourismus und der schwache Euro dazu beigetragen, dass auch in Europa die Gewinnüberraschungen größer waren. Da die Analysten ihre Prognosen für das Gesamtjahr aktualisieren, um den neuesten Berichten Rechnung zu tragen, würde man erwarten, dass die Schätzungen entsprechend steigen. Das war mehr oder weniger der Fall; auch die Prognosen für 2023 wurden angehoben, wenn auch nicht im selben Umfang.

Überraschend ist, dass das für die Gewinnerwartungen für die USA nicht der Fall war. Obwohl die gemeldeten Gewinne auch in den USA positive Überraschungen boten, haben die Analysten ihre Gewinnschätzungen nach unten korrigiert (siehe Diagramm 2).

Diagramm-2-Ohne-den-Technologiesektor-ist-der-Ausblick-positiver-–-Gewinnschatzungen-fur-die-nachsten-zwolf-Monate.jpg


Ausblick des Technologiesektors an Zinsen gekoppelt

Ein Großteil, wenn auch nicht der gesamte Unterschied, lässt sich durch den Technologiesektor (einschließlich Internethandel und Unterhaltung) erklären.

In diesem Sektor konzentrierten sich einige der größten negativen Überraschungen. Die daraufhin vorgenommenen negativen Gewinnkorrekturen waren angesichts der zuvor hohen Erwartungen entsprechend größer. Betrachtet man die Korrekturen für den restlichen MSCI USA-Index (die orangefarbene Linie in Diagramm 2), so ähnelt das Muster eher dem in Europa, insbesondere wenn man die Volatilität der Schätzungen in der Region berücksichtigt.

Für den Technologiesektor besteht ein zusätzliches Risiko.

Die Märkte haben in letzter Zeit der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums mehr Beachtung geschenkt als der immer noch hohen Inflation. Infolgedessen waren die Markterwartungen für die Höhe des Leitzinses (Fed Funds Rate) in einem Jahr von einem Höchststand von 3,9 % Mitte Juni auf nur noch 2,8 % gesunken. Der Rückgang spiegelte sich in den Realrenditen wider.

Dies ist im Allgemeinen für Technologie- (und Wachstums-) Aktien von Vorteil, da ein größerer Teil ihrer Erträge in der Zukunft liegt und daher empfindlicher auf die Zinssätze reagiert.

Wir sind der Ansicht, dass sich die Botschaft und die Maßnahmen der wichtigsten Zentralbanken zunehmend auf die Inflation konzentrieren werden, da diese weiterhin stark bleibt und anhält. In diesem Zusammenhang dürften die Zinserwartungen und die Realrenditen steigen: Die Prognosen für die Fed Funds sind in der letzten Woche bereits um 30 Basispunkte gestiegen und wir glauben, dass noch Spielraum nach oben besteht.

Da die Märkte ihre Prognosen für die Leitzinsen anpassen, könnten Technologieaktien stärker unter Druck geraten.

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