Rothschild & Co Asset Management: Fragen an den Chef Ökonomen zu den Konsequenzen aus dem US-Wahlergebnis

Marc-Antoine Collard, Chief Economist, Director of Economic Research bei Rothschild & Co Asset Management
Kommentar

Eine Einschätzung zum politischen Kurs des künftigen US-Präsidenten Joe Biden. Von Marc-Antoine Collard, Chief Economist, Director of Economic Research bei Rothschild & Co Asset Management.

11.12.2020 | 07:57 Uhr

Marc-Antoine, die US Wahl ist entschieden und der Kandidat Joe Biden ist neuer designierter Präsident. Was heißt das für die Welt?

Marc-Antoine: Joe Bidens Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen könnte den Beginn eines grundlegenden Wandels in der Haltung Amerikas gegenüber der Welt markieren.

USA:

Eines seiner Wahlversprechen war, einige der umstrittenen politischen Entscheidungen von Trump umzukehren, allen voran der Austritt der USA aus dem Pariser-Klimaabkommen, wozu auch die Umsetzung ehrgeiziger grüner Ziele zählen.

China:
Was China betrifft, so wird erwartet, dass er Trumps harte Linie in Bezug auf Handel, Diebstahl geistigen Eigentums und Zwangshandelspraktiken fortsetzt. Sein Ansatz wird hier allerdings anders sein, er wird mit Verbündeten kooperieren und nicht provoziert, wie Trump es getan hat.

Iran:
In Bezug auf den Iran verspricht er, dass das Land einen Ausweg aus den Sanktionen haben wird, wenn es sich an das multinationale Atomabkommen aus 2015 hält, das Trump allerdings schon 2018 aufgekündigt hatte. Neuerliche Entwicklungen im Iran lassen allerdings vermuten, daß dieser Schritt nicht einfach werden wird. Iran geht mit einer brisanten neuen Gesetzesvorlage auf Kollisionskurs, die Atombehörde Irans schreibt in diesem Gesetz vor unverzüglich mit der Produktion von Uran mit einem Anreicherungsgrad von 20 % zu beginnen.

Die Umsetzung seiner außenpolitischen Vision wird jedoch nicht einfach sein, da die amerikanischen Verbündeten vier Jahre lang eine schwierige außenpolitische Strategie der USA ertrugen, die traditionelle Bündnisse untergrub. Im Umweltbereich wird Joe Biden mit einem geteilten Kongress konfrontiert sein, der es ihm wahrscheinlich nicht erlauben wird, Milliarden für grüne Technologien und Infrastrukturen auszugeben.
Wie bereits anfangs erwähnt liegen große Aufgabe vor der neunen Administration, die sich nicht schnell umsetzen lassen.

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