RBC BlueBay AM: „Verunsicherung an den Devisenmärkten möglich“

Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management
Kommentar

Aus seiner Sicht muss etwas geschehen: Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management, blickt gespannt nach Japan. Er geht davon aus, dass das Finanzministerium bald Maßnahmen zur Stützung des Yen ergreifen wird.

26.04.2024 | 11:32 Uhr

Hier sein aktueller Marktkommentar:

„Die weltweiten Renditen standen auch in der vergangenen Woche unter Aufwärtsdruck, da an den Kapitalmärkten mit Blick auf die Zinsen nach wie vor der Glauben an ‚höher für länger‘ vorherrscht. Wir sehen die Hürde für eine Zinserhöhung durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) weiterhin als relativ hoch an, zumal wir uns auf die Wahlen im November zubewegen.

In der vergangenen Woche standen die Entwicklungen in Japan im Zentrum der Aufmerksamkeit. Im Vorfeld und unmittelbar nach der heutigen Sitzung der Bank of Japan (BoJ) geriet der Yen erneut unter Druck. Das große Zinsgefälle zwischen den USA und Japan schwächt die Währung weiterhin. Die Vereinigten Staaten können die Zinsen aktuell nicht senken. Dadurch steigt der Druck auf die BoJ ihre Geldpolitik zu straffen, um die anhaltende Schwäche der japanischen Währung zu mildern.

Bislang hat die BoJ seit dem Amtsantritt von Kazuo Ueda als Zentralbankgouverneur vor zwölf Monaten sehr vorsichtig agiert. Es wird jedoch immer deutlicher, dass die Verantwortlichen nicht gleichzeitig den Yen, die Höhe der Zinssätze und der Anleiherenditen kontrollieren können. Wenn sie wollen, dass der Yen nicht weiter fällt, müssen die Zinsen steigen. Andernfalls wird die Währungsschwäche zu einer deutlichen Beschleunigung der importierten Inflation führen. Das könnte für ein Land problematisch sein, in dem die Realzinsen bereits negativ sind und die Politik sehr stimulierend wirkt.

Es wurde viel über Devisenmarktinterventionen geredet. Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind sie aber nicht erfolgt. Nach den jüngsten Äußerungen könnte dies aber durchaus heute noch geschehen. Dem japanischen Finanzministerium ist klar, dass es durch Eingriffe in den Devisenmarkt den Wert des Yen kurzfristig steigern kann. Ohne eine Änderung des grundlegenden Kurses der BoJ dürfte das jedoch nur eine sehr vorübergehende Wirkung haben. Das Eingreifen des Finanzministeriums kann daher als ein Entgegenkommen gegenüber der BoJ betrachtet werden, obwohl diese eigentlich etwas tun müsste. Nichtsdestotrotz bedarf es höherer Zinssätze, um eine endgültige Trendwende herbeizuführen.

Wir halten bei der Verzinsung 10-jähriger Staatsanleihen eine Spanne von 1,25 bis 1,5 Prozent in den kommenden Monaten für realistisch. Der Yen ist extrem unterbewertet und wird sich irgendwann erholen.

In der kommenden Woche gibt es nicht allzu viel Neuigkeiten von Daten- oder Zentralbankseite. Das könnte für ruhigere Tage sprechen – zumal Europa in die Woche rund um den Maifeiertag und Japan in die Goldene Woche geht.

Allerdings könnten Ereignisse in Ländern wie Japan die Volatilität an den Märkten erhöhen. Angesichts der makroökonomischen Divergenzen zwischen den wichtigsten Industrieländern hat man das Gefühl, dass etwas geschehen muss. Das könnte sich leicht in größeren Marktbewegungen niederschlagen.

In den kommenden ein bis zwei Tagen dürften die Devisenmärkte durch Interventionen verunsichert werden. Das könnte für einen interessanten Freitagnachmittag sorgen. Für mich als Chelsea-Fan ist es jedenfalls eine willkommene Ablenkung von der Niederlage meiner Mannschaft gegen Arsenal Anfang der Woche. Es scheint, dass Chelsea-Manager Mauricio Pochettino in den nächsten Wochen genauso unter Druck stehen könnte wie Zentralbank-Gouverneur Ueda.“

Den vollständigen Kommentar in englischer Sprache entnehmen Sie bitte dem Anhang.

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