Kommentar

Ostrum AM: Zinserhöhung im September um 50 BSP

Zur Zinspolitik der EZB schreibt Axel Botte, Marktstratege beim französischen Asset Manager Ostrum, in seinem aktuellen Marktkommentar:

15.06.2022 | 08:41 Uhr

„Die EZB lässt keinen Zweifel. Selten hat sich die Zentralbank so deutlich zu den Aussichten für die Geldpolitik geäußert. Eine Anhebung um 25 Basispunkte im Juli ist beschlossene Sache. Der Umfang der zweiten Zinserhöhung, die bereits für September geplant ist, hängt vom Fortbestehen des Inflationsrisikos ab. Die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung um 50 Basispunkte ist angesichts der weiterhin hohen Preise und des derzeitigen Anstiegs der Rohölpreise sehr hoch. Christine Lagarde spricht sogar von der "Reise" der geldpolitischen Straffung. Das deutet auf eine Reihe von Zinserhöhungen hindeutet. Diese Erhöhungen werden für alle drei Leitzinsen gelten.

Was die TLTROs betrifft, so werden diese langfristigen Refinanzierungsgeschäfte für die kreditnehmenden Banken ab Juni mit dem Wegfall des Bonussatzes weniger günstig. Diese Kredite sind nicht mehr auf die NSFR (Net Stable Funding Ratio) anrechenbar, wenn die Restlaufzeit weniger als ein Jahr beträgt. Dies erklärt die Stärke neuer, gedeckter Schuldverschreibungen in diesem Jahr, die trotz des finanziellen Kostenvorteils von TLTROs im Vergleich zur Marktfinanzierung zu vorzeitigen Rückzahlungen ermutigen könnte. Andererseits blieb die EZB in der Frage der Finanzstabilität und der asymmetrischen Risiken einer Fragmentierung der Währungsunion zurückhaltend. Eine einheitliche Übertragung der Geldpolitik kann ein Eingreifen der EZB im Falle einer Krise erfordern. In Ermangelung eines ausdrücklichen Plans wird die Flexibilität, die die Reinvestitionen des PEPP bieten, die erste Verteidigungslinie sein. Wir können uns eine frühzeitige Reinvestition der PEPP-Anleihelaufzeiten oder eine Abkehr von der derzeitigen geografischen Aufteilung der Anleihen vorstellen. „

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