ETHENEA-Kommentar vor EZB-Zinsentscheid: Die Zinsen müssen weiter steigen!

ETHENEA-Kommentar vor EZB-Zinsentscheid: Die Zinsen müssen weiter steigen!
Kommentar

Am 2. Februar steht die nächste Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Dr. Volker Schmidt, Senior Portfolio Manager bei ETHENEA Independent Investors, kommentiert:

01.02.2023 | 12:05 Uhr

„Unsere größte Sorge im ETHENEA Portfolio Management gilt den massiven fiskalpolitischen Unterstützungen in der Eurozone und deren Auswirkungen auf die zukünftige Inflationsentwicklung. Die Coronahilfen haben vor allem das Vermögen der privaten Haushalte deutlich ansteigen lassen. Aber auch die Kapitalausstattung vieler Unternehmen ist besser als vor der Krise. Die Unterstützungszahlungen zur Bewältigung der Energiepreisexplosion führen dazu, dass diese Vermögenspolster erhalten bleiben. Hinzu kommt die Absicht, dem Infrastrukturprogramm der US-Regierung ein entsprechendes Pendant im Euroraum entgegenzusetzen.

Hier baut sich ein Inflationspotenzial auf, dem die Zentralbank möglichst bald ein deutliches Gegengewicht in Form von noch deutlicheren Zinserhöhungen entgegensetzen sollte. Mit einer Anhebung des Einlagenzinssatzes von derzeit 2 auf 3 Prozent wird es nicht getan sein. 4, 5 oder gar 6 Prozent sollten das Ziel sein, begleitet von einem zeitnahen Abbau der Anleihebestände der EZB.

Es ist klar, dass die EZB sowohl am 2. Februar als auch im März die Leitzinsen um jeweils 50 Basispunkte anheben wird. Außergewöhnliche Ereignisse, die ein Abweichen von der Prognose rechtfertigen würden, sind nicht eingetreten. Die Entscheidung im Dezember war stark umkämpft zwischen den Befürwortern eines Zinsschritts von 50 Basispunkten und denjenigen, die einen weiteren Schritt von 75 Basispunkten bevorzugt hätten. Am Ende wurden es 50 Basispunkte mit dem deutlichen Hinweis, dass im Jahr 2023 mit mehreren Schritten von 50 Basispunkten zu rechnen ist.

Die Inflationsrate ist zuletzt zurückgegangen, liegt aber mit rund 9 Prozent immer noch deutlich über dem Zielbereich der Zentralbank. Ein weiterer Rückgang ist zwar sicher und ein Absinken auf rund 5 Prozent im Sommer möglich. Andererseits steigt die Kerninflation stetig an und hat im Dezember die Marke von fünf Prozent überschritten. Dies zeigt, dass sich die Inflation verfestigt hat und weitere Anstrengungen erforderlich sind, um die Inflationsrate wieder in den Zielbereich der Zentralbank zu bringen.“

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