Volkswirtschaften, Unternehmen und Investoren rund um den Globus schließen sich dem UN Race to Zero an und verpflichten sich zu Netto-Null-Zielen für 2050.
16.07.2021 | 07:40 Uhr
Schätzungen zufolge sind für die
Erreichung der Ziele bis 2050 jedes Jahr Investitionen in Höhe von etwa
ein bis zwei Billionen US-Dollar erforderlich.1 Investoren
spielen hierbei aufgrund ihrer Kapitalallokation und ihres Engagements
eine entscheidende Rolle bei der Verwirklichung.
Eva Cairns, Senior ESG Investment Analyst – Climate Change bei Aberdeen Standard Investments
betont, dass es dementsprechend auch von entscheidender Bedeutung sei,
dass sich die wiederkehrenden Versprechen hinsichtlich der Vermeidung
von Kohlenstoffemissionen auch in politischen Strategien und Maßnahmen
widerspiegeln, die Investoren Sicherheit und die richtigen Anreize
bieten, Kapital langfristig im Sinne der Dekarbonisierung anzulegen.
„Aber leider sind wir noch weit davon entfernt, die Netto-Null-Ziele für
2050 zu erreichen. Der jüngste UN-Emissionslückenbericht zeigt, dass
wir selbst dann, wenn alle aktuellen Netto-Null-Zusagen umgesetzt
würden, die Erwärmung nicht auf unter 2 °C begrenzen könnten,“ so
Cairns.2 Der schottische Vermögensverwalter ist einer der
inzwischen 128 Unterzeichner der Net Zero Asset Managers Initiative und
hat diese Ziele zu einem zentralen Faktor im Portfoliomanagement
gemacht.
Das Erreichen von Netto-Null in einem Portfolio sei aber nicht
gleichbedeutend mit einem Beitrag zur Dekarbonisierung in der realen
Welt, hebt Cairns hervor. „Doch die Dekarbonisierung in der realen Welt
ist am Ende entscheidend.“ Man könne ein Portfolio leicht
dekarbonisieren, indem man das Engagement in Unternehmen in
kohlenstoffintensiven Sektoren wie Stahl, Zement und Stromerzeugung
reduziert oder eliminiert, verdeutlicht die Expertin von Aberdeen
Standard Investments. Der Temperature Alignment Score eines Portfolios
würde in dieser Situation in der Tat sehr gut aussehen. Aber diese
Sektoren werden auch im Jahr 2050 noch gebraucht und sie brauchen das
Kapital der Investoren, um innovativ zu sein, Ihre Produktion zu
dekarbonisieren und damit den Übergang zu schaffen, sodass sie eine
wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung der Volkswirtschaften spielen
können, so Cairns. „Daher denken wir, dass Investitionen in Unternehmen
mit ehrgeizigen und glaubwürdigen Dekarbonisierungszielen einen weitaus
größeren Einfluss auf das Erreichen von Netto-Null in der realen Welt
haben als Desinvestments.“ Dies ist auch die Kernbotschaft des IIGCC Net
Zero Investment Framework,3 an dem Aberdeen Standard Investments intensiv mitgewirkt hat.
Aberdeen Standard Investments entwickelt auf dieser Basis deshalb
derzeit Rahmenwerke und Lösungen für Kunden mit Netto-Null-Ambitionen.
So hat sich etwa die Phoenix Group, der größte Kunde des Hauses, ein
Netto-Null-Ziel bis 2050 für seine Anlageportfolios gesetzt. Ein
wichtiger Schritt dafür ist für den Vermögensverwalter das Investment in
„Transition Leaders“, also in Unternehmen, die im Hinblick auf die
Energiewende führend sind. „Wir betrachten dabei nicht nur den
Kohlenstoff-Fußabdruck, sondern blicken voraus und prüfen glaubwürdige
Übergangsstrategien,“ erklärt Cairns. Konkret bedeutet dies, dass das
Dekarbonisierungspotenzial und die entsprechende Strategie von
Unternehmen ermittelt wird, indem die Ergebnisse der eigenen
Klimaszenarioanalyse mit der Bewertung von Unternehmenszielen und dem
fundamentalen Research zusammengeführt wird. Das Fixed-Income-Team setzt
auf eine Kombination aus Analysten-Expertise, internen Daten aus der
Analyse von Klimaszenarien und externen Daten aus Quellen wie CDP
(Carbon Disclosure Project), der Transition Pathway Initiative (TPI)
oder MSCI und kreiert darauf aufbauend Tools zur Bewertung von
Portfolios und Benchmarks im Hinblick auf die Netto-Null-Ziele. Mit den
Immobilienkunden will man ebenfalls zusammenarbeiten, um ihre Portfolios
bis 2050 auf Netto-Null-Emissionen auszurichten, und es wird
untersucht, was die Vermeidung von Kohlenstoffemissionen im Bereich
Private Markets bedeutet. Und auch in die Strategische Asset Allocation
gehen die Netto-Null-Ziele mit ein, um den Klimawandel als weitere
Dimension bei der Risiko-Rendite-Optimierung zu berücksichtigen.
„Wir sind stolz darauf, Teil der Net Zero Asset Managers Initiative zu
sein, und werden auch künftig gemeinsam mit unseren Mitbewerbern und
Kunden Best Practices bei Netto-Null-Investitionen fördern,
beispielsweise durch unsere langfristige Unterstützung der IIGCC Paris
Aligned Investment Initiative,“ so Cairns. Auch in Bezug auf das eigene
Unternehmen habe man die Bestrebungen zur Bekämpfung des Klimawandels
intensiviert und wolle die betriebsbedingten Scope-1-, Scope-2- und
Scope-3-Emissionen bis 2025 um 50 Prozent (ausgehend von den Werten
2018) reduzieren, um bis 2050 das Ziel von Netto-Null-Emissionen zu
erreichen.
[1] Energy Transitions Commission: Making Mission Possible, Sep 2020
[2] UN Emissions Gap report 2020, accessed 19 March 2021: https://www.unep.org/emissions-gap-report-2020
[3] IIGCC Net Zero Investment Framework, March 2021
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