Aramea: Chart des Monats | Mind the Gap

Felix Herrmann, Chefvolkswirt, Aramea Asset Management AG
Kommentar

Seit dem 2. April 2025 – dem von Trump auf „Liberation Day“ getauften Tag – ist an den Märkten vieles anders.

26.05.2025 | 09:38 Uhr

Kaum jemand redet noch von einer Fortsetzung des „US Exceptionalism“. Vielmehr grassiert die Sorge vor einem massiven Schaden für die US-Wirtschaft, der sich durch die Zollpolitik Trumps ergeben könnte. Obwohl der US-Rentenmarkt Trump recht schnell die rote Karte gezeigt hat und der Präsident daraufhin in Sachen Zöllen deutlich zurückgerudert ist, bleiben Sorgen vor einem heftigen stagflationären Schock in den USA.

Interessant ist, dass die sogenannten weichen (oder neudeutsch „soften“) Wirtschaftsdaten nach dem 2. April stark eingebrochen sind, die harten hingegen bislang keinerlei Schwäche andeuten (siehe Chart des Monats, der unsere proprietären ARAMEA Hard und Soft Data Indikatoren zeigt). Weiche Wirtschafsdaten basieren auf Umfragen und reagieren somit deutlich schneller auf wirtschaftliche Veränderungen. Sie sind jedoch auch deutlich anfälliger für Übertreibungen in beide Richtungen. Zumindest lehrt dies die Vergangenheit. Harte Wirtschaftsdaten wie bspw. die Arbeitslosenquote sind aus Sicht vieler Ökonomen das Einzige, was wirklich zählt.

Die Lücke, die sich jüngst in den USA zwischen harten und weichen Daten aufgetan hat, ist enorm. Selbst für eine durch ein singuläres Event getriebene Veränderung des fundamentalen Umfelds ist diese Lücke groß.

Fraglich ist, auf welche Art und Weise sich diese Lücke schließen wird. Grundsätzlich sind zwei Varianten denkbar. Entweder werden es die weichen Daten sein, die nach einer Übertreibung wieder nach oben korrigieren (möglicherweise, weil der effektive US-Zollsatz nicht so stark steigen wird wie anfänglich befürchtet). Oder aber die harten Wirtschaftsdaten folgen der Talfahrt der weichen Daten mit einem gewissen zeitlichen Verzug.

Vermutlich wird die Wahrheit wie so oft in der Mitte liegen. Soll heißen: Der Verfall bei den weichen Daten war vermutlich etwas übertrieben, sodass diese bald wieder nach oben klettern. Gleichzeitig werden sich die harten Daten nicht auf dem aktuellen Niveau halten können und voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte beginnen zu bröckeln.

US Hartd vs soft data
US Hartd vs soft data

Diesen Beitrag teilen: