Aegon AM: Einschätzung zur morgigen EZB-Sitzung

Hendrik Tuch, Head of Fixed Income bei Aegon Asset Management
Kommentar

Eine Einschätzung von Hendrik Tuch, Head of Fixed Income bei Aegon Asset Management, der Mutterfirma von Kames Capital, zur morgigen EZB-Sitzung.

29.04.2020 | 12:40 Uhr

„In den letzten Wochen ist es der EZB gelungen, die Kreditmärkte mit ihren Kaufprogrammen und der Liquiditätsversorgung der Banken zu stabilisieren. Die Ankündigung ihres Pandemie-Notankaufprogramms (PEPP) in Höhe von 750 Mrd. EUR führte zunächst auch zu einer deutlichen Einengung der Spreads der Peripherieländer, wobei zum Beispiel der Spread von 10-jährigen italienischen Staatsanleihen gegenüber Deutschland vorübergehend wieder auf das Niveau von vor der Corona-Krise zurückfiel. Der Markt kam jedoch bald zu dem Schluss, dass der Umfang des PEPP nicht ausreichen würde, um die steigenden Defizite der Peripheriestaaten zu decken. Darüber hinaus führte die Debatte über die gesamteuropäische Unterstützung für die von der Krise am stärksten betroffenen Länder nicht zu schnellen Ergebnissen und wird wahrscheinlich noch eine ganze Weile andauern, ohne dass es einen festen Aktionsplan gibt. Infolgedessen weiteten sich die Spreads der Peripherieländer wieder aus, und wir befinden uns wieder auf dem Niveau vor der Ankündigung des PEPP. Anleger sind auch über eine weitere Verschlechterung des italienischen Kreditratings besorgt. Während S&P das Rating stabil bei BBB hielt, gab Fitch gerade bekannt, dass es das Rating auf BBB-, das niedrigste Investment-Grade-Rating, senkte.

Bei der morgigen EZB-Sitzung wird der EZB-Rat sicherlich erwähnen, dass er alles tun wird, was nötig ist und betonen, dass die EZB die Grenzen ihrer Geldpolitik noch nicht erreicht hat. Sie könnten diese Aussage mit einer Aufstockung ihres bestehenden PEPP um 250 Mrd. EUR unterstützen, um zu zeigen, dass sie es ernst meinen. Es ist sogar möglich, dass die EZB durch eine Verdoppelung dieses Programms die Spreads der Peripherie verringern will. Wir erwarten, dass die EZB an dem aktuellen Programm festhält und die Möglichkeit betont, mehr zu tun. Die EZB wird auch weiteren Druck auf die EU-Regierungen ausüben, damit diese einen umfangreichen finanziellen Deal ausarbeiten. Sie wird erneut die Notwendigkeit einer besseren finanziellen Zusammenarbeit erwähnen. Wenn ein signifikanter Großteil der Peripherie-Anleihen nach der EZB-Sitzung verkauft ist, zeigt die tagungsinterne Einführung des PEPP im März, dass die EZB schnell zusätzliche Maßnahmen zur Beruhigung der Märkte ergreifen kann.“

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