abrdn Kommentar zur EZB-Ratssitzung

Kommentar

Pietro Baffico, European Economist bei abrdn, kommentiert die Ergebnisse der EZB-Ratssitzung wie folgt:

11.03.2022 | 08:05 Uhr

„Die EZB überraschte heute mit einer restriktiven Haltung, da die hohe und steigende Inflation den negativen wirtschaftlichen Schock durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine überwiegt. Das Tempo der Nettokäufe im Rahmen des APP-Programms wird bis Juni auf 20 Mrd. Euro reduziert, mit dem Ziel, sie im dritten Quartal abzuschließen. Der EZB-Rat behält sich weiterhin eine Flexibilität vor – eine Rekalibrierung im dritten Quartal wird datenabhängig sein.

Gleichzeitig legt sich die EZB noch immer nicht auf Zinserhöhungen fest und änderte ihre Prognosen, indem sie hinzufügte, dass etwaige Zinserhöhungen „einige Zeit“ nach dem Ende der Nettokäufe – statt „in Kürze“ – und „schrittweise“ erfolgen würden. Die aktualisierten Prognosen besagen ein niedrigeres Wachstum und eine steigende Inflation. Aber interessanterweise liegt die wichtige Inflationsprognose für 2024 immer noch knapp unter der Zielmarke von 2 %, was bedeutet, dass die Bedingungen der EZB für eine Zinserhöhung noch nicht erfüllt sind, obwohl sich dies in den kommenden Monaten durchaus ändern könnte.

Die Anleiherenditen in der Eurozone und der Euro stiegen nach der Entscheidung sprunghaft an, was die Unsicherheiten der Anleger unterstreicht. In den kommenden Monaten ist weitere Volatilität nicht auszuschließen, da sich die EZB ihre Optionen offenhält und ihr datenabhängiger Ansatz zu weiteren Anpassungen ihrer Politik in beide Richtungen führen könnte."

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