Aberdeen Standard Investments: Die geldpolitischen Aktivitäten der Fed

James Athey, Investment Director, Aberdeen Standard Investments kommentiert die geldpolitischen Aktivitäten der Fed wie folgt:

09.03.2021 | 07:10 Uhr

"Im modernen Zeitalter scheint einfach alles viel schneller zu passieren. Die Erholung des Bruttoinlandsprodukts nach dem einmaligen Einbruch im 1. Halbjahr 2020 unterstützt diese These. Natürlich mit Hilfe der einmaligen monetären und fiskalischen Unterstützung. Die Märkte sind per Definition zukunftsorientiert, und daher befinden wir uns jetzt an einem Scheideweg. Die Fed teilt den Anlegern immer wieder mit, dass sie keineswegs kurz davorsteht, die Käufe von Wertpapieren zu reduzieren und damit die Geldhähne zu schließen. Gleichzeitig vermittelt die Fed allerdings auch die Botschaft, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund für eine weitere Lockerung sieht.

Für Anleihe-Investoren ist dies keine besonders beruhigende Botschaft, da die Inflation die niedrigen festverzinslichen Erträge, die geboten werden, auffressen wird. Daher ist der Verkauf von US-Treasuries - insbesondere am längeren Ende der Renditekurve - eine völlig vernünftige Sache. Hierdurch geraten die Finanzmärkte in eine heikle Situation. Steigende Renditen, insbesondere steigende Realrenditen, scheinen eine Herausforderung für die "On-Hold"-Botschaft der Fed zu sein. Diese Botschaft sollte, wenn alles gleich bleibt, zu einem stärkeren Wachstum und einer höheren Inflation führen. Wenn die Fed nichts unternimmt, um die steigende Inflation oder die steigenden Renditen einzudämmen, ist das ein grünes Licht für weitere Verkäufe.

Dieser Renditeanstieg ist ein Rückenwind für den US-Dollar und ein Gegenwind für risikoreiche Vermögenswerte und Rohstoffe - genau die Vermögenswerte, die in erster Linie ein wesentlicher Bestandteil der Reflationserzählung sind. Die offensichtliche Schlussfolgerung ist, dass die Renditen weiter steigen könnten, unabhängig davon, ob die Fed beabsichtigt, die Ankäufe von Vermögenswerten zu reduzieren oder eine andere Form der geldpolitischen Straffung vorzunehmen. Es bleibt die Frage: Wo ist der Schmerzpunkt? Nachdem Jerome Powell die derzeitige Zurückhaltung der Fed bestätigt hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass für risikobehaftete Assets der Schmerzpunkt näher liegt als für die Fed im Augenblick.

Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass, sobald Risikoanlagen gegen die Wand fahren, eine erneute zurückhaltende Botschaft der Fed nicht lange auf sich warten lassen wird. So gräbt sich die systemrelevanteste Zentralbank der Welt noch tiefer in das Loch, das sie selbst geschaffen hat."

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