Natixis IM: Kommentare zur Zinssenkung der Fed

Kommentar

Obwohl die Fed gestern wie erwartet zum ersten Mal seit zehn Jahren die Leitzinsen gesenkt hat, zeigten sich die die Aktienmärkte enttäuscht.

01.08.2019 | 10:39 Uhr

David Lafferty, Chefstratege von Natixis Investment Managers, kommentiert:

„Präsident Powell hatte während der Pressekonferenz alle Mühe zu erklären, warum die Fed die Zinsen überhaupt senkte, wenn der gesamte Offenmarktausschuss doch glaubt, dass die US-Wirtschaft immer noch in guter Verfassung ist. Mehr noch: der eher falkenhafte Ton der beiden Mitglieder George und Rosengren – die die Zinsen unverändert lassen wollten – unterstreicht weiter, wie verworren die Botschaft geworden ist. Weil die Weltwirtschaft weiterhin gemischte Signale sendet, wird der Konsens immer schwieriger.

Dieser Zinsschritt sieht nun nicht mehr aus wie der Beginn eines längeren Zyklus von Zinssenkungen, der Risikoaktiva unterstützen würde, sondern nur wie ein präventiver Booster für eine Wirtschaft, die vereinzelt Schwächephasen zeigt. Damit nahm die Fed viel Phantasie aus den Futures heraus. Die Erwartung des Marktes liegt nun zwischen ein bis zwei Zinssenkungen bis zum Jahresende.

Wir selbst erwarten noch eine weitere Kürzung bis zum Jahresende, aber die Unsicherheit über diese Prognose ist dramatisch gestiegen. Bis zu einem gewissen Grad wurden Powells Kommentare wahrscheinlich missverstanden. „One and done“ ist nicht unser base case. Grundsätzlich gilt die Ausrichtung der Fed in Richtung niedrigerer Leitzinsen; sie gehen vielleicht nur nicht so tief, wie es sich die Anleger erhofft haben.“

Seema Shah, Chief Strategist von Principal Global Investors:

„Die Aktienmärkte haben nicht gerade positiv auf die Fed-Entscheidung reagiert, aber der Großteil der Enttäuschung wird sich am Währungsmarkt zeigen – und damit auch im Oval Office. Nachdem Präsident Trump den EZB-Präsidenten Mario Draghi nach dessen Rede in Sintra der Währungsmanipulation beschuldigt hat, wird nun die nicht eben überwältigende Fed-Zinssenkung seine Geduld testen. Ich fürchte, es braut sich ein weiterer Tweetstorm zusammen.

Wenn die Fed weiterhin hinter der EZB zurückbleibt, folgt daraus unweigerlich ein stärkerer US-Dollar. Trump ist sich dieser neue Phase der Zentralbankpolitik nur zu bewusst und stellt die Fed damit für die kommenden Monate vor eine schwierige Wahl: ‚Entweder Ihr folgt der EZB bei der Lockerung der Geldpolitik mit aggressiven Schritten – oder die US-Regierung wird den US-Dollar selbst schwächen.´

Die Trump-Regierung könnte dabei am Ende eines einsehen: Statt eines verdeckten Währungskriegs wäre es effektiver und sinnvoller, den US-Dollar zu schwächen, indem die zugrundeliegenden fundamentalen Einflussfaktoren korrigiert werden – allen voran der Handelskrieg. US-Zölle schwächen die Zielländer, üben Abwertungsdruck auf deren Währungen aus und spiegelbildlichen Aufwertungsdruck auf den US-Dollar. Wenn Trump einen schwächeren Dollar will, wäre ein Ende des Handelskriegs das Beste, was er tun kann.“

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