Das Börsen-Orakel à la Volker Schilling zur Jahresendrally
Kolumne

Greiffbar - Spektakel

Thank you, Mr. Farage - Dank Ihnen hat es das britische Dschungelcamp in die Greiffbar geschafft! Außerdem: Das Börsen-Orakel à la Volker Schilling zur Jahresendrally und das Debakel um den Corona-Fonds.

17.11.2023 | 11:07 Uhr

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

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Orakel

3,2% beträgt die aktuelle US-Inflation und liegt damit sogar unter den Erwartungen. Das große Orakel, die Börse, diente daraufhin als Medium, um eine gewonnene transzendente Offenbarung für die Beantwortung von Zukunfts- oder Entscheidungsfragen zu geben: Die Jahresendrally! Der Götterspruch der Notenbanker über den Zins scheint ein Ende zu haben. Und ganz im Sinne des delphischen Mottos: Erkenne dich selbst – reflektiert die Börsenschar das Ende des Zinserhöhungszyklus und damit auch das Ende der Börsenkorrektur. Eine innere Katharsis fördert jetzt den Glauben an steigende Kurse und ein Ende der Inflationssorgen zu Tage. Oder wie der serbische Künstler Yugoslay Vlahovic es formulieren würde: “Wer in die Zukunft schaut, begegnet meist nur seiner eigenen Phantasie.” Orakeln wir also gemeinsam weiter über die Zukunft. Allemal besser einem Orakel zu begegnen als einem Debakel:

Debakel

Böse Zungen behaupten ja, dass die gesamte Bundesregierung bereits ein Debakel darstellt. Ich für meinen Teil erkenne tatsächlich mehr Makel als Mirakel, aber was diese Woche passiert ist, ist ein echtes Debakel für die Ampelkoalition. Die Schuldenermächtigung – und nichts anderes ist ein Sondervermögen – des Corona-Fonds auf den Klima-Transformations-Fonds über 60 Mrd. Euro im Jahre 2021 zu übertragen, ist vom Bundesverfassungsgericht gekippt worden. Die Regierung hat damit in den kommenden Jahren 60 Mrd. Euro weniger zur Verfügung, um bereits angestoßene Projekte zu finanzieren. Und prompt strecken alle ihre Tentakel aus, um aus diesem Sachverhalt Kapital zu schlagen. Die CDU/CSU, um den „rot-grünen-Spinnereien“ ein Ende zu setzen. Die Linke, um endlich die Schuldenbremse abzuschaffen. Und die AfD, um Migrationsleistungen zu kürzen. Machen wir uns nichts vor, um 60 Mrd. Euro, die auf einmal verschwunden sind, zu ersetzen, muss man entweder Steuern erhöhen, Schulden aufnehmen oder ganz einfach sparen. Letzteres wäre sicherlich im Bundeshaushalt möglich und damit kein Spektakel. Ganz anders hier:

Spektakel

Die spinnen die Briten! Würde Asterix wohl sagen. Ich sage, es ist einfach wunderbar, wenn die Realität besser ist als jede Satire. In Großbritannien hat die Welt der Politiker diese Woche einen bunten Reigen der Veränderung hervorgebracht, den es so noch nie gegeben hat. Der ehemalige Premierminister David Cameron, der nach der Brexitabstimmung seinen Hut nehmen musste, kommt zurück als neuer Außenminister. Gleichzeitig wechselt sein Nachfolger Boris Johnson ins Fernsehen und wird Host von GB News, einem Format à la Fox News. Und zu guter Letzt geht „Mister Brexit“ Nigel Farage ins britische Dschungelcamp. Das kannst du dir nicht ausdenken. Ein Spektakel sonders gleichen mit einem Schuss Ironie. Der Brexitverlierer Cameron kehrt auf die internationale Politbühne zurück, während Brexitsieger Farage im Dschungel bei Kotzfrucht und Känguruhoden ums Überleben kämpft. Das ganze kommentiert auf GB News von Boris Johnson. Ich stelle mir gerade vor, wie das Ganze in Deutschland aussehen würde mit Angela Merkel im Dschungelcamp, Gerhard Schröder als neuer Außenminister und das täglich kommentiert bei RTL News von Andreas Scheuer. Ich wünsche eine gute Unterhaltung.

Ihr Volker Schilling

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