Greiffbar - Missächtnis

Volker Schilling
Kolumne

Diese Woche in Volker Schillings Greiffbar: Charlie Munger und sein Vermächtnis, das für immer in unserem Gedächtnis bleiben wird. Ruhe in Frieden, lieber Charlie. Und warum "Missächtnis"? Nun ja, manchmal muss man erfinderisch sein...

01.12.2023 | 11:36 Uhr

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

  • Vermächtnis
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Vermächtnis

„Neid ist eine wirklich dämliche Sünde, denn sie ist die einzige, an der man wirklich niemals Spaß haben wird.“ Eines der legendären Zitate eines legendären Investors, der diese Woche knapp vor seinem 100sten Geburtstag von uns gegangen ist. Ruhe in Frieden lieber Charlie Munger, du, der wie kein anderer wusste, dass die Vermeidung von Neid zu einem glücklichen und langen Leben führt. Dein Vermächtnis sind nicht die 2,5 Mrd. Dollar, die du hinterlässt, dein Vermächtnis ist die Inspiration von Tausenden von Anlegern auf der ganzen Welt, die deinen Ideen, deinen Idealen, deiner Weisheit und deiner Brillanz folgen. Vielen Dank. Und fast scheint es, dass sich die 100-jährigen verabredet haben, denn auch Henry Kissinger ist diese Woche von uns gegangen. Der wache wie streitbare Geist, der als Heinz Alfred Kissinger in Fürth geboren wurde, ist bis heute der ranghöchste Deutsche in der US-Politik gewesen. Als Außenminister unter Nixon und Ford war er der Inbegriff des interessensgeleiteten Diplomaten mit der größtmöglichen Spanne zwischen Kriegen und Friedensnobelpreis. Gesegnet mit der Fähigkeit, auch dem ungeliebten Gegenüber Respekt zu zollen, wie die Annäherung an den Erzfeind Sowjetunion und das kommunistische China unter seiner Amtszeit zeigte. Fähigkeiten, die wir gerne auch heute bei unseren Politikern sehen würden. Er bleibt in unserem Gedächtnis. Apropos:

Gedächtnis

Noch etwas anderes ist diese Woche gestorben, die Aktienrente. Jene kühne Idee des Staates neben dem Umlageverfahren der Rentenversicherung, die Bürger endlich am Wohlstand der Wirtschaft über ein Anlageverfahren teilhaben zu lassen. Das einzige wirklich nützliche Sondervermögen, welches die große Chance auf zusätzlichen Wohlstand für alle ermöglicht hätte. Gestorben sind auch die Hoffnungen des Staates, die 700 Mio. Euro Unterstützung für die Karstadt-Rettung zurückzuerhalten. Der Inhaber, die Signa Holding von René Benko, meldete Insolvenz an. Ich habe schon damals diese Hilfen in dieser Kolumne als gigantische Fehlallokation kritisiert. Jetzt kommt die Quittung. Beides bleibt mir im Gedächtnis als Mahnmal für die Unfähigkeit des Staates, mit Geld richtig umzugehen. Es wäre an der Zeit, dass auch Politiker, wie jeder Unternehmer, haften für ihr Handeln. Ich wäre gerne bereit, dafür auch ein größeres Gehalt zu akzeptieren. Denn wenn du nur mit Nüssen fütterst, dann bekommst du eben auch nur Affen. Alleine die 700 verlorenen Millionen, für die kommende Rentnergeneration über 65 Jahre am Aktienmarkt angelegt, hätte über 100 Mrd. gebracht. Aber das 8. Weltwunder, den Zinseszinseffekt, kennt die Politik nur bei den Schulden und er wird leider bei der Anlage missachtet:

Missächtnis

Missachtet haben die Anleger auch den Crash nach oben, der seit dem 27. Oktober stattgefunden hat. Dax, S&P500, Gold, alles über 10% angestiegen. Tendenz steigend, Jahresendrally im vollen Gange. Wie weit trägt diese und welche Branchen haben noch mehr Potential? Beides habe ich im aktuellen ntv-Interview beantwortet, welches Sie sich hier ansehen können: Worauf Anleger jetzt setzen sollten. Das Missächtnis dieser Woche: Starke BIP Zahlen aus der US-Wirtschaft im dritten Quartal und weiter fallende Inflation in Deutschland. Und wenn Sie sich fragen, ob es das Wort Missächtnis überhaupt gibt, dann haben Sie gut aufgepasst, denn das Vermächtnis und das Gedächtnis sind die einzigen zwei Worte im Deutschen mit der Endung „-ächtnis“. Manchmal muss man eben erfinderisch sein, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Bis nächste Woche.

Ihr Volker Schilling

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