Schroders: Ein Preis für den Klimawandel

Wir werfen einen Blick auf politische Veränderungen, die die Kohlenstoffpreise in nächster Zeit beeinflussen werden.

25.10.2017 | 13:00 Uhr

Drei Monate nachdem Präsident Trump den Ausstieg aus dem Pariser Abkommen angekündigt hat, deuten Fortschritte an den Kohlenstoffmärkten darauf hin, dass weltweit erneute Anstrengungen unternommen werden, um die Herausforderung des Klimawandels zu meistern. Dieser Fortschritt dürfte sich unter anderem darin zeigen, dass Kohlenstoffemissionen durch Emissionshandel und CO2-Besteuerung die Unternehmen teuer zu stehen kommen könnten(1). Der Emissionshandel ist ein wichtiger Grundstein der Klimapolitik. Die Programme decken zunehmend in aller Welt Emissionen ab und stellen für Unternehmen eine immer größere Belastung dar. (1 Programme für den CO2-Handel beschränken die Gesamtemissionen der teilnehmenden Unternehmen und erlauben ihnen den Kauf und Verkauf von Emissionen zum gängigen Marktpreis. CO2-Steuern sind zwar einfacher, gelten aber als weniger wirtschaftlich effizient: Sie verhängen eine Strafe in Relation zu den Emissionen eines Unternehmens. In beiden Fällen geht die Emission von Treibhausgasen somit mit einer Geldstrafe einher.)

Der Klimawandel wird sich insbesondere über die Kohlenstoffpreise auf Branchen, Unternehmen und Investitionen auswirken. Preisanstiege in der Größenordnung, wie sie zum Erreichen langfristiger Klimaziele erforderlich sind, werden die Kostenstrukturen der Branchen grundlegend verändern und Wettbewerbsvorteile für besser aufgestellte Unternehmen schaffen.

China treibt zurzeit ein Programm voran, das nahezu 10 % der weltweiten Treibhausgasemissionen abdecken wird(2). Bislang ist noch unklar, ob die ursprünglich geplanten 7 bis 8 Mrd. Tonnen von Anfang an abgedeckt werden oder zunächst nur mit bestimmten Branchen begonnen wird. Doch sind allein die Emissionen des chinesischen Energiesektors in Höhe von 3,7 Mrd. Tonnen riesig, wenn man sie mit den 1,7 Mrd. Tonnen vergleicht, die vom EU-Emissionshandel abgedeckt werden. (2 Diese Maßnahme soll normalerweise im November 2017 in Kraft treten; aktuellen Presseberichten zufolge könnte die vollständige Umsetzung jedoch erst 2018 beginnen.)

In den USA gaben die neun Bundesstaaten hinter der Regional Greenhouse Gas Initiative im August bekannt, dass sie für 2021 bis 2030 eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 30 % anstreben. Da diese Initiative von den Bundesstaaten ausgeht, ist sie von den Beschlüssen der Regierung relativ unabhängig.

Der EU-Emissionshandel trat 2005 in Kraft und ist das größte Instrument seiner Art, das aber mit einem Überangebot an Zertifikaten zu kämpfen hat. Politiker erarbeiten derzeit strengere Bestimmungen für die Phase 4 des Programms, das 2020 in Kraft treten wird. Anfang September teilten Frankreich und Deutschland in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit, dass noch vor der UN-Klimakonferenz in Bonn im November eine Einigung zum europäischen Emissionshandelssystem erreicht werden soll. Unser Analyst für europäische Versorgertitel geht davon aus, dass die Verhandlungen zu einer sinnvollen Reform des Emissionshandels führen werden, was wiederum deutlich höhere Kohlenstoffpreise zur Folge hätte. Insbesondere die Empfehlungen des Ministerrats zur Reform der Stabilitätsreserve dürften das Überangebot wesentlich rascher als ursprünglich erwartet senken.

In den nächsten Monaten wird ein wichtiges Zeichen für die Zukunft der weltweiten Klimapolitik und die Höhe der Kohlenstoffpreise gesetzt. Politik ist immer ein komplexes und schwieriges Unterfangen, aber die ersten Schritte sind vielversprechend.

Anteil weltweiter Treibhausgasemissionen, der von Gebührenmodellen abgedeckt ist

Quelle: Schroders, Weltbank, März 2017


Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar.

Der Beitrag wurde am 13.10.17 auch auf schroders.com veröffentlicht.

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