Schroders: Die Klimaerwärmung und ihre Folgen für den Erdöl- und Erdgassektor

Aus unserer Analyse geht hervor, dass der Rückgang der Öl- und Gasproduktion durch geringere Investitionen in saubere Technologien neutralisiert wird. Das Climate Progress Dashboard deutet somit auf einen Temperaturanstieg um 4,1 °C hin.

12.02.2018 | 09:57 Uhr

Die Bekämpfung des Klimawandels macht Fortschritte. Der anhaltende Rückgang der Investitionen in Erdöl und Erdgas lässt auf eine geringere künftige Produktion schließen. Diese Verbesserungen wurden jedoch durch einen weltweiten Rückgang der Investitionen in saubere Technologien neutralisiert.

Dies sind die Ergebnisse unseres vierteljährlich aktualisierten Schroders Climate Progress Dashboard, das den Temperaturanstieg durch maßgebliche Faktoren des komplexen Klimageschehens verfolgt.

Regierungschefs in aller Welt haben sich verpflichtet, den langfristigen Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen.

Um diese Verpflichtung einzuhalten, sind in vielen Bereichen grundlegende Änderungen erforderlich.

Wir messen Fortschritte, indem wir Trends in maßgeblichen Bereichen mit dem Tempo vergleichen, das erforderlich wäre, damit die Weltwirtschaft für eine Reihe von möglichen Temperaturanstiegen gewappnet ist.

Veränderungen des Dashboards

Unter dem Strich hat sich seit unserem letzten Update im Oktober nicht viel verändert. Die Indikatoren deuten insgesamt weiterhin auf einen globalen Temperaturanstieg von 4,1 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau hin.

Innerhalb dieses Gesamtbildes haben sich durch aktualisierte Daten einige Veränderungen ergeben. So hat das öffentliche Interesse zugenommen, die Politik geht entschlossener vor und die Kohlenstoffpreise sind gestiegen. Für alle diese Faktoren gibt es jeweils eigene Temperaturindikatoren.

Der größte Rückschlag ist jedoch der Rückgang bei der Klimafinanzierung. Dieser Indikator deutet nun auf einen Temperaturanstieg von 4,6 Grad gegenüber 3,3 Grad im 3. Quartal hin.

Die Herausforderung, Anreize für Investitionen in Klimalösungen im erforderlichen Umfang zu schaffen, hat Politiker und Umweltschutzorganisationen stark beschäftigt. Im November besprachen die globalen Staatschefs Möglichkeiten der Investitionsförderung in Schwellenländern auf der COP23-Konferenz in Bonn, und bei der darauf folgenden One-Planet-Konferenz im Dezember war die Klimafinanzierung ein Schwerpunktthema.

Die Ziele sind in der Regel ehrgeizig, doch mit konkreten Maßnahmen tut man sich weiterhin schwer. Daten von Bloomberg New Energy Finance (1) zeigen, dass die Investitionen in saubere Energie Ende 2017 etwa auf den Stand von 2010 und damit weit unter den Höchststand des Jahres 2015 zurückgegangen sind.

Die Climate Policy Initiative stellt eine umfassende Analyse der Klimainvestitionen zusammen, die als Hauptquelle für das Climate Progress Dashboard herangezogen wird.

Sie gab im Oktober eine detaillierte Analyse heraus, die einen Rückgang der Investitionen um 12 % im Jahr 2016 bestätigte. Zum Aufbau der Infrastruktur einer kohlenstoffarmen Weltwirtschaft muss weitaus mehr investiert werden.

Diese Schwäche wurde andererseits durch die Erdöl- und Erdgasbranche ausgeglichen, die zunehmendem Druck ausgesetzt ist und allmählich strategisch darauf reagieren dürfte.

Einer unserer Indikatoren verfolgt die Investitionen der Erdöl- und Erdgasbranche, die vor Kurzem deutlich zurückgingen. Der voraussichtliche Temperaturanstieg aufgrund der Investitionen dieser Branche ging von 5,3 auf 3,9 Grad zurück.

Anhand eines Vergleichs der Investitionen der Branche in neue Projekte zusätzlich zu ihren bestehenden Vermögenswerten – abzüglich einer Wertberichtigung für die Verschlechterung älterer Felder – messen wir auf Grundlage der Investitionsausgaben der Branche die künftige Produktion und den damit einhergehenden Temperaturanstieg. Mit dem Rückgang dieser Ausgaben hat sich auch der diesbezügliche Temperaturanstieg rasch verringert.

Die Investitionen im Erdöl- und Erdgassektor sind im Zuge der steigenden Rohstoffpreise zurückgegangen.

Brent-Ölpreis und Investitionen im Jahresdurchschnitt im Vergleich zu den Vermögenswerten globaler Ölproduzenten

Quelle: Thomson Reuters Datastream, 19. Januar 2018.)

Unsere jüngsten Untersuchungen befassten sich mit den Herausforderungen für die Branche und der Bedeutung der Kapitaldisziplin als maßgeblichem Faktor für die künftige Rentabilität und Bewertung. Hier besteht noch Handlungsbedarf – die aktuellen Finanzberichte lassen auf ein künftiges Wachstum schließen, das einem Temperaturanstieg von knapp vier Grad entspricht – doch der Wandel ist vielversprechend.

Wir bei Schroders gehören zu denen, die von den weltweiten Branchenführern am nachdrücklichsten die Entwicklung strategischer Pläne zur globalen CO2-Beschränkung eingefordert haben. Wir haben diesen Druck bei Abstimmungen konsequent weiter ausgeübt. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich dieser Druck langsam auszahlt. In den vergangenen Monaten kündigte Exxon an, eine Analyse der Auswirkungen des Klimawandels und strengere Umweltschutzrichtlinien für das Unternehmen (2) zu veröffentlichen, und Shell hat sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionsintensität (3) der vom Unternehmen erzeugten Energie zu halbieren.

In Zukunft wird die Branche vor der entscheidenden Frage stehen, ob sie sich bei Investitionen zurückhalten soll, da Cashflows mit höheren Rohstoffpreisen steigen. Ein flüchtiger Blick auf die historische Tendenz der Branche, bei steigenden Preisen mehr zu investieren, legt nahe, dass Planung, Koordination und Voraussicht auf einem neuen Niveau erforderlich sind.

Die untenstehende Abbildung stellt die Entwicklung einiger der genannten Faktoren dar. Ausführliche Erläuterungen zu den einzelnen Faktoren finden Sie in unserem interaktiven Climate Change Dashboard (in englischer Sprache).

(Quelle: Schroders.)

https://about.bnef.com/blog/clean-energy-investment-3q-2017-trends/ 
https://www.sec.gov/Archives/edgar/data/34088/000003408817000057/r8k121117.htm
http://www.shell.com/investors/news-and-media-releases/investor-presentations/2017-investor-presentations/2017-management-day/_jcr_content/par/textimage_4658.stream/1511859179131/bb67379c52630381c1b2d22ba48420cee173ff12d3029a7d465ab22149a1d4a3/shell-faq-net-carbon-footprint-ambition.pdf

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