Aberdeen Standard: Keine neuen Impulse zum Klimaschutz von den G7 - was nun?

Neue Impulse gingen am Wochenende vom Treffen der G7 in Cornwall in Sachen Klimaschutz nicht aus: Die USA sind wieder an Bord und man will am Ziel, die Klimaerwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen, festhalten. Damit wurde lediglich der Status quo wieder hergestellt bzw. bestätigt. Entsprechend dürfte die Klimakonferenz COP 26, die im November im schottischen Glasgow stattfinden wird, die wichtigste Konferenz seit einer Generation werden.

14.06.2021 | 15:45 Uhr

Aus diesem Anlass formuliert Jeremy Lawson, Chefökonom und Leiter des Research Institute von Aberdeen Standard Investments, die aus Sicht der Aberdeen Standard-Experten wichtigsten Schritte und erläutert seine Gedanken zu den politischen Erwartungen, den Ergebnissen des Aberdeen Standard Investments-Klimapolitik-Index und was dies für Investoren bedeutet.

Die aus Sicht der Aberdeen Standard-Experten wichtigsten Empfehlungen, um die Glaubwürdigkeit des Pariser Abkommens wiederherzustellen, sind die folgenden:

  • Die Länder erhöhen ihre Emissionsminderungsziele, so dass der Gesamtumfang der globalen Emissionen mit einer Begrenzung der Temperaturen auf unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau vereinbar ist.
  • So viele fortgeschrittene Volkswirtschaften wie möglich verpflichten sich zu Netto-Null-Zielen für 2040. Dies entlastet die Schwellenländer und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Ziele von Paris erreicht werden.
  • Die Regierungen untermauern ihre Ziele durch verbindliche Gesetze. Dies muss strengere Kohlenstoffpreise, eine gemeinsame Politik auf allen Regierungsebenen und höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Bereich "Zero Carbon" beinhalten.
  • Die regressiven Auswirkungen höherer Kohlenstoffpreise werden durch die Umleitung der Einnahmen in progressive politische Initiativen ausgeglichen, einschließlich einer Reform der Steuer-Transfer-Systeme.
  • Die Unterzeichner verdreifachen die Größe des Green Climate Fund (GCF) und beschleunigen den Sustainable Development Mechanism (SDM), um den gerechten Übergang zu unterstützen.
  • Die Unterzeichner implementieren klare Rahmenwerke und Standards für die Offenlegung von Klimadaten, in Übereinstimmung mit der Task Force on Climate-related Financial Disclosures.

Jeremy Lawson erläutert die Empfehlungen wie folgt:

"Die G7- und G20-Mitglieder müssen ihre Bereitschaft signalisieren, sich in diese Richtung zu bewegen und eine starke Botschaft an den Rest der Welt senden, dass die größten Volkswirtschaften und Emittenten bereit sind zu handeln, um den Klimawandel zu begrenzen. In den fünf Jahren seit dem Pariser Abkommen sind die globalen Treibhausgasemissionen weiter gestiegen und werden ihren Höhepunkt möglicherweise erst 2022 erreichen, was noch drastischere Emissionssenkungen erfordert, um die Ziele von Paris zu erreichen. Trotz der ehrgeizigen Ziele des Pariser Abkommens wurden die national festgelegten Beiträge (NDCs) zur Unterstützung der Temperaturziele um mindestens 80 % verfehlt. Die aktuellen Zusagen lassen die Welt auf dem Weg zu einer Erwärmung von 2,4 Grad zurück - mit allen Schäden, die dieses Ergebnis mit sich bringt.

Nachhaltige Emissionsminderungen erfordern ein breites politisches Engagement, das durch eine klare Gesetzgebung gestützt wird. Deshalb haben wir den Aberdeen Standard Investments Climate Policy Index für die wichtigsten Industrieländer entwickelt. Unsere Arbeit zeigt, dass die meisten entwickelten Länder Fortschritte bei der Dekarbonisierung gemacht haben, aber es gibt immer noch keine Länder mit vollständig glaubwürdigen Net Zero 2050-Strategien. Schweden und Dänemark sind derzeit führend, indem sie Klimainitiativen in alle politischen Entscheidungen einbeziehen.

Dieser politische Hintergrund, in dem die globalen Emissionsreduktionsziele unzureichend sind und es an Glaubwürdigkeit mangelt, ist für die Investorengemeinschaft von enormer Bedeutung. Ein wichtiges Ziel des Pariser Abkommens war es, sicherzustellen, dass die Finanzströme mit den Temperaturzielen des Abkommens vereinbar sind. In der Folge wurden die Akteure der Finanzindustrie und die Unternehmen, in die sie investieren oder denen sie Kredite gewähren, dazu angehalten, ihre Kapitalallokationsentscheidungen an den Pariser Zielen auszurichten. Wenn die globale Politik aber nicht an diesen Zielen ausgerichtet ist, werden es auch die vom Finanzsektor gelenkten Kapitalströme nicht sein. Dies ist ein Hauptgrund, warum die meisten Netto-Null-Zusagen von Investoren und Unternehmen mit dem Vorbehalt versehen sind, dass sie von der Ausrichtung der Regierungspolitik an den Zielen des Pariser Abkommens abhängig sind.

Unsere Empfehlungen sind ehrgeizig, aber erreichbar, und der Nutzen ist unschätzbar. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat gezeigt, dass eine Netto-Null-Umstellung bis 2050 die wirtschaftliche Aktivität anheben und nicht senken könnte. Die wirtschaftlichen Kosten der Untätigkeit, ganz zu schweigen von den sozialen, gesundheitlichen und ökologischen Auswirkungen, sprechen sogar noch mehr dafür, jetzt viel mehr zu tun."

Diesen Beitrag teilen: