Edmond de Rothschild: Folgen eines Brexit für Europa

Weshalb die EU bei einem Brexit weniger zu verlieren hat als Großbritannien.

13.06.2016 | 11:31 Uhr

Welche Folgen hat ein Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) für Europa? Mit dieser Frage beschäftigt sich Philippe Uzan, Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Management, im letzten Teil seiner dreiteiligen Brexit-Serie.

„Ein Brexit würde für erhebliche Verwirrung und Unsicherheit sorgen. Die Konsequenzen für die EU sind allerdings beherrschbar. Großbritannien ist mit einem BIP-Beitrag von 16 Prozent die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU. Besonders beachtenswert ist, dass Großbritannien 44 Prozent seines Außenhandels mit der EU abwickelt, während nur 8 Prozent der EU-Exporte nach Großbritannien gehen“, sagt der Anlageexperte Philippe Uzan. 

Sollte sich Großbritannien wiederum für einen Verbleib in der EU entscheiden, dürften sich die Konsequenzen von David Camerons riskantem politischem Spiel erheblich darauf auswirken, wie die EU geführt wird: „Die Zugeständnisse, die Cameron auf dem Brüsseler Gipfel mit Geschick erreicht hat, schwächen die EU, weil damit die Tür zu einem Europa à la carte geöffnet wurde. Euroskeptische Parteien sind auf dem europäischen Kontinent fast überall auf dem Vormarsch und die demokratische Übung in Form eines Referendums über die EU-Mitgliedschaft könnte für sie zu einem Emblem werden“, so Uzan. 

Laut der Website Number Cruncher in Politics liegt die Wahrscheinlichkeit eines Brexit derzeit bei unter 20 Prozent. Die Dynamik der Kampagne entwickelt sich allgemein zuungunsten der Brexit-Befürworter. „Fehlende Klarheit über die grundlegenden Folgen eines EU-Austritts könnte durchaus Wähler abschrecken, die wissen wollen, was genau auf dem Spiel steht. Für unentschlossene Wähler führt der Weg des geringsten Widerstandes nicht zum Brexit. Vielmehr dürfte sie ihre mangelnde Überzeugung dem Status quo näher bringen.

Natürlich könnten unvorhergesehene Ereignisse in den verbleibenden Tagen den Ausgang des Referendums in letzter Minute beeinflussen. Die Wähler werden nicht allein durch rationale Überlegungen motiviert. Offenbar sind emotionale Aspekte, die in der Brexit-Debatte mitschwingen, jedoch nicht stark genug, um ein Mehrheitsvotum herbeizuführen“, beobachtet der Anlagespezialist aus dem Hause Edmond de Rothschild Asset Management. 

Lesen Sie im dritten Teil der Brexit-Analyse, weshalb die EU bei einem Brexit weniger zu verlieren hat als Großbritannien.

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