Mainberg Asset Management: Beobachtungen zum Scout24 Angebot

Fonds

Scout24 AG - Krimi: Qualität des Unternehmens und Verhandlungsführung des Bieters lassen Angebot scheitern.

16.05.2019 | 09:29 Uhr

Das den Aktionären der Scout24 AG am 28. März 2019 von Hellman&Friedman und Blackstone vorgelegte Angebot über 46,00 EUR pro Aktie ist gescheitert. Nur 28,48% der Aktien wurden während der Annahmefrist bis zum 09. Mai 2019 angedient, weitere 6,23% der Aktien konnte das Bieterkonsortium über die Börse kaufen. Die Bedingung einer Annahmequote von mehr als 50% der Aktien wurde damit sogar deutlicher verfehlt als die abschließende Pressemitteilung des Bieterkonsortiums auf den ersten Blick suggeriert. So wurden weitere 7,74% der Stimmrechte von einem Hedge Fund bloß in Form einer Stimmrechtsvertretung ausgeliehen und konnten in die Berechnung der Annahmeschwelle einbezogen werden, ohne dass aber wohl das wirtschaftliche oder rechtliche Eigentum an den Aktien an den Bieter übergegangen wäre.

Es dürften vor allem langfristig denkende Investoren gewesen sein, die keinen Gefallen an dem Angebot von Hellman&Friedman und Blackstone gefunden haben. Darunter befinden sich Pensionskassen, Versicherer und andere hochprofessionelle institutionelle Anleger, die nicht unter dem Verdacht stehen, sich von kurzfristigen Eindrücken leiten oder gar beeindrucken zu lassen. Jeder Einzelne mag sich die Frage gestellt haben, was er mit dem Geld eigentlich anfangen würde, wenn er die Aktien verkauft hat. Einfach in die nächste Scout24 investieren? Unmöglich – es gibt nach Geschäftsmodell, Region und Marktanteilen kein vergleichbares Unternehmen, worin ein Großteil des Werts dieses Assets steckt. Die Bieter haben sich darüber getäuscht, wie sehr die Aktionäre ihr Unternehmen wertschätzen.

Dann sind da noch die kurzfristig orientierten Aktionäre, die man mit betont harter Kommunikation in den Griff bekommen wollte. Nach einer Pressemitteilung des Bieterkonsortiums vom 30. April 2019 seien Aktionäre der Scout24 AG an sie herangetreten und hätten einen höheren Preis gefordert, den man aber nicht zahlen würde. Besonders hart klingt die darauffolgende Pressemitteilung vom 05. Mai 2019, in der angedroht wurde, dass es im Fall des Scheiterns des Angebots kein weiteres Angebot durch denselben Bieter für mindestens 12 Monate geben würde und dass im Fall des erfolgreichen Angebots für die Dauer von 24 Monaten kein Unternehmensvertrag geschlossen werden würde. Im Klartext: Gebt uns Eure Aktien oder erleidet einen Kursverlust. Ein Schuß, der offensichtlich nach hinten losging, denn es dürfte nun den Bietern zumindest nicht gesichtswahrend möglich sein, davon wieder abzurücken.

Scout24 wird im Gespräch bleiben. Die Qualität des Unternehmens und der hohe Free Float werden das Interesse hochhalten. Auch für Hellman&Friedman und Blackstone ist der Fall noch nicht abgeschlossen, denn ihre während der Angebotsfrist gekauften 6,23% der Aktien werden sie nicht unter dem Preis verkaufen wollen, den sie selbst geboten haben.

Der Autor Robert Hillmann ist Geschäftsführer der Mainberg Asset Management GmbH. Im Rahmen dieser Gesellschaft berät er den Mainberg Special Situations Fund HI (I: DE000A2JQH97; R: DE000A2JQH89). Dieser Fonds setzt auf europäische Aktien, die von Events und Sondersituationen profitieren. Hierzu gehören naturgemäß auch Mergers & Acquisitions. Weitere Informationen unter https://mainberg.fund/

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