CTI: Trotz widersprüchlicher Signale gute Fortschritte Chinas auf dem Gebiet des verantwortlichen Investierens

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China ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits ist das Land der weltweite Spitzenreiter beim Ausbau erneuerbarer Energien, denn seine im letzten Jahrzehnt neu installierte Kapazität (in Gigawatt) ist sowohl im Bereich der Wind- als auch der Solarkraft mehr als doppelt so hoch wie die seines nächsten Verfolgers (Abb. 1), andererseits hat es aber auch im selben Zeitraum im internationalen Vergleich die meiste zusätzliche Kohlekraftkapazität aufgebaut, unter anderem fast viermal so viel wie Indien.

04.10.2021 | 10:19 Uhr

Die chinesische Regierung hat ihre Absicht bekundet, zum Ende des laufenden Fünfjahresplans 2025 den Höhepunkt des CO2-Ausstoßes zu erreichen.

Neue Kohlekraftwerke mit einer Lebensdauer von 40 Jahren passen jedoch nicht gut zu dem Ziel, bis 2060 klimaneutral zu werden. China ist ein sehr fortschrittliches Land, das riesige Möglichkeiten bietet, aber auch widersprüchliche Signale aussendet.In absoluten Zahlen trägt China am meisten zu den weltweiten Emissionen bei.1 Dies ist jedoch hauptsächlich auf seine Größe zurückzuführen. Betrachtet man den CO2-Ausstoß pro Kopf, so liegt das Niveau deutlich unter dem der USA und entspricht in etwa dem der EU. Der große Unterschied ist jedoch, dass in der EU nach über einem Jahrhundert steigender Emissionen nun der Trend nach unten weist, während dies für China nicht gilt (Abb. 2). Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt des nationalen Emissionsvergleichs ist, dass es sich um produktionsbezogene Zahlen handelt.Emissionen, die durch die Produktion von Gütern in China verursacht werden, fließen also auch dann in den Fußabdruck Chinas ein, wenn diese Güter in der EU oder den USA konsumiert werden. Würde man die konsumbezogenen Emissionen pro Kopf betrachten, so würde China vermutlich viel besser abschneiden als die EU, die USA und das Vereinigte Königreich.

Angesichts der neuen Klimaneutralitätsziele Chinas und seiner bestehenden Spitzenposition im Bereich der erneuerbaren Energien (das Land produziert 70 % aller Sonnenkollektoren und die Hälfte der Elektrofahrzeuge weltweit und liefert einen Großteil vieler für die Batterietechnologie relevanter Rohstoffe) überrascht es nicht, dass Anleger den chinesischen Markt für erneuerbare Energien stärker ins Visier nehmen.Das wachsende Anlegerinteresse, insbesondere seitens der Anleger, die ganz bewusst auf ökologische und soziale Aspekte sowie eine gute Unternehmensführung (Environmental, Social and Governance, ESG) achten, hat dazu geführt, dass die Unternehmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung mehr Aufmerksamkeit widmen. 

So ist derzeit der Einsatz von Zwangsarbeit in den Lieferketten ein besonders prominentes und heikles Thema.Gegen Ende 2021 wird voraussichtlich ein ausführlicherer Dekarbonisierungsfahrplan bekannt gegeben. Dieser könnte etwas mehr Klarheit über die Zukunft der Kohle schaffen und wird sich wahrscheinlich auf drei Bereiche konzentrieren: die CO2-Bepreisung, das grüne Finanzwesen und Investitionen in den technischen Fortschritt. Diese Entwicklungen bergen das Potenzial, dem jetzt schon äußerst positiven Szenario zusätzlichen Schub zu verleihen.Das Marktvolumen der Anlagemöglichkeiten ist enorm. Laut Prognosen der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (International Renewable Energy Agency, IRENA) wären bis 2050 8.519 Gigawatt Solarstromleistung erforderlich, um die Erderwärmung gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen auf weniger als 2 °C zu begrenzen. 

Dies entspricht einer Verachtzehnfachung gegenüber dem Niveau von 2018.5Mehr als die Hälfte der gesamten installierten Solarstromleistung wird sich voraussichtlich auf Asien und dort überwiegend auf China konzentrieren, während der Anteil Nordamerikas und Europas nur auf 20 % bzw. 10 % geschätzt wird. Die Vorhersagen für die Onshore-Windkraft weisen in dieselbe Richtung. Hier ist bis 2050 eine Leistung von 5.044 Gigawatt und damit eine Verneunfachung gegenüber dem Stand von 2018 erforderlich. Die IRENA prognostiziert, dass sich über die Hälfte dieser Kapazität ebenfalls in Asien befinden wird.

Angesichts der aktuellen Ankündigungen, die auf einen Sinneswandel bezüglich der Energiewende hindeuten, der Verbesserung der Transparenzstandards und der beachtlichen Vielfalt an Chancen sind wir der Meinung, dass sich eine Beobachtung des chinesischen Markts lohnen kann. Vor allem für ESG-orientierte, internationale Anleger steht dies jedoch unter dem Vorbehalt, dass die Lieferketten garantiert nichts mit den Menschenrechtsverletzungen zu tun haben, denen die Uiguren in Xinjiang ausgesetzt sind.

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